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Industrie: IHK besorgt wegen Schließung von 3M-Werk im Chemiedreieck

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IHK besorgt wegen Schließung von 3M-Werk im Chemiedreieck

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    "Die Standortaufgabe wird auch Folgen für die bayerische, deutsche und europäische Anwenderindustrie haben", sagte Ingrid Obermeier-Osl, Vizepräsidentin der IHK München und Oberbayern, am Freitag. Die Entscheidung zur Schließung des Werks mit 700 Mitarbeitern im oberbayerischen Burgkirchen sei ein Alarmsignal an die Europäische Union.

    Das Werk der 3M-Tochtergesellschaft Dyneon produziert Fluorpolymere. Das sind Chemikalien, die für viele Industrieanwendungen benötigt werden, sich aber dauerhaft im Boden und Wasser ablagern - so auch in Burgkirchen. Die EU will sämtliche per- und polyfluorierten Chemikalien (PFAS) verbieten, auch in den USA gibt es entsprechende Diskussionen.

    3M hat daher Ende vergangenen Jahres angekündigt, weltweit aus der PFAS-Produktion auszusteigen. Der Altöttinger Landrat Erwin Schneider und der Bundestagsabgeordnete Stephan Mayer (CSU) setzten sich anschließend für die Gründung einer Stiftung ein, um einerseits das Werk weiterbetreiben und andererseits eine Lösung für die Beseitigung der Altlasten finden zu können. Das hat 3M nunmehr endgültig abgelehnt, wie der Landrat am Donnerstag mitgeteilt hatte.

    Für die bayerische Industrie besteht nun laut IHK das Problem, dass Dyneon zahlreiche Unternehmen mit den Spezialchemikalien beliefert und diese für manche Produkte essenziell sind. So sind PFAS fett-, wasser- und schmutzabweisend und werden daher unter anderem von Medizintechnikherstellern eingesetzt, um die hohen Hygienestandards einhalten zu können.

    Die IHK sieht darin eine Schwächung des bayerischen Chemiedreiecks. "Unternehmen müssen die Fluorpolymere dann von neuen Lieferanten beziehen", sagte IHK-Vizepräsidentin Obermeier-Osl. "Dadurch werden sowohl die Preise steigen als auch Lieferabhängigkeiten, wie zum Beispiel von China, entstehen."

    Laut Landratsamt ebenfalls ungeklärt ist die Beseitigung der "großflächigen und tiefgründigen Verunreinigung in Boden und Grundwasser". Es zeichnet sich ein Rechtsstreit ab. Der Landkreis hat demnach eine Anwaltskanzlei mit der "Prüfung und Geltendmachung" von Haftungsansprüchen gegen 3M beauftragt.

    Die EU-Pläne eines umfassenden PFAS-Verbots stoßen in Teilen der deutschen Politik auf heftigen Widerstand. Wortführer des Protests ist der schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU), Sprecher für seine Ressortkollegen in den unionsgeführten Bundesländern.

    (dpa)

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