In den Kaufhäusern säuselt es aus den Lautsprechern wie jedes Jahr gerade wieder "Last Christmas", die Lebkuchenfront steht und die Schneeschaufel hat den Laubbläser als Lieblingsspielzeug der Bajuwaren abgelöst. Ja, die anstrengendste Zeit des Jahres ist angebrochen! Und das hat nichts mit Arbeit zu tun. Denn auch wenn es um die Leistungsbereitschaft im Land laut Friedrich Merz nicht mehr zum Besten bestellt sein soll und die Gesellschaft gespalten ist wie ein zu Hackschnitzel zerstückelter Holzscheit – eine gemeinsame Grundüberzeugung ist doch geblieben: die Liebe zum Weihnachts- oder Adventsmarkt, in der säkularen Version gerne auch Winterzauber genannt.
Das gemeinsame Bibbern vor hell beleuchteten Holzhütten und das Sich-gegen-die-Kälte-mit-literweise-Glühwein-Zuschütten, das hat sich weihnachtswunderweise auch in der durchdigitalisierten Smartphone-Zeit erhalten. Viele Menschen sprechen hier sogar noch miteinander, bevor sie ihre Selfies an die Follower schicken.
Der Besuch eines Weihnachtsmarktes gehört in Bayern also zwingend zur Leitkultur, obwohl er noch nicht einmal staatlich verordnet ist. Selbst die Grünen räumen ein, dass uns die Welt um dieses einzigartige, vor allem olfaktorische Wunderwerk aus gebrannten Mandeln, glühendem Wein und Pommes-Altöl beneidet. Kurzum: Wer sich dem Zauber von Christkindlmärkten verweigert, der kann weder Bayer noch Deutscher sein.