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Gewalt: Tödliche Schüsse auf Messerangreifer in Ansbach - Erinnerungen werden wach

Gewalt

Tödliche Schüsse auf Messerangreifer in Ansbach - Erinnerungen werden wach

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    Ein 30 Jahre alter Afghane soll in der Nähe des Ansbacher Bahnhofs zwei Männer mit Messern verletzt haben. Als er auch auf Polizisten losgeht, greifen die zu ihren Schusswaffen.
    Ein 30 Jahre alter Afghane soll in der Nähe des Ansbacher Bahnhofs zwei Männer mit Messern verletzt haben. Als er auch auf Polizisten losgeht, greifen die zu ihren Schusswaffen. Foto: dpa / Daniel Karmann

    Gut sechs Jahre nach dem Sprengstoffanschlag eines syrischen Islamisten in Ansbach ist es in der mittelfränkischen Stadt erneut zu einer Gewalttat mit möglicherweise islamistischem Hintergrund gekommen. Mit den Worten „Allahu Akbar“ („Gott ist groß“) soll ein 30 Jahre alter Afghane mit zwei Fleischermessern zwei junge Männer angegriffen und verletzt haben. Als die Polizei kam, soll er auch auf die Beamten losgegangen sein. Diese wehrten sich mit ihren Dienstwaffen. Drei Schüsse trafen und töteten den Angreifer. Er starb trotz Reanimationsversuchen auf dem Gehweg.

    Polizeipräsident Roman Fertinger vom Polizeipräsidium Mittelfranken schilderte die Ereignisse in Ansbach am Freitag bei einer Pressekonferenz.
    Polizeipräsident Roman Fertinger vom Polizeipräsidium Mittelfranken schilderte die Ereignisse in Ansbach am Freitag bei einer Pressekonferenz. Foto: Nicolas Armer, dpa

    Polizeipräsident Roman Fertinger schilderte am Freitag in einer Pressekonferenz die Ereignisse des Vorabends und sprach von einer hohen Aggressivität des Täters. Über das Motiv des Afghanen, der als Asylbewerber nach Deutschland gekommen war, aber abgelehnt wurde und nur über einen noch eine Woche geltenden Duldungsstatus verfügte, herrschte auch am Freitag Unklarheit.

    Allein sein mehrfacher Ruf der Worte „Allahu Akbar“ in der Nähe des Ansbacher Bahnhofes sage noch nichts über einen möglichen terroristischen oder islamistischen Hintergrund aus, sagte der Leiter der kriminalpolizeilichen Ermittlungen, Dieter Hegwein. Weitere Hinweise auf einen möglichen terroristischen Hintergrund hätten sich zunächst nicht ergeben, hieß es von Polizei und Staatsanwaltschaft. Ob der Asylstatus als mögliches Motiv eine Rolle spielte, sei unklar, sagte Hegwein.

    Messerangreifer rief wohl mehrfach "Allahu Akbar"

    Die Polizei gehe in jedem Fall von einem Alleintäter aus. Eine weitere Gefahr für die Bevölkerung in Ansbach und Umgebung sei nicht zu befürchten. Die Wohnung des 30-Jährigen sei durchsucht und sein Handy sichergestellt worden. Das Mobiltelefon müsse noch vollständig ausgewertet werden, sagte Hegwein. Der Mann war vorher bereits strafrechtlich in Erscheinung getreten, jedoch eher mit kleinen Delikten.

    Ein Sexualdelikt sei mit einem Strafbefehl und einer Geldstrafe erledigt worden. Daneben waren ein Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz sowie fünf Gewaltakte vermerkt, wie die Leitende Oberstaatsanwältin Gabriele Hofmeier erklärte. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatte es ein Betreuungsverfahren für den Mann gegeben. Das deutet auf die Möglichkeit einer psychischen Erkrankung hin. Nähere Angaben dazu wollte Hofmeier nicht machen. Bei der Durchsuchung seien Antidepressiva gefunden worden.

    Polizeipräsident rechtfertigt Schüsse auf Ansbacher Angreifer

    Die Ermittler gehen davon aus, dass der Täter zunächst einen 17-Jährigen angegriffen hatte und sich mit den Messern in der Hand auf ihn gekniet hatte. Nur der Geistesgegenwart eines 20-jährigen Passanten habe der Angegriffene wohl sein Überleben zu verdanken. Beide Männer konnten am Donnerstagabend nach kurzer Behandlung das Krankenhaus verlassen. Wenige Minuten nach der Attacke rückten mehrere Streifenwagen der Polizei aus. Beamte stellten den 30-Jährigen unweit des Tatorts. Als er mit seinen Messern auf sie losging, schossen zwei Polizisten im Alter von 22 und 25 Jahren.

    Erinnerungen an islamistischen Anschlag in Ansbach

    „Die Staatsanwaltschaft geht derzeit von einem rechtmäßigen Schusswaffengebrauch aus“, sagte Hofmeier. „Die Hochaggressivität, die hier aus den Bildern erkennbar ist, hat diesen Schusswaffengebrauch eindeutig gerechtfertigt“, sagte Fertinger. Die Polizei hatte Aufnahmen unter anderem von Bodycams ausgewertet, die die Polizisten während des Einsatzes trugen. Die Ermittlungen zum Schusswaffengebrauch führt das Landeskriminalamt.

    Im Juli 2016 hatte der Anschlag eines Islamisten die 42.000-Einwohner-Stadt Ansbach erschüttert. Ein 27 Jahre alte Asylbewerber aus Syrien mit Verbindungen zur Terrororganisation Islamistischer Staat hatte sich im Eingangsbereich eines Musikfestivals in die Luft gesprengt. Er erlag nach der Explosion seinen Verletzungen, 15 weitere Personen wurden teils schwer verletzt. (dpa, bmi)

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