Frau Baumgartner, Sie haben neuerdings diplomatischen Status. Wie fühlt man sich da?
Monika Baumgartner: Diplomatischen Status? Wie meinen Sie das?
Weil Sie jetzt doch Botschafterin sind.
Baumgartner: Das ist wahr, Botschafterin für die Stiftung „Kulturerbe Bayern“. Bei mir ist das dadurch entstanden, dass mein Lebensgefährte einer der acht Stiftungsgründer war. Und so kam man auf mich, weil ich mit meinem Heimatland Bayern auch einiges zu tun habe.
Sie haben gleich zugesagt?
Baumgartner: Natürlich. Ich finde es gut, wenn es neben staatlichen Aktivitäten wie dem Denkmalschutz auch private Initiativen gibt, damit Geld gesammelt wird, mit dem bayerische Kulturgüter erhalten werden können. Denn vieles fällt ja nicht unter den Status Denkmalschutz und ist trotzdem erhaltenswert. Auch fehlt manchmal Geld. Und da kann man dann mit der Stiftung „Kulturerbe Bayern“ einspringen. Mich hat es gefreut, dass die mich gefragt haben.
Ist ja auch eine gute Sache.
Baumgartner: Ja, es ist ein gemeinnütziger Verein, den es seit 2015 gibt. Und es braucht Menschen, die sich für so etwas engagieren, damit man beispielsweise alte Wirtschaften vor dem Abriss retten kann. Da packen Privatleute an, die mithelfen, so etwas zu erhalten. Das ist das Fantastische an der Sache.
Wie lange ist man denn Botschafterin für das Kulturerbe Bayerns?
Baumgartner: So lange, bis der oder die nächste kommt. Ich bin die fünfte Botschafterin. Es ist interessant, Menschen kennenzulernen, die sich um solche Projekte kümmern. Ich habe selbst einen Bezug zum Handwerklichen und hatte schon mit meinem ersten Mann eine Firma für Dekobau. Ich bin auch Lkw gefahren und habe schweißen gelernt. Mit meinem allerersten Freund habe ich im Chiemgau sogar einen alten Bauernhof restauriert. Kurz und gut: Ich bin also schon sehr affin zu dem Thema. Mich fasziniert es, wie man alten Dingen ein neues, passendes Gesicht geben kann.
Andere sagen, reißt doch das alte Gemäuer ab!
Baumgartner: Ja, manche Leute meinen, alte, feuchte Häuser sollten einfach abgerissen werden. Da würde es nicht mehr lohnen, Geld und Energie hineinzustecken. Aber wenn man dann sieht, dass es doch möglich ist, sie zu retten, ist es wunderbar. Es ist ein tolles Gefühl, so etwas wiederherzustellen.
Was ist für Sie neben erhaltenswerten Gebäuden ein wichtiges Kulturgut, eine wichtige Tradition?
Baumgartner: Das kann ich so gar nicht sagen. Ob das Theaterstücke sind, Bräuche oder etwas Wissenschaftliches. Es hat jedenfalls viel mit Wertschätzung des traditionell Bestehenden zu tun und der Frage: Was ist wichtig, dass es erhalten bleibt? Man will etwas weitergeben an die nächsten Generationen. Wir sehen ja gerade durch den Ukraine-Krieg, wie wichtig Heimat ist. Millionen Menschen verlieren dort aktuell ihre Heimat.
Wie ist Ihr Verhältnis zu Ihrer Heimat Bayern?
Baumgartner: Ich bin inzwischen 70 Jahre, hier geboren, hier aufgewachsen. Ich lebe in München. Da können Sie sich schon vorstellen, dass ich hier zu Hause bin und mich wohlfühle. Sonst würde ich auch diesen Botschafterinnenjob nicht machen. Ich bin jetzt keine, die dauernd im Dirndl herumläuft; aber ich setze mich mit dem Thema Heimat auseinander. Meine wichtigsten Schauspielprojekte waren fast alle im Dialekt, selbst in Hamburg im Thalia-Theater oder im Mannheimer Nationaltheater. Aber egal, ob das Sächsisch, Schwäbisch, Fränkisch oder Plattdeutsch ist – Menschen, die Dialekt sprechen, sind immer fester in ihrer Heimat verwurzelt. Ich finde diese Vielfalt wunderbar.
Sie waren in vielen beliebten Serien mit dabei, von „Pumuckl“ und „München 7“ bis zum „Bergdoktor“ und „Tatort“. Spielen Sie lieber in bayerischen Serien, oder nehmen Sie die Angebote, wie sie kommen?
Baumgartner: Ich freue mich über Angebote, die mich inhaltlich wirklich interessieren. Vor zwei Jahren habe ich beispielsweise auf der Burg in Kufstein „Anatevka“ gespielt und gesungen, das war eine tolle Herausforderung, als Schauspielerin mit Damen und Herren der Wiener Volksoper arbeiten zu können. Das hat mir Spaß gemacht. Ab Mai geht es mit dem „Bergdoktor“ wieder weiter. Es ist das Schöne an meinem Beruf, dass ich in meinem Alter überhaupt noch arbeiten darf. Andere sind da längst in Rente und versauern auf dem Sofa.
Langweilig wird Ihnen nicht?
Baumgartner: Nein, wirklich nicht. Meine Mutter ist ja erst im vergangenen Jahr gestorben, da bin ich noch am Aufarbeiten. Letzte Woche ist erst das Kreuz gesetzt worden. Mit meiner Schwester, mit der ich zusammen ein Raumausstattungsgeschäft habe, war ich auch erst letzte Woche auf Montage. Ich bin niemand, der nur zu Hause sitzt. Ich bin eher ein umtriebiger Mensch.
Sie sind im vergangenen Jahr 70 geworden. Hat sich dadurch in Ihrem Leben etwas verändert?
Baumgartner: Eigentlich nicht. Das kam ja auch nicht wirklich überraschend. Meine Oma hat gesagt: Alle Leute wollen alt werden, aber keiner will alt sein. Man merkt mit 70 schon, dass man keine 50 mehr ist. Trotzdem – alt fühle ich mich noch nicht.
Zur Person: Monika Baumgartner wurde als Tochter einer Buchhalterin und eines Postbeamten in München geboren. Sie lebt mit ihrem Mann Johann Böhmer in Gröbenzell. Gemeinsam mit ihrer Schwester betreibt sie ein Raumausstattungsgeschäft.