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Monika Gruber im Interview: "Müssen auch mal flockigen Witz machen können"

Interview

"Wir müssen auch mal einen flockigen Witz machen können"

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    "Manchmal denke ich, wenn ich die Zeitung aufschlage, ich werde meines Berufes beraubt", sagt Kabarettistin Monika Gruber.
    "Manchmal denke ich, wenn ich die Zeitung aufschlage, ich werde meines Berufes beraubt", sagt Kabarettistin Monika Gruber. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Frau Gruber, Sie haben vor ein paar Jahren zusammen mit dem Journalisten und Autor Andreas Hock den Bestseller „Und erlöse uns von den Blöden“ geschrieben. Wie ist es: Hat der Herrgott den Wunsch erfüllt?
    MONIKA GRUBER (LACHT): Nein, leider nicht. Im Gegenteil, ich habe eher das Gefühl, es wird immer schlimmer. Aber vielleicht ist das auch nur ein subjektiver Eindruck. Manchmal denke ich, wenn ich die Zeitung aufschlage, ich werde meines Berufes beraubt. Hören Sie nur mal Herrn Habeck zu: Das ist ja oft Realsatire vom Feinsten, das kann man gar nicht mehr satirisch überhöhen. Und wenn ich höre, dass in Augsburg eine queere Studentenvereinigung "Gloryholes" in den Toiletten wünschen (Löcher, durch die Studierende Sex haben können, ohne sich zu sehen/Anm. d. Red), dann ertappt man sich im ersten Moment dabei, dass man die ganze Chose sofort für wahr hält, weil sich aktuell die Spirale des Wahnsinns gefühlt immer schneller dreht – selbst wenn sie, wie hier, wohl als Scherz gemeint war.

    Und Sie haben zur Einordnung dieser zeitgeistlichen Erscheinungen ein neues Buch veröffentlicht. „…hier bekommt jeder sein Fett weg“, heißt es in der Ankündigung. Ist das eine Generalabrechnung mit der Gesellschaft?
    GRUBER: Nein, es ist eher eine Zustandsbeschreibung.

    Für Sie also eine Art Seelenreinigung. Sie legen den Finger in die Wunden der Gesellschaft, auch zum Thema Migration. Die Bundesregierung hat gerade ein Maßnahmenpaket verabschiedet. Reicht das, um das Thema zu befrieden?
    GRUBER: Es kommt vielleicht ein bisschen spät, vielleicht sogar zu spät. Bei uns in Deutschland agieren wir ja immer erst, wenn das Kind schon im Brunnen liegt. Das Thema Migration gärt nun seit acht Jahren vor sich hin. Die Zuwanderungsgesetze werden seitdem fortlaufend missachtet und auf europäischer Ebene wird immer nur etwas von "Verteilung innerhalb der EU" gefaselt, was natürlich nie geschehen ist und auch nie geschehen wird, weil einige Länder sich die laxe Zuwanderungspolitik Deutschlands nicht aufzwingen lassen wollen.

    Aber es gibt natürlich auch viele "echte" Fluchtgründe wie den Krieg in der Ukraine.
    GRUBER: Um Gottes willen! Wenn jemand wegen Krieg wie in der Ukraine aus seinem Land fliehen muss, dann ist ja eine Aufnahmebereitschaft da. Aber es ist halt so, wie es der frühere Bundespräsident Joachim Gauck formuliert hat: "Das Herz ist weit, die Aufnahmefähigkeit begrenzt." Ich denke, der Strom der Flüchtlinge wird ja nicht abreißen, und wir sind mittlerweile leider so weit, dass es nicht mehr so weitergehen kann.

    Sie haben einen Warnhinweis wie auf Zigarettenschachteln für die Leser Ihres neuen Buches angebracht. Ihr Humor könne auf politisch korrekte Menschen verstörend wirken. Inwiefern?
    GRUBER: Diese politisch überkorrekten Menschen sind das neue Spießertum. Sie zeichnen sich immer durch mangelnde Selbstironie und mangelnden Humor aus. Diese selbst ernannten Moralhüter, die können nicht über sich selbst lachen und folglich auch nicht über andere. Wir müssen aber wieder dahin, auch mal einen flockigen Witz machen zu können, mit dem Risiko zu überziehen. Das muss in einer freiheitlichen Gesellschaft so sein.

    Und wie ist es mit Frauenrechten?
    GRUBER: Ich war schon immer eine, die sich für Frauenrechte eingesetzt hat. Man kann sogar sagen, ich bin eine Frauenfrau. Aber wenn man als Mann sich nicht mehr flirten traut, weil man Angst hat, das könnte als übergriffig ausgelegt werden, dann geht das allmählich in einen miefigen Neupuritanismus über, der mir persönlich nicht gefällt. Außerdem sollten wir Frauen uns als Allererstes fragen, ob wir untereinander nicht etwas solidarischer sein sollten, anstatt ständig dem anderen Geschlecht sexistisches Verhalten zu unterstellen.

    Wo ist bei Ihnen die Grenze?
    GRUBER: Ich habe 14 Jahre meines Lebens gekellnert, da bin ich einiges gewöhnt. Ein lockerer Spruch oder eine leichte Berührung waren nie ein Problem für mich. Aber natürlich gibt es diesen Punkt, wo es übergriffig wird und man klare Grenzen setzen muss. Sexuelle Belästigung ist natürlich keine Lappalie. Ich glaube nur, dass dies jede Frau unterschiedlich empfindet. Ich jedenfalls konnte mich immer ganz gut wehren und möchte nicht ständig mit erhobenem Zeigefinger erzählt bekommen, was angeblich nicht mehr sagbar ist. Und wo kommen wir hin, wenn ich überlegen muss, ob mein Faschingskostüm politisch korrekt ist? Das hat so einen totalitären Beigeschmack. Ich glaube, die wenigsten Menschen wollen ständig bevormundet werden.

    Zusammen mit Hubert Aiwanger haben Sie im Juni viel politischen Staub aufgewirbelt. Wie war das bei der Demonstration in Erding gegen das neue Heizungsgesetz?
    GRUBER: Ich war über das Bashing hinterher regelrecht schockiert. Dabei habe ich nur von meinem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch gemacht. Und vielen ging es offensichtlich wie mir, das Thema brannte den Leuten unter den Nägeln. Wir hatten im Grunde nur über eine WhatsApp-Nachricht eingeladen, und am Ende kamen 14.000 Menschen. Im Vorfeld hatten wir uns als Veranstalter deutlichst von allen rechten Kräften distanziert. Mehr geht nicht, ich kann es mir ja nicht aufs Hirn tätowieren. Wir haben den Herrn Aiwanger eingeladen, weil er eben bayerischer Energieminister ist und für dieses Thema zuständig ist. Mein Co-Organisator wollte den Herrn Hagen von der FDP reden lassen. Markus Söder hat selbst entschieden zu kommen. Als wir hinterher die Berichterstattung gesehen haben, dachten wir, auf einer anderen Veranstaltung gewesen zu sein. Die Medien und vor allem diejenigen, die nicht vor Ort waren, haben uns bewusst ins rechte Eck geschoben und über unser Anliegen im Detail gar nicht berichtet, um jegliche Diskussion im Keim zu ersticken. Das grenzte teilweise an Propaganda und war weder fair noch objektiv. Es war übrigens – wie für die meisten, die anwesend waren – meine allererste Demo. Und mir ging die Düse, dass ja nichts passiert. Diese Veranstaltung hat mich drei Jahre meines Lebens gekostet.

    Monika Gruber im Juni bei der Demonstration gegen das Heizungsgesetz in Erding, die sich selbst mitveranstaltet hat.
    Monika Gruber im Juni bei der Demonstration gegen das Heizungsgesetz in Erding, die sich selbst mitveranstaltet hat. Foto: Matthias Balk, dpa

    Warum haben Sie die Demo überhaupt organisiert?
    GRUBER: Unser Ziel war es, darauf aufmerksam zu machen, ob es wirklich Sinn macht, Heizen und somit Wohnen für die Bürger unbezahlbar zu machen. Ich hätte es gut gefunden, wenn wir das so wie in Österreich gemacht hätten. Dass nämlich alle, die mit erneuerbaren Energien heizen wollen, vom Staat gefördert werden – und alle anderen ihre Heizung behalten können. Meine Eltern wohnen beispielsweise in einem 150 Jahre alten Bauernhaus, da würde ein Wärmepumpensystem ohne Dreifachverglasung und zusätzlicher Außendämmung gar nicht funktionieren. Und dann hast du das Problem, dass dir die Bude schimmelt. Und wo ist die Berechnung, was das angeblich fürs Klima bringen soll? Die Wohnungssituation ist doch komplex, da ist es doch vollkommen irrwitzig, quasi mit der Wärmepumpen-Walze drüberzufahren. Das wäre völliger Blödsinn.

    Würden Sie so eine Demonstration noch mal organisieren?
    GRUBER: Ja, aber ich würde es anders machen. Ich würde es ohne Politiker veranstalten und mich auf die fachlichen Redner beschränken: Handwerker, Forstbauern und weitere Leute aus der Praxis.

    Sie haben Ihren Abschied von der Bühne angekündigt. Was war der Grund?
    GRUBER: Weil man aufhören muss, wenn es am Schönsten ist.

    Wenn Sie nicht mehr als Kabarettistin arbeiten, was wollen Sie dann anstellen?
    GRUBER: Ich habe, ehrlich gesagt, noch keinen genauen Plan. Ich finde das ganz schön, weil mein Leben die letzten 30 Jahre ziemlich durchgetaktet war. In jedem Fall weiß ich, dass ich noch viel mit meinen Eltern unternehmen will, denn meine Familie ist bisher immer etwas zu kurz gekommen. Und es ist einfach schön, dass man in meinem Alter noch Eltern hat. Meine Mutter wird 79 und mein Vater 85 Jahre. Die gehen noch gerne weg, gehen gern essen und machen noch selber kleinere Reisen. Ich bin einfach gern mit meiner Familie zusammen, vielleicht, weil ich keine eigenen Kinder habe. Und danach werde ich mir schon etwas überlegen. Ich habe beispielsweise schon daran gedacht, noch eine Konditorlehre anzufangen und ein Café zu eröffnen, nachdem mir die Stadt München meinen Würstlstand in der Innenstadt nicht genehmigen möchte. Ich backe sehr gerne. Das hat für mich etwas Meditatives. Und alles, was süß ist, ist genau mein Wetter, wie man in Bayern sagt.

    In die Politik gehen Sie nicht?
    GRUBER: Nein, auf keinen Fall!

    Zur Person

    Monika Gruber, 52, zählt zu den bekanntesten Kabarettisten in Bayern. Sie wuchs auf dem elterlichen Bauernhof im oberbayerischen Tittenkofen (Landkreis Erding) auf. Bis 2022 war sie mit dem Rennsportmanager Thomas Überall liiert.

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