Die Messe in München ist ziemlich abgeriegelt. Rein kommt, wer sich anmeldet. Hier entsteht schon seit Wochen ein Monstrum, Helene Fischer wird es am kommenden Wochenende zähmen. Überall stehen derzeit Bauzäune, die Bühne wurde einfach aus dem Nichts hier in der Münchener Messe hochgezogen. Damit hier drei Mega-Konzerte stattfinden können, erst hat Andreas Gabalier gespielt, am Wochenende kommt mit Helene Fischer die Königin des Schlager, 130.000 Gäste werden erwartet. Dann spielt Robbie Williams mit etwa 90.000 Fans.
Unfassbar eigentlich, dass auf der Bühne am Ende ein einzelner kleiner Mensch steht, vielleicht begleitet von einer Gruppe Tänzerinnen oder Tänzer. Schon während des Aufbaus käme man sich hier fast ein wenig verloren vor, wäre nicht überall jemand unterwegs. Links klettert einer an einem der Türme hoch, an denen Boxen und Strahler angebracht sind, er ist gesichert, als wolle er auf einen Berg. Rechts stehen ein paar Männer in Warnwesten und Helmen und deuten herum, sie besprechen etwas und einer drückt weiter hinten konzentriert auf den Knöpfen seines Stehpults, irgendwas beobachtet er. Vor der Bühne fährt ein kleines Transportfahrzeug hin und her. Wie ein Ameisenhaufen, in dem alles scheinbar wild herumwimmelt. Der ganze Gerüstaufbau hinter der Bühne ähnelt einem Wespennest.
Veranstalter der drei Konzerte ist die Leutgeb Entertainment Group aus Österreich. Mario Krainz ist für ihre Pressearbeit verantwortlich. Der Plan sei gewesen, etwas zu machen, was vorher noch keiner gemacht hat, sagt er. Für die Menge an Zuschauerinnen und Zuschauern mussten sogar extra noch Tribünenteile herangeschafft werden, allein diese lassen wahrscheinlich manche Drittliga-Fußballmannschaft vor Neid erblassen, es gibt 30.000 Sitzplätze. So viele Fans. Die meisten werden allerdings ihrem Idol zumindest ein kleines bisschen näher kommen wollen und daher einen Stehplatz haben. Allein die Strecke der verlegten Kabel reicht von Augsburg bis kurz vor Frankfurt am Main, es sind 350 Kilometer.
Helene Fischer bringt gigantische Massen nach München auf die Messe
Seit sechs Wochen sind hier die Arbeiterinnen und Arbeiter zugange, an Produktionstagen sind etwa 5000 Menschen gleichzeitig in Einsatz, um die perfekte Show abzuliefern. Für solche Konzerte brauche es etwa ein Jahr Vorbereitungszeit. "Von A bis Z muss alles gebaut werden", sagt Krainz. Natürlich hat die Münchener Messe sich schonmal als guter Veranstaltungsort bewiesen, als vor 16 Jahren der Papst hier war, dennoch: Es gibt keine Sitzplätze, oder ähnliche Dinge, die in einem Stadion schon vorhanden wären. Zum Vergleich: Die Allianz Arena hat etwa 75.000 Plätze, im Camp Nou dem größten reinen Fußballstadion der Welt, wo der FC Barcelona spielt, finden 99.400 Menschen Platz. Helene legt quasi nochmal eine Kleinstadt drauf.
Und für all diese Menschen gilt es zu sorgen, schließlich müssen sie trinken, essen, Merchandise-Artikel kaufen und irgendwo zur Toilette gehen. So wartet eine Armada von 1000 Dixihäuschen auf Besuch, es gibt riesige Hinweisschilder, wo man zu Taxi, U-Bahn oder Tram kommt. Die Veranstalter empfehlen übrigens, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen, zwar sind auch 20.000 Parkplätze vorhanden, etwa für VIP-Gäste oder Organisatoren. Die Infrastruktur im Umkreis von 20 Kilometern wurde in die Planung der Anreise mit einbezogen, erklärt Krainz. Die Gäste sollen bei der Anreise unbedingt die Hinweise auf ihren Tickets beachten, dort steht, zu welchem Eingang sie gehen müssen. Wer mit Freunden da ist, die einem anderen Eingang zugeordnet sind, muss nicht alleine feiern, innen vermischen sich die Musikfans wieder. Die Fans sollen den Veranstaltern einfach glauben, dass diese sie schon zum nächsten Eingang führen werden, sagt Krainz unterwegs im Auto. Das Veranstaltungsgelände ist nämlich so groß, dass der geplante Rundgang eine Rundfahrt wird.
Helene-Fischer-Konzert in München: Bei 130.000 Gästen kann man den Stars nicht sehr nahekommen
340.000 Quadratmeter hat dieser wuselnde Ameisenhaufen. Das sind 48 Fußballfelder. Noch nie hat Leutgeb eine so große Show gestemmt, sagt Krainz. Bei Andreas Gabalier waren etwa 90.000 Fans, beim Lake Festival in Österreich seien 120.000 Menschen gekommen, allerdings über mehrere Tage verteilt. Die Bühne selbst ist 150 Meter lang und 30 Meter hoch. Und sollte jemand die nur 1,58 Meter große Helene Fischer nicht sehen können, sorgen riesige Videowände für Abhilfe. Denn angesichts von 129.999 anderen Leuten kann wahrscheinlich nicht jeder Fischer im Blick haben. Für ihre Show wird unter der Woche noch die Technik geprobt, damit sie gefahrlos umherschweben kann, ansonsten sieht das Gelände aber noch gar nicht nach einer Schlager-Show aus: Eher Riesenbaustelle als Glitzerkugel, Mad Max statt Eisprinzessin. Glitter, Konfetti und Spezialeffekte können die Besucher aber erwarten.