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Hautkrebsexpertin legt 80er-Hits in Klub auf

Interview

Professorin als DJ: „Der ganze Saal hat mitgesungen“

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    Hautkrebsspezialistin Julia Welzel mal in komplett anderer Rolle: als DJane „Doc Julia“ bei der „Night of the Profs“ – der Nacht der Professoren.
    Hautkrebsspezialistin Julia Welzel mal in komplett anderer Rolle: als DJane „Doc Julia“ bei der „Night of the Profs“ – der Nacht der Professoren. Foto: Julia Welzel

    Sind Sie wieder fit, Frau Welzel? Es ist für Sie spät geworden in der Nacht auf Freitag, oder?
    JULIA WELZEL: Ich musste leider nach nur zwei Stunden Schlaf wieder aufstehen, weil ich zwei Vorlesungen hintereinander zu halten hatte. Meine Studierenden haben das auch bemerkt, denn zwischendurch wusste ich einmal nicht mehr so recht, was ich sagen wollte. Ich habe sie dann gefragt: Wer hat eigentlich die Nacht mit mir verbracht? Es haben sich mehrere gemeldet.

    Sie haben bei der bundesweiten Veranstaltungsreihe „Night of the Profs“ im Augsburger Musikklub Kantine für Studierende 80er-Hits aufgelegt.
    WELZEL: Ich bin in den 70ern und 80ern groß geworden, auf dem Höhepunkt der Discowelle. Das war meine Musik – und die „Night of the Profs“ war ein riesiger Spaß.

    Sie sind Professorin am Universitätsklinikum Augsburg und auf die Behandlung von Hautkrebs spezialisiert. In der Kantine waren Sie „DJane Doc Julia“.
    WELZEL: Ich bin den DJ-Job wissenschaftlich angegangen. Ich hatte ja keine Ahnung davon.

    Wissenschaftlich?
    WELZEL: Ich hab mir überlegt, welche Songs ich spielen will, welche Songs einen irgendwie medizinischen Bezug haben – und habe sie auch ein wenig analysiert: Wie viele Beats pro Minute haben sie? Wie ist der Anfang, wie das Ende? Welche Songs passen zusammen? Das ist wichtig für die Überleitung. Zum Glück gab es eine Woche vorher ein DJ-Training. Ein DJ hat meinen Kollegen und mir dabei die bestimmt hundert Knöpfe des DJ-Pults erklärt: Es gibt Knöpfe, wenn man die drückt, dann geht gar nichts mehr. Oder es kommen komische Echos. Man muss sich sehr konzentrieren.

    Und Sie hatten Ihre alten Platten dabei?
    WELZEL: Ich hatte zwei USB-Sticks.

    Bei welchem Lied war die Partystimmung am größten?
    WELZEL: Das waren gleich mehrere. Zum Beispiel bei „Ghostbusters“ aus dem Geisterjäger-Film. Am Ende hab ich mich sogar etwas getraut.

    Ja?
    WELZEL: Was muss man spielen, um um 3 Uhr nachts zur Weihnachtszeit noch kräftig Stimmung zu machen?

    Doch hoffentlich nicht Wham! mit „Last Christmas“.
    WELZEL: Oh doch! Der ganze Saal hat mitgesungen. Und das waren alles Um-die-Zwanzigjährige!

    Kein Überdruss an „Last Christmas“, vor dem es alle Jahre wieder zu Weihnachten kein Entkommen gibt?
    WELZEL: Irgendwann hört es keiner mehr gern. Aber wenn die Stimmung in so einer Nacht darauf zusteuert, dann ist es toll. Das war schon eine großartige Erfahrung zu erleben, wie man so viele Menschen so begeistern kann. Und wie man das beeinflussen kann.

    In Vorlesungen dürfte das ungleich schwieriger sein.
    WELZEL: Es ist durchaus ähnlich. Wenn ich merke, dass meine Studierenden müde werden, erzähle ich einen kleinen Witz. Wie kürzlich in meiner Vorlesung über Geschlechtskrankheiten. Darf ich Ihnen den erzählen oder ist das zu unanständig?

    Bitte.
    WELZEL: Ich habe meine Studierenden gefragt: Kann man in einer Sauna eine Geschlechtskrankheit bekommen?

    Kann man?
    WELZEL: Kommt drauf an, was man in der Sauna macht!

    Sie sagten mal, die Pop- und Disco-Musik der 80er habe Sie zur Medizin geführt.
    WELZEL: Nicht direkt. Aber es gibt viele tolle Songs, in denen Medizin im weiteren Sinne eine Rolle spielt. Denken Sie an „Last Night a DJ Saved My Life“, ein Lebensretter-Song!

    Dann hätten Sie allerdings nicht Dermatologin, sondern Psychologin oder Herzchirurgin werden müssen. Darin geht es ja um ein gelangweiltes Mädchen – und ein gebrochenes Herz.
    WELZEL: Stimmt. Es ist ein bisschen anders gekommen.

    Erinnern Sie sich noch an Ihre Lieblings-Hits als Jugendliche in den 80ern?
    WELZEL: Sie werden jetzt lachen: Ich habe Wham! sehr gemocht. Aber es gab damals so vieles – sogar noch ABBA. Oder Queen: Die hab ich rauf und runter gehört.

    Sie hatten bestimmt eine Stammdisco.
    WELZEL: Ja, in einem Dorf in Ostholstein, wo ich herkomme. Die hieß „Na sowas“. In der hab ich übrigens meinen Mann kennengelernt.

    Wurde damals anders gefeiert?
    WELZEL: Ich habe den Eindruck, dass die Klubszene immer noch ein wenig unter den Folgen der Corona-Pandemie leidet. Und dass wir in den 80ern noch etwas feierwütiger waren.

    Neben allem Spaß hat die „Night of the Profs“ einen Zweck ...
    WELZEL: Wenn sich Lehrende und Studierende auch einmal persönlich, auch einmal abseits der Uni begegnen, dann kommt das letztlich dem Lernklima zugute.

    Eine letzte Frage: Wenn Sie operieren – läuft dann Musik?
    WELZEL: Immer. Oft Musik aus den James-Bond-Filmen. Einmal lief Ennio Morricones Filmmusik aus „Spiel mir das Lied vom Tod“. Der Patient, der nur in örtlicher Betäubung war, fand das nicht so witzig. Er hat den Eingriff aber wunderbar überstanden.

    Zur Person

    Prof. Dr. med. Julia Welzel, Jahrgang 1965, ist seit 2004 Direktorin der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Klinikum, heute Universitätsklinikum, Augsburg.

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