Eigentlich wollte Ilse Aigner Astronautin werden. „Die unendlichen Weiten des Weltraums haben mich immer schon fasziniert“, sagt sie: „Das war eine Jugendspinnerei.“ Doch statt in den Weltraum hat es die Oberbayerin schließlich in die Spitzenpolitik verschlagen. Heute ist sie eine der beliebtesten Politikerinnen im Land. Wie kam es dazu? „Ich wollte wahrscheinlich immer schon hoch hinaus“, sagt sie unserer Redaktion und lacht ihr gewinnendes Ilse-Aigner-Lachen.
An diesem Samstag wird Ilse Aigner sechzig Jahre alt. „Ich feiere sehr gerne Geburtstag“, sagt die CSU-Politikerin. Eine private Feier mit Familie und engen Freunden sei geplant. Dazu wollen sie auch örtliche Vereine daheim im Landkreis Rosenheim hochleben lassen. Und nächste Woche gibt es noch einen offiziellen Geburtstagsempfang im Landtag. „Man muss die Feste feiern, wie sie fallen“, findet Aigner.
Tatsächlich war ihr Weg in politische Spitzenämter absolut nicht vorgezeichnet. Nach einer technischen Ausbildung arbeitete Ilse Aigner bei Eurocopter in der Elektrik-Entwicklung für Hubschrauber. Weil schon ihr Vater im Gemeinderat saß und die örtliche Junge Union sie bestärkte, kandidierte sie für den Gemeinderat in Feldkirchen-Westerham. Das Interesse, sich politisch einzubringen, sei immer schon da gewesen, sagt sie: „Es war aber nie geplant, dass daraus irgendwann eine hauptamtliche Tätigkeit werden würde.“
Nach Stoibers Wahlsieg wurde Aigner mit 29 Jahren als jüngste Abgeordnete in den Landtag gewählt
1994 kandidierte sie für den Landtag: „Ich dachte, ich hab‘ nichts zu verlieren, weil ich eigentlich chancenlos war.“ Doch Edmund Stoiber feierte einen großen Wahlsieg – und Ilse Aigner kam mit 29 Jahren als jüngste Abgeordnete ins Maximilianeum. „Und dann ist der Spaß an der Tätigkeit im Parlament immer mehr gewachsen.“
Wie hat sich die Politik seit damals verändert? Die Kommunikation sei heute völlig anders – schneller, oft auch schriller. „Das verändert auch Politik – nicht unbedingt zum Besseren“, findet Ilse Aigner. Die Chancen für Frauen in der Politik seien allerdings besser geworden – „auch weil sich die Männer Gott sei Dank verändert haben“. Trotzdem müsse man nach wie vor für mehr Frauen in der Politik werben.
In ihrer politischen Karriere hat es Ilse Aigner mit einigen selbstbewussten „Alpha-Männern“ zu tun gehabt – von Horst Seehofer bis zu Markus Söder. Wie ist sie damit klargekommen? „Einfach auf den eigenen Weg besinnen, auf die eigenen Stärken“, antwortet sie. „Man muss nicht andere kopieren. Man muss seine eigenen Fähigkeiten bestmöglich einsetzen.“
Politische Hahnenkämpfe beobachtet Aigner manchmal „mit einem Schmunzel“
Dass ihr diese Gelassenheit mitunter als fehlende Machtgier ausgelegt wurde, stört Ilse Aigner nicht. Hahnenkämpfe führe sie nicht, beteuert sie: „Das ist nicht meine Welt. Ich werde das nicht lernen und will das auch gar nicht.“ Manchmal schaue sie sich das Machtgerangel mancher Männer „durchaus mit einem Schmunzel an“. Ohnehin ist sie „mit dem, was ich bin, sehr zufrieden“.
In der Tat hat Ilse Aigner eine bemerkenswerte politische Karriere hinter sich: Von 2008 bis 2013 war sie im Kabinett von Angela Merkel (CDU) Bundeslandwirtschaftsministerin. 2013 kehrte sie nach Bayern zurück und wurde unter Horst Seehofer Wirtschaftsministerin und Vize-Ministerpräsidentin. Seit 2018 ist sie Landtagspräsidentin.
Welches dieser drei Spitzenämter war für sie das beste? „Es hat alles seinen Reiz“, antwortet Ilse Aigner. „Aber wenn Sie mich fragen, was mir auf den Leib geschnitten ist, würde ich sagen: Landtagspräsidentin.“ Tatsächlich hat Aigner aus dem bis dato eher repräsentativen Amt eine Plattform für den Kampf um demokratische Werte gemacht. Mit klaren Worten kämpft sie gegen rechtsextreme Übergriffigkeit, was ihr auch schon einige Klagen der AfD eingebracht hat. Gegen autokratische Strömungen einzutreten „ist leider eine Herausforderung geworden und leider auch notwendig“, sagt sie. Zudem gebe es „tiefe Gräben in der Gesellschaft“. Die Gründe dafür müsse man offen ansprechen.
Bundespräsidentin Ilse Aigner? „Das steht nicht zur Debatte“
Diese klare Haltung hat Ilse Aigner über Parteigrenzen hinweg viel Respekt eingebracht. Wäre es also nicht ein logischer Schritt, wieder nach Berlin zurückzukehren und diesen Kampf als Bundespräsidentin fortzusetzen? „Es ehrt mich, wenn ich darauf angesprochen werde, das steht aber nicht zur Debatte“, wehrt Ilse Aigner solche Ideen entschieden ab.
Und jenseits der Politik – gibt es da noch Ziele, Pläne, Wünsche? „Eine Alpenüberquerung würde mich noch reizen“, sagt sie. Allerdings müsse sie auf ihr Knie aufpassen: „Muss ja nicht bis Venedig sein. Mir reicht der Gardasee auch schon.“ Vielleicht habe sie dafür ja Zeit, wenn sie irgendwann einmal in Rente geht: „Aber das kann schon noch a bisserl dauern.“
Eine Ilse Aigner wäre mir als Ministerpräsidentin tausendmal lieber gewesen als Markus Söder, der Aigner ja auf den Posten der Landtagspräsidenten weggelobt hat, um selber freie Fahrt und keine unliebige Konkurrenz aus den eigenen Reihen als MP zu haben. Was wir mit ihm bekommen haben, wird für mich in vielen Bereichen immer unerträglicher und ist eines MP nicht mehr würdig. Beispiele dafür gäbe es genügend, aber sie würden diesen Rahmen sprengen.
Dem kann ich nichts mehr hinzufügen, sozusagen Punktlandung.
Ilse Aigner könnte ich mir sehr gut für das höchste Amt der Bundesrepublik vorstellen. Die erste Bundespräsidentin...
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