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Günzburg: Achterbahn-Unfall im Legoland: Und plötzlich kracht es

Günzburg

Achterbahn-Unfall im Legoland: Und plötzlich kracht es

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    Das Günzburger Legoland gehört zu den beliebtesten Freizeiteinrichtungen in der Region. Das Unglück ereignete sich an der Achterbahn „Feuerdrache“. (Archivbild)
    Das Günzburger Legoland gehört zu den beliebtesten Freizeiteinrichtungen in der Region. Das Unglück ereignete sich an der Achterbahn „Feuerdrache“. (Archivbild)

    Ferien in Bayern, Traumwetter von früh bis spät – der Tag scheint perfekt für einen Ausflug in den Freizeitpark Legoland in Günzburg. Bis es zu einem dramatischen Zwischenfall kommt: Ein Zug der Achterbahn-Attraktion „Feuerdrache“ bremst im Einstiegsbereich ordnungsgemäß stark ab, ein folgender Zug jedoch nicht. Er fährt auf den ersten auf – warum, ist zunächst unklar. Gäste erzählen von einem lauten Knall.

    Ein Großaufgebot an Einsatzkräften macht sich auf den Weg. Alle verfügbaren Rettungskräfte des Legolands selbst, wie eine Sprecherin des Freizeitparks sagt, dazu Hubschrauber, Kräfte der Feuerwehr und des Rettungsdienstes. Aus Augsburg beispielsweise rückt die Berufsfeuerwehr mit 14 Leuten an. Sie haben einen Großraumrettungswagen dabei, der laut einem Sprecher aber nicht zum Einsatz kommt. Einige Höhenretter jedoch schon. Sie hätten von einer Hebebühne aus gearbeitet und Passagiere in Sicherheit gebracht.

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    Ein Großaufgebot an Rettungskräften war im Freizeitpark Legoland in Günzburg im Einsatz. 31 Personen wurden bei einem Achterbahn-Unfall verletzt, eine davon schwer.

    Die Kriminalpolizei Neu-Ulm übernimmt die Ermittlungen. Später informiert ein Sprecher der Polizei über die Folgen der Kollision. Demnach seien mindestens 31 Menschen verletzt worden, davon einer schwer. Dabei handle es sich sowohl um Erwachsene als auch um Kinder. Weder sei ein Waggon entgleist noch seien Menschen herausgestürzt.

    Der Legoland-Park bleibt trotz des Unfalls geöffnet

    Der Park bleibt trotz des Unfalls geöffnet, Medienvertreterinnen und -vertreter werden jedoch nicht aufs Gelände gelassen. Viele Besucherinnen und Besucher, die sich später auf den Heimweg machen, erzählen, von dem Unglück gar nichts mitbekommen zu haben. Eine Familie aus Halle an der Saale war jedoch kurz vor dem Unfall noch am „Feuerdrachen“. Der Vater berichtet, an der Achterbahn für seine Familie in der Schlange gestanden zu haben. Dann habe es eine Durchsage gegeben, die auf einen technischen Defekt an der Bahn hingewiesen habe. Weil er davon ausgegangen sei, dass sich die Wartezeit stark verlängern werde, habe er die Schlange verlassen und sei mit seiner Familie in einen nahe gelegenen Laden gegangen, um Souvenirs zu kaufen.

    Kurz darauf, sagt der Mann, hätten sie „einen Knall oder ein Klacken“ gehört. Dann hätten sie gesehen, wie sich die Menschen in dem Zug des Fahrgeschäfts die Köpfe gehalten haben. Der Gesichtsausdruck einer Frau in einem Waggon „war unbeschreiblich“, sagt die Mutter. Sofort seien Legoland-Mitarbeiter zur Unglücksstelle gelaufen und hätten den Passagieren aus dem Zug geholfen. Andere Fahrgeschäfte wurden nach übereinstimmenden Angaben mehrerer Besucher anschließend gesperrt.

    Die "Feuerdrache"-Achterbahn fährt bis zu 30 Kilometer pro Stunde schnell

    Der „Feuerdrache“ führt zunächst durch einen überdachten, abgedunkelten Bereich des Parks. Im Verlauf der Fahrt geht es dann an der frischen Luft über eine Strecke mit Gefällen und einigen Kurven. Nach Legoland-Angaben ist die Achterbahn bis zu acht Meter pro Sekunde schnell, was rund 29 Kilometern in der Stunde entspricht. Anderen Angaben wiederum zufolge soll sie jedoch in der Spitze fast 60 km/h erreichen.

    Im Laufe dieses Jahres hat es europaweit schon mehrere schwere Unfälle an einer Achterbahn gegeben. In drei Fällen endeten sie sogar tödlich. Erst vergangenen Samstag stürzte eine 57 Jahre alte Frau im Freizeitpark in Klotten an der Mosel (Rheinland-Pfalz) aus einer Bahn und starb. Die Ursache ist noch immer unklar, die Behörden haben ein Gutachten in Auftrag gegeben.

    Mitte Juli löste sich in einem Vergnügungspark im dänischen Aarhus plötzlich ein Wagen einer Achterbahn – was dort 2008 schon einmal passiert sein soll. Doch diesmal hatte das Unglück tödliche Folgen: Eine 14-jährige Jugendliche kam ums Leben, ein 13-Jähriger wurde verletzt. Auch dort sind die näheren Umstände bis heute unklar. Ein Fernsehreporter berichtete damals, er habe einen Knall gehört und gesehen, wie sich ein hinterer Wagen der bis zu 25 Meter hohen Achterbahn „Cobra“ losgerissen habe.

    Schließlich kam es Ende März im berühmten Wiener Prater zu einem tödlichen Unfall – ebenfalls an einer Achterbahn. Eine 30-jährige Mitarbeiterin des Fahrgeschäfts betrat verbotenerweise während des Betriebs die Anlage und wurde von einem Zug erfasst.

    Im Legoland Günzburg gibt es mehr als 60 Attraktionen, 1100 Mitarbeiter arbeiten dort

    Nun also das Unglück im Legoland. Der Park war 2002 an der A8 Stuttgart–München eröffnet worden. Günzburg hatte sich gegen rund 300 andere mögliche Standorte in aller Welt – darunter Tokio – durchgesetzt. Inzwischen gibt es dort zehn Themenbereiche mit mehr als 60 Attraktionen. Zum Legoland gehört auch ein eigenes Feriendorf für Kurzurlauber. Auf dem gesamten Areal arbeiten während der Saison rund 1100 Mitarbeiter. Die Besucherzahlen stiegen von anfangs 1,3 Millionen auf 1,85 Millionen im bisherigen Rekordjahr 2019. Wegen der Pandemie brach diese Zahl 2020 auf etwa 760.000 ein, stieg 2021 aber wieder auf knapp eine Million.

    Zum Betreiber Merlin Entertainments mit Sitz in Großbritannien gehören neben dem deutschen Legoland zahlreiche weitere Freizeitparks. Nach Angaben des Unternehmens zählen 140 Einrichtungen zu dem Konzern. Derzeit wird in Günzburg eine neue Achterbahn gebaut. Im kommenden Jahr soll ein neues Themengelände mit der Bahn eröffnet werden. Mit mehr als 15,5 Millionen Euro sei dieser Teil die größte Einzelinvestition des Betreibers in den Freizeitpark seit der Eröffnung vor 20 Jahren, berichtete Legoland vor wenigen Monaten. Die neue Achterbahn soll so gebaut werden, dass auch Grundschulkinder damit fahren dürfen. (mit dpa)

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