Autohersteller testen neue Modelle gerne in der dusteren Abgeschiedenheit Nordschwedens. Das hat nebenbei den Vorteil, dass dort die neuen Modelle ungetarnt fahren können, weil sie nur von Rentieren beobachtet werden. Wenn die Bahn heimlich testen will, tut sie sich schwerer. Eignen würden sich Tunnels. Dummerweise ging es in vorliegendem Fall um die Strecke über den Brenner nach Italien. Dort sollen nämlich ab 8. April die neuen, pfeilschnellen (230 km/h!) Railjet-Züge der österreichischen Bahn auf der Zuckelstrecke von München nach Bologna eingesetzt werden.
Jetzt hätte man dort zumindest eine 64 Kilometer lange, fast geheime Teststrecke haben können, sofern der Brennerbasistunnel da wäre, wo er heute längst sein könnte – wenn sich das Projekt nicht immer wieder verschoben hätte. Ganz geheim aber wäre der Test eh nicht gewesen, weil ja vor allem herausgefunden werden sollte, ob man auch an italienischen Bahnhöfen in die Züge aus- und einsteigen kann.
Der Test der ÖBB soll positiv verlaufen sein
Geheim blieb die Sache natürlich nicht, aber der Test soll positiv verlaufen sein. Problem bleibt allerdings auch künftig die viertelstündige Extrapause, die Züge am Brenner einlegen müssen. Darum muss man wohl auf den noch schnelleren italienischen Superschnellzug (300 km/h!) im nächsten Jahr warten, bis man spürbar zügiger nach Italien reisen kann. Mit der – voraussichtlichen – Fertigstellung des Brennerbasistunnels 2032 soll die Fahrtzeit dann sogar eine Stunde kürzer werden. Und da die Bahn beim Einhalten von Zeitplänen so zuverlässig wie das Aprilwetter ist, werden zumindest unsere Enkel diese bahnbrechende Reiseersparnis genießen dürfen.