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Grundschulreform in Bayern: Diese Fächer fallen besonders häufig weg

Schule

Englisch fällt nach der Grundschulreform am häufigsten weg

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    Weil Grundschulkinder künftig in der ersten und zweiten Klasse sechs statt fünf und später sogar sieben statt sechs Stunden Deutsch haben, wird Englisch oft reduziert.
    Weil Grundschulkinder künftig in der ersten und zweiten Klasse sechs statt fünf und später sogar sieben statt sechs Stunden Deutsch haben, wird Englisch oft reduziert. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa

    Bayerns Grundschulkinder lernen mehr Deutsch und mehr Mathematik: Die Grundschureform, die Kultusministerin Anna Stolz unter großen Protesten durchgesetzt hat, ist an den Schulen angekommen. Zwar sind die Änderungen, die die Ministerin der Freien Wähler im Stundenplan vorgenommen hat, auf den ersten Blick gar nicht so einschneidend. Als Reaktion auf sinkende Leistungen von Schülerinnen und Schülern beim Lesen, Schreiben und Rechnen führte sie eine wöchentliche Zusatzstunde Deutsch in allen Jahrgangsstufen ein, dazu eine Plus-Stunde Mathematik pro Woche in den Jahrgangsstufen 1 und 3. Der Zankapfel an der Reform: Damit die Jüngsten insgesamt nicht länger im Klassenzimmer sitzen, müssen die Schulen bei anderen Fächern kürzen. Sie dürfen das bei Musik, Werken und Kunst, in der dritten und vierten Klasse auch im Fach Englisch. Wo sie ansetzen, liegt bei den Schulen selbst.

    Welche Fächer trifft es nun am häufigsten? Wer bei den zehn schwäbischen Schulämtern nachfragt, bekommt meist eine gleichlautende, verallgemeinernde Antwort: Man habe „bislang bewusst darauf verzichtet, konkrete Angaben zum aktuellen Stand der erfolgten Flexibilisierungen zu erheben“, heißt es darin - eben weil jede Schule eigenverantwortlich darüber entscheide. Allerdings geschieht das im Einvernehmen mit der Schulaufsicht, also im Fall der Grundschulen der Schulämter. Mehrere Behörden sind daher zumindest in der Lage, auf Anfrage unserer Redaktion eine Tendenz zu nennen.

    Flexible Stunde an der Grundschule als Ausgleich

    Claudia Kirsch, Schulamtsdirektorin in der Stadt Augsburg, sagt: „Am häufigsten werden an den Grundschulen in Augsburg-Stadt Englisch und Musik im Stundenumfang reduziert, in geringem Maße auch Werken und Gestalten.“ Allerdings variiere das innerhalb der einzelnen Jahrgangsstufen, „sodass darauf geachtet wird, dass jedes Fach im Verlauf der Grundschulzeit gleichermaßen seine Berücksichtigung findet“. Eine Besonderheit an der Grundschule ist die sogenannte flexible Stunde. Die Klassenleitung kann diese Stunde variabel für Übungszwecke nutzen. So könne „in jedem Fach zusätzlich gefördert werden“, erklärt Kirsch.

    Die Staatsregierung hat den Schulen mehrere Kürzungsmöglichkeiten freigestellt. Musik, Kunst und Werken sind jetzt ein Fächerverbund, statt fünf Stunden pro Woche sind nun auch nur vier okay. In der 3. und 4. Jahrgangsstufe kann Englisch von zwei Wochenstunden auf eine reduziert werden. Besonders gegen die Aussicht auf weniger Musik, Kunst und Werken hatten sich Eltern und Kreative aufgelehnt. Fast 219.000 Menschen haben eine Petition gegen das Streichkonzert bei kreativen Fächern unterschrieben. Sogar prominente Musiker wie die Geigerin Anne-Sophie Mutter und Dirigent Simon Rattle sprachen sich dagegen aus. Viele Kritiker forderten, stattdessen das Fach Religion von drei Stunden auf maximal zwei pro Woche zu kürzen. Kaum war die Idee in der Welt, legte Ministerpräsident Söder (CSU) sein Veto ein.

    Die deutsche Geigerin Anne-Sophie Mutter positionierte sich gegen weniger Musikunterricht an Schulen.
    Die deutsche Geigerin Anne-Sophie Mutter positionierte sich gegen weniger Musikunterricht an Schulen. Foto: Arno Burgi, dpa

    Dass „Reli“ schlicht aus Personalnot reduziert werden muss, gibt es aber gar nicht so selten. Thomas Schulze, fachlicher Leiter des Schulamts im Kreis Günzburg, erklärt, dass man vor allem in der 4. Jahrgangsstufe die dritte Religionsstunde nicht mehr durchgängig habe realisieren können - „insbesondere auch, weil nicht mehr ausreichend kirchliches Personal zur Verfügung steht“. Durch die frei gewordenen Stunden seien „andere Unterrichtsbereiche gestärkt“ worden. Davon abgesehen haben die Grundschulen im Kreis Günzburg ihm zufolge „überwiegend vom Fach Englisch in die Fächer Mathematik und Deutsch umgeschichtet“.

    Werken wird nach der Grundschulreform auch oft gekürzt

    Ähnlich ist es im Unterallgäu: In den Klassen drei und vier sei „vielfach eine Kürzung im Fach Englisch umgesetzt“ worden, sagt Bernd Petzenhauser. Er prüft als sogenannter Organisationsschulrat die Unterrichtssituation im Unterallgäu und in Memmingen. Dass in der zweiten Klasse das Fach Werken und Gestalten nur einstündig statt zweistündig unterrichtet wird, dürfte Petzenhauser zufolge aber die häufigste Änderung sein. „Und es kommt auch recht oft vor, dass Kinder statt zwei Stunden Kunst pro Woche nur eine haben.“

    Die Furcht, dass Grundschulkinder Wissenslücken oder andere Defizite in einem der gekürzten Fächer anhäufen, hält sich bei Petzenhauser in Grenzen. Auch er verweist auf die wöchentliche flexible Stunde, die jedes Schuljahr im Stundenplan steht. „Diese flexible Stunde muss jetzt natürlich exakter geplant werden“, sagt der Schulrat. „Wenn eine Lehrkraft merkt, dass die Kinder in einem Fach noch Nachholbedarf haben, lassen sich die Kürzungen dadurch meiner Meinung nach gut ausgleichen.“ Und gerade Englisch könne man gut auch in andere Schulfächer integrieren.

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    3 Kommentare
    Wolfgang Boeldt

    Ein "Granaten-Fehler"!!! Englisch ist nicht nur für "Studierte" genauso wichtig wie deutsch

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    Martin Goller

    Deshalb wird Englisch auch an allen weiterführenden Schulen unterrichtet. Als Englisch Lehrkraft kann ich Ihnen eins sagen: Der Unterricht in der Grundschule ist komplett verfehlt,so lange nicht andere Fähigkeiten gesichert sind. Hund Katze Maus rot grün gelb hab ich in der 5. Klasse in der ersten Woche durch, und muss das eh machen, da der Englisch Unterricht an dem Grundschulen zu unterschiedlich ist, als dass wir nicht von 0 anfangen können.

    Wolfgang Boeldt

    Diese Antwort teile ich nicht. Auch Grundschüler haben ein Recht aus Basiskenntnisse. Englisch ist heutzutage so wichtig wie Deutsch - in 20 Jahren ist es vielleicht ... Mandarin? =:)

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