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Glosse: Die Kunst des Aiwangerns

Glosse

Die Kunst des Aiwangerns

Josef Karg
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    Hubert Aiwanger verlässt den bayerischen Landtag nach einer Sondersitzung zu den Vorwürfen gegen ihn im Zusammenhang mit einem Flugblatt mit antisemitischem Inhalt.
    Hubert Aiwanger verlässt den bayerischen Landtag nach einer Sondersitzung zu den Vorwürfen gegen ihn im Zusammenhang mit einem Flugblatt mit antisemitischem Inhalt. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Im Grunde ist über Hubert Aiwanger in Sachen Flugblatt alles gesagt. Auch kann gesichert festgehalten werden, dass der Niederbayer von seiner, nun ja, kompromisslosen Art der Aufklärung mehr profitiert hat als von allen Wahlplakaten oder Partei-Fernsehspots. Darum ist es Zeit, ihn mit einer Sprachschöpfung zu ehren: Aiwangern. Präteritum: aiwangerte. Partizip II: geaiwangert. 

    Ja, was haben wir Spitzenpolitikern nicht schon alles für wunderbare Wortschöpfungen zu verdanken. Södern, Scholzen oder Merkeln. Heute aber ist der selbst ernannte Retter der Demokratie dran. Merkeln bedeutet ja, dass jemand bei wichtigen Themen untätig bleibt und grundsätzlich eindeutige Angaben vermeidet. Und wenn einer södert, dann ist das die Kunst, die eigenen Aussagen ohne Angst vor innerem Widerspruch situativ so zu verdrehen, dass man immer die Mehrheit hinter sich weiß. Die Definition von „Scholzen“ stammt von Friedrich Merz höchstpersönlich und bedeutet: So tun, als hätte man gute Absichten, nur um dann jeden vorstellbaren Grund zu erfinden, um sie zu verzögern und zu verhindern. 

    Aber all das ist vergleichsweise trivial, verglichen mit der Gabe des Aiwangerns, nämlich Mist zu bauen, um diesen dann als Dünger seiner selbst zu gebrauchen. Ja, das ist genial! Darauf einen Opfesoft. Und wer weiß, vielleicht wird Aiwangern ja das Wort des Jahres 2023. Denn am Ende hoffen wir doch alle, dass wir für unsere frühen Sünden nicht büßen müssen, sondern davon profitieren.

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