Stark wie noch nie gehen Bayerns Grüne in das Europawahljahr 2024 – zumindest was die eigene Mitgliederzahl betrifft. Diese hat mit mehr als 20.000 ein neues Rekordniveau erreicht. Der bayerische Landesverband der Partei ist damit nach dem in Nordrhein-Westfalen der zweitstärkste in der Bundesrepublik.
Auf anderen Feldern lief es dagegen nicht so gut für die Partei. Aktuell ist sie wegen der Bauernproteste unter Druck, bei der Landtagswahl im Herbst verlor sie mit 3,2 Prozent so viel wie keine andere Partei. Zudem schwelt ein interner Streit. Kritiker werfen der Parteiführung um Fraktionschefin Katharina Schulze vor, sie kümmere sich zu sehr um die Belange der großstädtischen Klientel und vernachlässige das Land.
Das sagen Bayerns Grüne zu den Bauernprotesten
Die beiden Landesvorsitzenden Eva Lettenbauer und Thomas von Sarnowski, die beim Landesparteitag Ende Januar in Lindau Gegenkandidaten haben, betonten am Freitag bei einer Pressekonferenz, dass die Partei auch auf dem Land gut vertreten sei. Gerade dort habe sie Mitglieder gewonnen. Die aus dem Donau-Ries kommende Lettenbauer sagte, ihre Partei wolle spätestens 2028 in Bayern mitregieren.
Mit Blick auf die Bauernproteste warf Lettenbauer der CSU vor, mit „einer katastrophalen Landwirtschaftspolitik“ die Grundlage für die Wut der Landwirte geschaffen zu haben. Sie verstehe deren Zorn, so Lettenbauer, und wies darauf hin, dass die bayerischen Grünen früh gegen die in Berlin beschlossenen Kürzungen protestiert hatten. Ihr Co-Vorsitzender von Sarnowski betonte, er habe wie Lettenbauer grundsätzlich Verständnis für die Proteste der Landwirte. Diese seien Teil der Meinungsfreiheit. „Aber Protest kennt auch Grenzen.“ So seien die vielen Galgen, an denen Ampeln aus Pappe aufgehängt wurden, erschütternd, gerade auch für die eigenen Mitglieder und deren Kinder.
Diese Ziele haben die Grünen bei der Europawahl
In den nächsten Monaten soll die aus dem Ostallgäu stammende Andrea Wörle eine wichtige Rolle bei den Grünen spielen. Die 38-Jährige ist bayerische Spitzenkandidatin für die Europawahl am 9. Juni. Sie wird deshalb im Mai durch den Freistaat touren und soll schon im Februar neben Fraktionschefin Katharina Schulze und dem Bundesvorsitzenden Omid Nouripour beim politischen Aschermittwoch sprechen. Politisch vertritt Wörle ein Programm, das den Umbau Europas zu einem wirtschaftlich starken, sozial gerechten und klimaneutralen Standort vorsieht. Auf der deutschen Grünen-Liste für die Europawahl steht Wörle auf Platz 16. Damit das für den Einzug ins Parlament reicht, müsste die Partei zwischen 15 und 16 Prozent bekommen. In Bayern waren es zuletzt 14,4 Prozent.