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Glosse: Aiwanger, Pschierer und Co.: Jahrmarkt der politischen Eitelkeiten

Glosse

Aiwanger, Pschierer und Co.: Jahrmarkt der politischen Eitelkeiten

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    Hubert Aiwanger lobte sich in seinem jüngsten Tweet gleich selbst.
    Hubert Aiwanger lobte sich in seinem jüngsten Tweet gleich selbst. Foto: Stefan Puchner, dpa

    „Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr.“ Karrieristen, die diese einfache, wenn auch grammatikalisch holprige Lebensregel befolgen, können es weit bringen. In der Politik gehört sie zum kleinen Einmaleins, genauso wie „Tue Gutes und rede darüber“ oder „Eine schlechte Presse ist besser als gar keine“.

    Aiwanger lobt sich mit Twitter-Fettnäpfchen selbst

    Als Großmeister der politischen Selbstvermarktung darf in Bayern Hubert Aiwanger gelten. Sogar wenn er sich mal wieder verheddert, schwärmen seine Fans: „Ja mei, so is er halt, der Hubsi.“ Er nimmt das als Beweis für die herzliche Zuneigung des Volkes. Nur eines mag er gar nicht: wenn mal einen Tag nicht über ihn geredet oder geschrieben wird. Da hilft er dann schon mal selber nach und verbreitet eigenhändig Lobeshymnen wie jetzt auf Twitter: „Herr Aiwanger, wir bräuchten mehr Politiker wie Sie, mit Verstand und Pragmatik. Mit dem Ohr am Bürger und nicht wie viele andere weltfremd im Wolkenkuckucksheim!“

    Das Volk im Twitter-Universum brach erstaunlicherweise nicht in Begeisterungsstürme aus. Im Gegenteil. Häme und Spott ergossen sich über den Niederbayern. Sogar ein Gedicht wurde „Hubert aus dem Hinterland“ gewidmet: „Huldigung gab’s nie genug/ Zur Tat schritt Hubert frohgemut/ Ein Loblied sollte laut erklingen/ Niemand wollte es ihm singen/ So sang er es sich selber vor/ Das war ein Schuss ins Ofenrohr.“ Man sollte es dem Dichter nachsehen, dass er das kleine Einmaleins der Machtpolitik offenbar nicht kennt.

    Franz Josef Pschierer wechselte geschwind die Partei

    Doch auch das zeigen die Ereignisse dieser Woche im Landtag: Alles Wissen um die Mechanismen im politischen Geschäft nutzt nichts, wenn sich eine stolze Karriere ihrem Ende zuneigt. Da gibt es nur zwei Möglichkeiten: leise Servus zu sagen oder noch einmal ein Spektakel zu inszenieren.

    Franz Josef Pschierer, ehemaliger CSU-Politiker und ehemaliger bayerischer Wirtschaftsminister, nimmt an einer Pressekonferenz der FDP teil.
    Franz Josef Pschierer, ehemaliger CSU-Politiker und ehemaliger bayerischer Wirtschaftsminister, nimmt an einer Pressekonferenz der FDP teil. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Seinem Ego folgend hat sich der Schwabe Franz Josef Pschierer, als er seiner CSU nach 28 Jahren als Abgeordneter, Staatssekretär und Minister den Rücken kehrte und zur FDP wechselte, für den zweiten Weg entschieden. Er keilte kräftig gegen seine Ex-Parteifreunde, sie keilten munter zurück. Die FDP-Fraktion nahm ihn freundlich auf.

    Austritte aus dem Fraktionen des bayrischen Landtags häufen sich

    Freundlichkeit aber hat in der Politik eine geringe Halbwertszeit. Vor Jahren wurde der frühere FDP-Abgeordnete und Schlagersänger Toby Thalhammer mit großem Tamtam in der CSU aufgenommen, ein Comeback in den Landtag aber blieb ihm versagt. Auch Pschierers Zukunft also darf als ungewiss gelten. Zunächst hat er es nur von der „kritischen Stimme in der CSU“ zum „FDP-Hinterbänkler“ gebracht.

    Ob aus Überzeugung oder verletzter Eitelkeit – die Austritte aus Fraktionen im Landtag häufen sich in dieser Wahlperiode. Bei der AfD sind es bisher sechs, bei der CSU jetzt drei, und auch bei der SPD sagte diese Woche ein Abgeordneter leise Servus: Michael Busch aus Coburg. Der war aber schon vorher nicht besonders laut.

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