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Interview: BR-Direktor: "Wir müssen unser Programm stärker ins Netz verlagern"

Interview

BR-Direktor: "Wir müssen unser Programm stärker ins Netz verlagern"

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    Björn Wilhelm ist Programmdirektor Kultur des Bayerischen Rundfunks.
    Björn Wilhelm ist Programmdirektor Kultur des Bayerischen Rundfunks. Foto: Markus Konvalin, BR

    Herr Wilhelm, was wird aus ARD alpha unter Federführung des BR? Könnte der Sender künftig nur noch digital angeboten werden – beziehungsweise ist geplant, ihn zur "Wissensplattform" der ARD umzubauen?
    BJÖRN WILHELM: Bei ARD alpha handelt es sich um ein wertvolles Lern-, Bildungs- und Wissensangebot. Wir schauen uns in der ARD derzeit genau an, wie wir diese Inhalte am besten zu den Menschen bringen können. "Kolleg24" oder "Planet Wissen" zum Beispiel sind schon digitale Angebote. Diese Entwicklung hin zur besseren Nutzungsmöglichkeit unserer Inhalte, orts- und zeitunabhängig, steht längst auf der Tagesordnung, und zwar bei zahlreichen Angeboten. Wir wollen eine breite Basis schaffen, um so viele Menschen wie möglich mit unseren Inhalten zu versorgen. Flexibilisierung heißt also nichts anderes, als sich immer wieder zu fragen, wie wir unsere guten Inhalte zeitgemäß transportieren, bestehende Formate für eine Plattformnutzung weiterentwickeln und künftig anders verbreiten können. Alle Menschen bezahlen uns, also sollte es auch für alle ein wertvolles Angebot geben, auf möglichst vielen Nutzungswegen. Die konzeptionellen Überlegungen zu ARD alpha laufen noch, dem möchte ich nicht vorgreifen.

    Welche (Programm-)Strategie verfolgen Sie gerade?
    WILHELM: Der BR setzt eine umfassende Programmstrategie um, die in beiden Programmdirektionen, Kultur und Information, gemeinsam mit den Redaktionen erarbeitet wurde. Wir haben uns dabei vier Ziele gesetzt, um zukunftssicher zu sein: Der BR soll erkennbarer werden, generationengerecht, einzigartig und hintergründig. Um zum Beispiel generationengerechter zu sein, müssen wir in der Konsequenz unser Programm und die Ressourcen weit stärker als bisher ins Netz und in die Mediatheken verlagern, weil dort die jüngeren Nutzerinnen und Nutzer sind. In der Praxis bedeutet dies, dass klassische Radio- und TV-Formate an der einen Stelle reduziert werden, um andere, speziell digitale Angebote für Jüngere, zu stärken. Derzeit investieren wir nur ein Viertel unserer Programmausgaben in Angebote für unter 50-Jährige. Aber fast die Hälfte der Bevölkerung in Bayern ist unter 50. Wir wollen allen ein wertvolles Angebot machen, weil alle uns mit ihrem Rundfunkbeitrag finanzieren.

    Vorausgesetzt der Rundfunkbeitrag steigt ab 2025 nicht – wird es in diesem Fall zu weiteren sichtbaren Einschnitten im Programm kommen?
    WILHELM: Diese Frage stellt sich momentan nicht. Wir setzen jetzt erst einmal auf das verfassungsmäßige KEF-Verfahren, das also der Kommission zur Überprüfung und Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten. ARD, ZDF und Deutschlandradio melden demnächst wieder ihren Finanzbedarf an, diesmal für die Jahre 2025 bis 2028. Dieser Bedarf wird von den unabhängigen KEF-Experten akribisch geprüft. Über deren eigene Empfehlung entscheiden dann die 16 Landtage. Am Ende schließen alle Bundesländer einen Staatsvertrag, der die Höhe des Rundfunkbeitrags festsetzt.ARD und ZDF stehen vor wegweisenden ReformenMedien

    Zur Person

    Björn Wilhelm leitet die Programmdirektion Kultur des Bayerischen Rundfunks seit 1. März 2022. Sein Vertrag hat eine Laufzeit von fünf Jahren. Wilhelm war zuvor Leiter der Programmmanagement-Einheit des NDR und Programmchef des NDR Fernsehens. Er verantwortet Etat, Personal, Inhalt und Gestaltung einer Vielzahl von Sendungen und Angebote – sowie, unter anderem, auch die Klangkörper des Bayerischen Rundfunks mit Symphonieorchester, Rundfunkorchester und Rundfunkchor.

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