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Neuer Landesbischof Christian Kopp: "Bezeichnung Gute-Laune-Bischof empfand ich als etwas ungerecht"

Interview

"Bezeichnung Gute-Laune-Bischof empfand ich als etwas ungerecht"

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    "Das kann doch gar nicht wahr sein!": Christian Kopp wurde am Donnerstagnachmittag in München zum neuen evangelischen Landesbischof gewählt.
    "Das kann doch gar nicht wahr sein!": Christian Kopp wurde am Donnerstagnachmittag in München zum neuen evangelischen Landesbischof gewählt. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Herr Kopp, am Donnerstagnachmittag stand nach Tagen der Ungewissheit fest, dass Sie neuer evangelischer Landesbischof sind. Haben Sie das eigentlich schon realisiert?

    Christian Kopp: Ich bin gerade ein bisschen zwischen den Welten. Es wird mir gesagt, und ich glaube es auch. Doch dann denke ich mir wieder: "Das kann doch gar nicht wahr sein!"

    Die Wahl war eng, im fünften Wahlgang am Montag gab es sogar ein Patt. Dachten Sie einmal an Rückzug?

    Kopp: Ja, natürlich. Ich habe immer wieder überlegt, was das Beste für die Kirche ist, das ich tun kann. Denn es geht ja nicht um mich. So dachten auch viele Synodale. Sie sagten mir in den vergangenen Tagen immer wieder: "Bleiben Sie dabei!"

    Vielfach äußerten Beobachter, die Landessynode – das Kirchenparlament – sei gespalten.

    Kopp: Das trifft überhaupt nicht zu. Es standen vier Kandidierende zur Wahl, und dann gab es eine demokratische Entscheidung. Das ist doch ganz normal.

    Ihr Vorgänger, der noch amtierende Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, sprach von Wunden, die es jetzt zu heilen gelte.

    Kopp: Die gibt es gewiss bei meinen drei Mitbewerberinnen und Mitbewerbern. Wir standen alle in den vergangenen Wochen in einer großen Öffentlichkeit, mussten uns präsentieren. Das war für alle von uns anstrengend. So etwas kostet Kraft, gerade wenn man dann nicht gewählt wird. Daher geht es jetzt um das Miteinander.

    Die Landshuter Dekanin Nina Lubomierski (links) kam bis in den siebten Wahlgang. In dem schaffte Christian Kopp die erforderliche absolute Mehrheit der Stimmen. In der Mitte: der noch amtierende Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm.
    Die Landshuter Dekanin Nina Lubomierski (links) kam bis in den siebten Wahlgang. In dem schaffte Christian Kopp die erforderliche absolute Mehrheit der Stimmen. In der Mitte: der noch amtierende Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Werden Sie Ihre Mitbewerberin, die Landshuter Dekanin Nina Lubomierski, die mit Ihnen in den entscheidenden siebten Wahlgang kam, künftig in besonderer Weise einbinden?

    Kopp: Sie ist ja schon als Dekanin und als stellvertretende Regionalbischöfin in besonderer Weise mit in die Leitung unserer Kirche einbezogen. Wissen Sie: Wir brauchen alle, gerade auch jede und jeden der Kandidierenden. Wir vier stehen in gutem Kontakt miteinander.

    Was werden Sie nun als Erstes tun? Welchen Akzent wollen Sie setzen?

    Kopp: Der Akzent ist bereits gesetzt. Schon seit 2016 mit unserem großen Zukunftsprozess "Profil und Konzentration". In diesem Jahr gibt es ein Projekt, das sich mit unserer Kommunikation nach innen und außen befasst. Das ist mir sehr wichtig. Und jetzt machen wir auf allen Ebenen weiter. Mir ist dabei für meine Arbeit wichtig: Ich mache nie etwas allein. Deshalb bin ich auch Pfarrer geworden.

    Die evangelische Kirche befindet sich in schwierigen Zeiten und einem nicht minder schwierigen Reformprozess. Wie wollen Sie da alle mitnehmen?

    Kopp: Ich werde gewiss regelmäßig Dekanate und Organisationen unserer Kirche besuchen. Dafür hat sich schon Heinrich Bedford-Strohm sehr viel Zeit genommen. Es ist eine unabdingbare Aufgabe: Wir müssen die Menschen zusammenbringen.

    Werden Sie sich ähnlich wie er in politische Debatten einmischen?

    Kopp: Ich bewundere Heinrich Bedford-Strohm für die Art, wie er Themen setzen konnte. Und das in schwierigen Jahren. Denken Sie nur an die sogenannte Flüchtlingskrise. Er hat unsere Themen sehr prägnant in die Öffentlichkeit gebracht, und eines unserer Hauptthemen ist das Wohl von Menschen, die immerwährende Suche nach Gerechtigkeit. Da dürfen wir nicht nachlassen, auch ich als Landesbischof werde da nicht nachlassen.

    Hat er Ihnen einen Rat mit auf den Weg gegeben?

    Kopp: Ich bin seit knapp dreieinhalb Jahren in München als Regionalbischof – Heinrich und ich wohnen im gleichen Haus. Wir befinden uns also in einem sehr intensiven Austausch. Er ist voller Energie, und ich werde ihn darin unterstützen, seine Amtszeit, die bis Ende Oktober geht, gut abzuschließen.

    Was sagt denn Ihre Frau, die selbst Pfarrerin ist, zu Ihrer neuen Aufgabe? Das Amt wirkt sich bestimmt massiv auf das Leben Ihrer Familie aus.

    Kopp: Meine Frau ist schwer in mich verliebt, und ich bin schwer in sie verliebt. Und das sind wir schon ziemlich lange. Als ich anfangs noch ein wenig gezweifelt habe, hat sie bereits gesagt: "Ich kann mir das gut vorstellen." Aber klar: Sie findet es schon auch ein bisschen verrückt.

    Was wäre aus Ihnen geworden, hätten Sie den Weg eingeschlagen, den Ihr Vater für Sie vorsah? Er hatte Sie bei der Sparkasse Garmisch-Partenkirchen zu einer Lehre angemeldet. Sie zogen das Theologie-Studium in München vor.

    Kopp: Daran muss ich oft denken. Ich bin jedenfalls froh, auf welchen Weg mich Gott geführt hat.

    Sie versuchen immer wieder, Mut zu verbreiten. Woher nehmen Sie Ihre Zuversicht, Ihren Optimismus?

    Kopp: Aus meinem Glauben, der mich fröhlich macht und mich selbst in angespannten Situationen, wie jetzt während der Landessynode, ruhig schlafen lässt. Diesen tiefen Glauben hatten schon meine beiden Großmütter und meine Mutter, die aus Memmingen stammen. Was ich einmal als etwas ungerecht empfand, ist die Bezeichnung "Gute-Laune-Bischof". Denn ich bin ja auch Menschen nahe, die katastrophale Erlebnisse hatten. In meinem Leben habe ich fast 1200 Menschen bestattet. Trotzdem: Jeder Tag ist ein Geschenk, das spüre ich ganz tief in mir.

    Zur Person Christian Kopp wurde am 15. Oktober 1964 in Regensburg als Sohn eines Diakons geboren und wuchs in Garmisch-Partenkirchen auf. 1994 wurde er in Ingolstadt ordiniert. Nach fast 20 Jahren als Pfarrer und in anderen Funktionen in Nürnberg wurde er 2019 Regionalbischof im Kirchenkreis München und Oberbayern.

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