Am Montag wurden die Gemeindearchive von Floß in der Oberpfalz, Treuchtlingen im südlichen Mittelfranken und Wallerstein in Schwaben freigeschaltet. "Die geschichts- und kulturpolitische Bedeutung der Digitalisierung der Archive der ehemaligen jüdischen Gemeinden in Bayern ist kulturpolitisch nicht hoch genug einzuschätzen", sagte Bayerns Antisemitismusbeauftragter Ludwig Spaenle (CSU) in München. "Die Digitalisierung ist ein Quantensprung für die Zugänglichkeit der Archivalien."
Das Archivmaterial aus den ehemaligen jüdischen Gemeinden in Bayern, von denen sehr viele von den Nationalsozialisten zwangsaufgelöst wurden, befindet sich nach Angaben Spaenles bislang noch in den Central Archives for the History of the Jewish People in Jerusalem und sei so nur schwer zugänglich. Durch die Digitalisierung könnten Wissenschaftler und interessierte Bürger künftig weltweit und rund um die Uhr auf die Dokumente zum jüdischen Leben zugreifen.
Die Digitalisierung der Archive der ehemaligen jüdischen Gemeinden im Freistaat zählt zu den drei wichtigsten zum Festjahr "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" 2021/22 angestoßenen Projekten in Bayern. Dazu gehören auch noch ein Projekt des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege zur Erfassung jüdischer Grabmäler in Bayern und das Online-Portal "Jüdisches Leben in Bayern".
"Das Archivmaterial ermöglicht Aussagen zur Religionsgeschichte, zur Familiengeschichte und zum Alltag vor allem im ländlichen Raum, zum Verhältnis von Jüdinnen und Juden zu Christinnen und Christen, zur wirtschaftlichen Lage der jüdischen Bevölkerung und vieles mehr", sagte Spaenle."Es sind Quellen aus den jüdischen Gemeinden und Rabbinaten selbst, nicht Überlieferung von Außen, etwa von der politischen Obrigkeit."
(dpa)