Die Diskrepanz zwischen Ist- und Soll-Wert ist gewaltig. In Bayern haben sich in der vergangenen Saison gerade einmal 35 Prozent der Menschen über 60 Jahre gegen Grippe impfen lassen - die Weltgesundheitsorganisation und die Europäische Kommission empfehlen indes eine Quote von 75 Prozent. Denn, das wird gerne mal vergessen, eine Influenza-Infektion ist keine harmlose Erkältung und hat mit einer leichten Schniefnase herzlich wenig zu tun.
Aber es ist ja nicht nur die Grippe-Impfquote, die enorm niedrig ist. Auch bei anderen Krankheiten, deutlich gefährlicheren, lässt die Bereitschaft, sich und seine Kinder impfen zu lassen, nach. So steigen etwa die Masernfälle weltweit wieder an - bei einer Infektion sind schwere Komplikationen möglich, das Risiko wird fahrlässig in Kauf genommen.
Kind stirbt an Diphtherie: Der Tod wäre vermeidbar gewesen
Ende Januar starb ein zehnjähriges Kind aus Brandenburg an Diphtherie - der Tod des Schülers wäre vermeidbar gewesen, hätten seine Eltern ihn impfen lassen. Zur Verdeutlichung: Noch im 19. Jahrhundert starben allein in Deutschland jährlich etwa 50.000 Kinder an der Erkrankung. Die Impfung ließ die Zahlen massiv sinken. 2017 etwa wurden nur noch zehn Diphtherie-Fälle an das RKI gemeldet.
Die Impf-Müdigkeit, diese Skepsis, die da um sich greift, ist ein Rückschritt. Und gefährlich. Es mag sein, dass die Debatten um die Corona-Impfung - die im Übrigen Forschern der WHO zufolge allein in Europa 1,6 Millionen Menschenleben gerettet hat - das alles befeuert haben. Aber das sollte nicht dazu führen, dass Impfungen, die seit Jahrzehnten auf dem Markt sind und Hunderttausende vor dem Tod bewahrt haben, nun angezweifelt werden.
Was für mich ein erheblicher gesellschaftlicher Rückschlag war: Ausgerechnet die Corona- Pandemie, wurde in meinen Augen missbraucht, um die seit Jahrzehnten bewährten Lebend- und Todimpfstoffe auf einen Schlag abzuschaffen. Frei nach dem Motto: Friss Genmaterial oder stirb an Corona. Die Nebenwirkungen sind nicht ausgeblieben und einige Menschen haben ihre "Solidarität gegenüber der Gesellschaft" mit ihrer Gesundheit bezahlt. Leider war diese Solidarität eine Einbahnstraße und die geschädigten bekommen in vielen Fällen keinerlei Unterstützung.
Ist doch vollkommener Humbug. Keine Tod-/Lebendimpfstoffe wurden abgeschafft. Neue wurden auf Basis verbesserter Möglichkeiten und Verfahren geschaffen, z.B. gegen Corona. Und Nebenwirkungen, welche sich aber als nur gering herausstellen, hat es schon immer gegeben. Nicht jede ist betroffen, Nebenwirkungen sind möglich in den meisten Fällen jedoch klingen diese von selbst wieder ab.
Den EU Bürgern wurde der Zugang zu Totimpfstoffen gegen Corona verweigert. Was neuer und angeblich besser ist, hat man vor allem an den Vektorimpfstoffen, die später in Verruf geraten sind, gesehen. Besonders "wirksam" muss nicht immer ein Vorteil sein. Und im Prinzip bestätigen Sie mir den kollektiven Egoismus, der als Solidarität verkauft wurde. Um auf den Artikel zu kommen: Ich habe dieses Jahr zum ersten Mal die Grippeimpfung in Anspruch genommen und war bisher kein einziges Mal richtig erkältet.
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