Schon das Glas: unten schlank, oben herum wohl gerundet. Eine Schönheit! Die Farbe: mal golden, mal wie Bernstein. Eine Augenweide! Der erste Schluck: Vollmundig, prickelnd, erfrischend – und schon gehen die Geschmäcker auseinander. Während der Purist sein Weißbier lässt, wie es ist, schütten andere Limo, Cola, ja sogar Bananensaft in das mit viel Liebe und noch mehr Tradition hergestellte Gut bayerischer Braukunst.
Aber lassen wir – mit freistaatlicher Toleranz gesegnet – den Banausen doch ihre gepanschte Freude und heben das Glas für eine Ode an das Weißbier. Dem Inbegriff Bayerns. Kein anderes Bier steht sinnbildhaft mehr für Bayern, nicht mal die schlecht eingeschenkte Wiesnmaß. Dass ausgerechnet das Weißbier nicht mit dem bayerischen Reinheitsgebot in Einklang zu bringen ist (in Wasser, Hopfen und Gerste findet sich nun mal kein Weizen): ein Schönheitsfehler der Natur. Aber das darf die Liebe nicht schmälern.
Söder feiert mit Schneider Weisse Jubiläum
Ebenso wenig die Tatsache, dass sich nun der bekennende Bier-Verschmäher Markus Söder – kaum ein Fassanstich, bei dem er nicht den Krug hebt und gleichzeitig erklärt, eigentlich kein Bier zu trinken – als Weißbierfreund darstellt. Anlass war die Feier des 150-jährigen Bestehens von Schneider Weisse, der nach eigenen Angaben ältesten Weißbierbrauerei Bayerns. Von allen Bieren (die er nicht trinkt) sei ihm das Weißbier das liebste, behauptete Söder.
Zugleich schickte er ein vergiftetes Prosit an seine geliebten Trinkkumpane in Berlin. Allen, die ständig davon reden würden, man müsse „kiffen, kiffen, kiffen“, empfehle er: „Lasst das Cannabis weg und bleibt beim bayerischen Weißbier.“ Darauf ein Weizen! Ein Hefe. Ein Kristall. Oder wie auch immer man das wunderbare Gebräu aus dem Vorhof des Paradieses nennen mag.