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DLRG: Rettungsschwimmer retteten 2022 so viele Menschen wie lange nicht mehr

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Rettungsschwimmer retteten 2022 so viele Menschen wie lange nicht mehr

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    Rettungsschwimmer retteten im vergangenen Jahr 836 Menschen.
    Rettungsschwimmer retteten im vergangenen Jahr 836 Menschen. Foto: Jonas Walzberg, dpa (Symbolbild)

    836 Lebensrettungen im Wasser, 355 Ertrunkene: Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) bilanzierte am Donnerstag am Augsburger Eiskanal das Einsatzjahr 2022 mit alarmierenden Zahlen. "Der Hitzesommer hat unseren ehrenamtlichen Retterinnen und Rettern an den Gewässern viel abverlangt", sagte Ute Vogt, Präsidentin der DLRG. Sie und die DLRG zeigen sich dennoch optimistisch.

    Allein in bayerischen Gewässern starben 2022 69 Menschen – deutschlandweiter Höchstwert –, 2021 waren es noch 60 Ertrunkene. Für Bayerns DLRG-Präsident Manuel Friedrich ein Problem: "Bayern ist das Land der Badeseen, aber leider auch das Land mit den meisten Badetoten." Den Grund dafür sah Friedrich im Gespräch mit unserer Redaktion beim Menschen selbst, die Hauptursache sei nämlich das Überschätzen der eigenen Kraft: "Vor allem Männer schätzen sich häufig falsch ein. Und wenn die dann erschöpft sind oder einen medizinischen Notfall haben, kommt gerade an unbewachten Gewässern die Hilfe oft zu spät."

    Friedrich riet deshalb mit Blick auf die nahende Badesaison, das besonders ältere Menschen an bewachten Wasserflächen baden gehen sollten, sowie: "Eltern sollen ihre Kinder im Blick behalten und bis zum Sommerurlaub noch die Zeit nutzen, ihnen Schwimmen beizubringen." All das solle Not- und letztlich auch Todesfälle verhindern, Ute Vogt sagte: "Das Ertrinken ist ein leiser Tod."

    DLRG-Bilanz zeigt: Die meisten Ertrunkenen waren männlich

    Deutschlandweit zeigten sich bei den Ertrunkenen deutliche Tendenzen: Rund 80 Prozent der Opfer waren männlich, zwei Drittel der Fälle wurden während der Badesaison von Mai bis August verzeichnet, die meisten Unglücke ereigneten sich in Binnengewässern – vor allem in Seen und Flüssen. "Gerade Baggerseen sind da ein Problem: innerhalb weniger Meter starke Unterschiede in den Temperaturen, dazu die abrupten Kanten im Wasser", sagte Pressesprecher Achim Wiese. Das sei auch eine Gefahr für die Kinder: "Eltern gehen doch auch nicht an der Autobahn mit den Kleinen spielen."

    Vergangenes Jahr befanden sich unter den Ertrunkenen 20 Kinder im Vor- und Grundschulalter. Schwimmunterricht stehe zwar auf den Lehrplänen der Grundschulen. "Die nehmen die Aufgabe aber teilweise nicht wahr. Jede fünfte Grundschule in Deutschland hat überhaupt keinen Zugang mehr zu Wasserflächen, sie kann also auch keinen Unterricht anbieten", so Wiese. Die Zahl der Kinder, die am Ende der Grundschulzeit keine sicheren Schwimmer sind, hat sich in den vergangenen drei Jahren verdoppelt.

    Außerdem bewertete Wiese besonders eine Altersgruppe als gefährdet: "Unter den 41- bis 50-Jährigen hat sich die Zahl der Opfer von 18 auf 40 mehr als verdoppelt." Ein Grund seien Vorerkrankungen, der andere die Schwimmfähigkeit: "Das sind Jahrgänge, die in der Schule nicht mehr schwimmen gelernt haben", sagte Achim Wiese.

    In den 110 Jahren ihres Bestehens hatte die DLRG noch nie so viele Mitglieder

    Auf der anderen Seite konnte die DLRG 836 Leben im Wasser retten, so viele Einsätze hatte der Verein seit 1983 nicht mehr. Darüber hinaus habe die DLRG insgesamt mehr als 66.000 Menschen helfen können, darunter fielen etwa Erste-Hilfe-Maßnahmen. Das sei nur aufgrund des ehrenamtlichen Engagements möglich gewesen, hob DLRG-Präsidentin Ute Vogt auch mit Blick auf die bundesweiten Zahlen hervor: "Sie erblicken die DLRG in diesem Jahr optimistisch." Der Verein habe zum Abschluss des Jahres 2022 fast 580.000 Mitglieder gezählt, Rekordwert in der 110-jährigen Geschichte.

    Auch der Rettungs-Nachwuchs stehe in den Startlöchern, sagte Vogt: "2022 wurden fast 7000 Juniorretter-Abzeichen ausgegeben." Der Juniorretter bereitet auf die Rettungsschwimmausbildung vor. Insgesamt leistete die DLRG im vergangenen Jahr so 8,2 Millionen ehrenamtliche Einsatzstunden, davon rund eine Million in Bayern, wo die Mitgliedszahlen des Landesverbandes in den vergangenen beiden Jahren um knapp zehn Prozent stiegen.

    An Nachwuchs und Ehrenamtlichen mangele es also nicht, bilanzierte die DLRG-Präsidentin, man müsse diese nur halten können, denn die Herausforderungen nähmen nicht ab: "Die Wartelisten bei den Schwimmkursen sind lang, es gibt kaum eine Ortsgruppe, die keine Warteliste hat." Mit Blick auf den Klimawandel und einhergehend die Häufung von "Rekordsommern" zeigte sich auch Achim Wiese besorgt, dass die Einsatz- und Ertrunkenenzahlen weiter stiegen, "und das ist auch nicht aufzuhalten. Bei Wärme gehen Menschen an die Gewässer – und eben auch an unbeaufsichtigte Seen und Flüsse."

    Hören Sie sich dazu auch unseren Podcast mit einem Rettungsschwimmer aus der Reihe "Augsburg, meine Stadt" an:

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