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Glaube: Bayern laufen den Kirchen davon: Austrittszahlen auf Rekordhoch

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Bayern laufen den Kirchen davon: Austrittszahlen auf Rekordhoch

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    In Bayern schließen immer mehr Menschen endgültig die Tore zu ihren Kirchen. Die Zahl der Austritte stieg im vergangenen Jahr auf einen Höchststand.
    In Bayern schließen immer mehr Menschen endgültig die Tore zu ihren Kirchen. Die Zahl der Austritte stieg im vergangenen Jahr auf einen Höchststand. Foto: Marcus Merk

    Der Ruf Bayerns als katholisches Land wird zunehmend erschüttert. Unaufhörlich verlieren die sieben Bistümer im Freistaat Mitglieder. Besonders schlimm fiel das Jahr 2019 aus, wie die am Freitag veröffentlichte Statistik der katholischen und evangelischen Kirche ausweist. Die Austrittszahlen der katholischen Kirche sprangen in Bayern um fast 22 Prozent auf 78.309 Personen. Die evangelische Landeskirche verlor 32.326 Mitglieder, rund 17 Prozent mehr als im Jahr 2018. Mithin bekennen sich in Bayern jetzt 6,276 Millionen Katholiken und 2,297 Millionen Protestanten zu ihren Kirchen – also rund zwei Drittel der Bevölkerung.

    Die beiden Bistümer in unserer Region, Augsburg und Eichstätt, reihen sich nahtlos in den Abwärtstrend ein. In Augsburg stieg die Zahl der Austritte innerhalb eines Jahres von 12.981 auf 15.532 Personen. Damit liegt sie auf einem negativen Allzeithoch. Selbst als die Empörung um das frühere Fehlverhalten des ehemaligen Bischofs Walter Mixa 2010 hochschlug, verzeichnete die Diözese erst 12.065 Austritte. Im Bistum Eichstätt wuchs die Statistik von 3866 auf 4492 Austritte an. Bischof Gregor Maria Hanke sieht darin einen abermaliger Weckruf für die Kirche: „Es gilt die Herausforderung in der Seelsorge anzunehmen und innovative und kreative Wege zu finden, um den Glauben für die Menschen immer wieder neu erfahrbar zu machen.“

    Augsburger Bischof spricht von „heilsamem Impuls“

    „Diese Zahlen sind für mich Anlass zur Sorge, aber auch heilsamer Impuls“, kommentierte Augsburgs Bischof Bertram Meier die Statistik.Er wolle nicht über die Gründe spekulieren, die zu den stark erhöhten Kirchenaustritten führten. Ebenso nachdenklich mache ihn der schleichende Rückgang der sonntäglichen Gottesdienstbesucher. Zwar gehen noch immer fast 150.000 Katholiken am Sonntag in die Kirche, doch der rückläufige Trend setzt sich fort.

    „Wir müssen uns selbstkritisch fragen: Was bieten wir den Leuten an? Womit speisen wir sie ab? Wie steht es um unsere Glaubwürdigkeit? Sind wir lebensrelevant?“, fragte der Augsburger Bischof. Offen räumte er ein: „Die Qualität des Angebots hat noch Luft nach oben. Die Menschen suchen sich aus, was sie annehmen und wo sie fernbleiben.“ Es gelte, wieder die Herzen der Gläubigen zu erreichen „und Formen, nicht Formeln zu finden, um ihnen den Glauben, den Sinn fürs Leben zu vermitteln“.

    In der Erzdiözese München und Freising stieg die Zahl der Kirchenaustritte 2019 auf 27.124 Personen (2018: 22.580) an. Der Generalvikar der Erzdiözese, Christoph Klingan, rief dazu auf, diese Zahlen ernst zu nehmen: „Wir müssen genau hinsehen und hinhören, um zu verstehen, warum sich Menschen von uns abwenden.“ Zudem gelte es, die kirchlichen Angebote ansprechend zu gestalten und auf die Bedürfnisse der Menschen einzugehen.

    Kirchenaustritte: Bedford-Strohm will auf jüngere Generation zugehen

    Der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm sagte zu der aktuellen Statistik: „Die hohe Zahl an Kirchenaustritten schmerzt uns sehr. Es tut mir weh, wenn über 32.000 Menschen sich von unserer Kirche und vielleicht auch vom christlichen Glauben abwenden.“ Er sei überzeugt, dass der Glaube an Gott das Leben bereichert, Kraft und Lebensmut gibt gerade in schweren Zeiten. Die Generation, für die die Mitgliedschaft in der Kirche selbstverständlich ist, werde immer älter. Die jüngere Generation sei dann Mitglied der Kirche, wenn sie vom christlichen Glauben überzeugt ist und erlebt, dass ihr die Mitgliedschaft in der Kirche etwas gibt, so Bedford-Strohm. „Es ist unsere Aufgabe, sie aktiv davon zu überzeugen, dass der christliche Glaube eine gute und stärkende Lebensgrundlage ist.“

    Auch Bischof Meier setzt auf die jungen Menschen. Er denkt vor allem an die 32.000 Buben und Mädchen in den rund 450 Kindertageseinrichtungen im Bistum sowie an die 18.500 Schülerinnen und Schüler in den 42 Schulen des Schulwerks der Diözese. „Ein riesiges Ackerfeld liegt vor uns. Darin sehe ich eine große pastorale Chance“, so Meier. Hoffnung setzt er auch in die während der Corona-Pandemie entstandenen häuslichen Gemeinschaften. „Das kann uns bei der Weitergabe des Glaubens helfen.“

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Kirchenaustritte: Ein Land verliert seinen Glauben

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