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Mieten in München sind selbst für Gutverdienende zu hoch

Immobilien

Die Münchner Mieten sind selbst für Gutverdienende zu hoch

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    Der Wohnungsbau stockt auch in München, die Mieten steigen deshalb rasch.
    Der Wohnungsbau stockt auch in München, die Mieten steigen deshalb rasch. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Wer sich in München-Schwabing auf 69 Quadratmetern ausbreiten will, darf schon mal mit 1940 Euro Miete rechnen. Kalt, versteht sich. In Giesing gäbe es möblierte drei Zimmer immerhin für 1584 Euro, in Perlach harren 73 Quadratmeter für 1800 Euro ihrer neuen Besitzer. Soweit ein Auszug aktueller Angebote von Deutschlands härtestem Mietmarkt, wo die Nachfrage das Angebot schon traditionell übersteigt. So rasch wie zuletzt aber haben die Preise in der bayerischen Landeshauptstadt lange nicht mehr angezogen.

    So hoch sind die Mieten in der bayerischen Landeshauptstadt München

    Das zeigen die aktuellen Zahlen des Immobilienverbandes Deutschland (IVD). Laut seiner Marktanalyse stiegen die Preise bei Neuvermietungen im Vergleich zum Frühjahr zwischen 4,3 und 6,9 Prozent. Das ist in etwa doppelt so viel wie im landesweiten Durchschnitt. Der aktuell für München gültige Mietspiegel weist gegenüber dem Jahr 2021 eine Steigerung der ortsüblichen Vergleichsmiete um 21 Prozent auf. Das ist so viel wie noch nie in den vergangenen 20 Jahren.

    Wer unter diesen Bedingungen eine Mietwohnung sucht, benötigt Geld, Geduld und Glück. „Die besten Wohnungen tauchen meistens gar nicht auf Immobilienplattformen auf“, sagt der Mieterverein in der Stadt. Interessenten sollten sich bei Hausverwaltungen und Wohnungsbaugesellschaften auf Wartelisten setzen lassen, auf Tipps aus dem Bekanntenkreis hoffen – und am Ende die Verträge sorgfältig auf Kostenfallen prüfen lassen. 

    Hohe Mieten: Das rät der Mieterverein in München

    Doch zu leiden hätten nicht nur Menschen, die eine Wohnung suchen, sagt Ramona Weise-Tejkl vom Mieterverein. „Es ist leider Alltag für uns, dass sich Menschen an uns wenden, die Angst haben, ihr Zuhause zu verlieren. Wenn sich die Miete alle drei Jahre um 15 Prozent erhöht, können sich viele Menschen ausrechnen, wann sie sich ihr Zuhause nicht mehr leisten können.“ Zu den Preistreibern gehören derzeit besonders sogenannte Indexmietverträge, bei denen sich die Mietsteigerung nach der (derzeit hohen) Inflationsrate richtet.

    Einer Untersuchung der Stadt München zufolge müssen 27,4 Prozent der Münchner Bevölkerung 40 Prozent und mehr von ihrem Einkommen fürs Wohnen ausgeben, bei zwölf Prozent ist es sogar mehr als die Hälfte. Weise-Tejkl: „Das sind alarmierende Zahlen.“ Als wirtschaftlich vertretbar gelten normalerweise Wohnkosten von um die 30 Prozent. Um die noch zu erreichen, benötigen in der Landeshauptstadt selbst Menschen mit gutem Einkommen Unterstützung von der öffentlichen Hand.

    Wer hat Anspruch auf „preisgedämpfte Wohnungen“ in München?

    So hat eine vierköpfige Familie bis zu einem Monatseinkommen von 5345 Euro netto Anspruch auf eine „preisgedämpfte“ 100-Quadratmeter-Wohnung, die dann mit Stellplatz um die 1600 Euro kostet. Beim München-Modell, einem anderen Förderprogramm, liegt die Einkommensgrenze bei 116.000 Euro brutto im Jahr. Aus Programmen dieser Art, mit denen Normalverdiener unterstützt werden sollen, werden laut städtischem Sozialreferat jährlich an die 3000 Wohnungen vergeben. Auf den Wartelisten stehen allerdings an die 24.000 Bewerber. „Da kann man sich ungefähr ausrechnen, wie lange das dauert“, sagt ein Sprecher der Behörde unserer Redaktion.

    Zwei Milliarden Euro will die Stadt München in den nächsten fünf Jahren in den Bau erschwinglicher Wohnungen stecken und Baurecht für Tausende frei finanzierte Einheiten schaffen. 8500 neue Wohnungen im Jahr lautet die Zielvorgabe, die sich die Stadt selbst gesteckt hat. Die wurde selbst in den Jahren des jüngsten Baubooms nicht erreicht. Aktuell sieht es aufgrund der gestiegenen Zinsen noch finsterer aus. 

    Immobilienverband: Es wird zu wenig gebaut in Bayern

    Von einem „besorgniserregenden Rückgang der Baugenehmigungen in Bayern“ (minus 29 Prozent) spricht der Immobilienverband IVD. Zudem würden viele bereits genehmigte Vorhaben auf den Prüfstand gestellt. Die Prognose des Verbandes: Die Mieten werden weiter steigen, es müsse unbedingt mehr gebaut werden. Die jüngsten Beschlüsse der Bundesregierung gingen in die richtige Richtung. Die Stadt München hofft auf die Unterstützung von Bund und Land beim Wohnungsbau, und der Mieterverein fordert die staatliche Preisbremse: „Ein bundesweiter Mietenstopp wäre als akuter Schritt wichtig.“ Die Mieten seien schon so hoch, dass sie eingefroren werden könnten.

    Ob ein Preisdeckel den Wohnungsbau ankurbelt? Fest steht, dass die Bevölkerung der Landeshauptstadt ständig wächst. Derzeit liegt das jährliche Plus bei etwa 30.000 Menschen, denn die Landeshauptstadt lockt mit attraktiven Arbeitsplätzen in Branchen, die überdurchschnittliche Verdienstmöglichkeiten bieten. Bedeutet auch: Keine andere deutsche Stadt hat so viele Pendler. Nach neuen Zahlen des Statistischen Landesamtes fährt mehr als eine halbe Million Menschen täglich zur Arbeit nach München. Wohnen möchten sie dort lieber nicht.

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