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Foto: Florian Schuh, dpa-tmn (Archivbild)
Foto: Florian Schuh, dpa-tmn (Archivbild)

Die explodierenden Sachkosten bereiten den Kliniken in Bayern Probleme.

Gesundheitsversorgung
11.06.2022

Die Kliniken in Bayern leiden unter einer dramatischen Finanzlücke

Von Michael Pohl

Exklusiv Die Inflation kostet Bayerns Krankenhäuser eine halbe Milliarde Euro. Es drohe eine akute Versorgungsgefahr, sagt der Chef des Verbands der Krankenhausträger.

Bayerns Krankenhäuser warnen angesichts dramatischer Mehrbelastungen durch inflationsbedingte Preissteigerungen bei Medizinprodukten und Energiekosten vor drohenden Versorgungsproblemen. Im laufenden Jahr fehlten den Kliniken im Freistaat über 530 Millionen Euro allein durch Inflation und steigende Energiepreise, sagte der Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft, Roland Engehausen auf Anfrage unserer Redaktion. „Die Einrichtungen bleiben zulasten der Versorgung und der Beschäftigten auf den aktuellen Kostenexplosionen komplett sitzen“, kritisierte der Chef des Verbands der Krankenhausträger.

„Der Kostendruck durch massive Preissteigerungen bei Energie, Medizinprodukten, Medikamenten, IT-Produkten und Dienstleistungen sowie Lebensmitteln in den bayerischen Kliniken ist in den letzten Wochen immer dramatischer geworden“, warnte Engehausen. Während die Personalkosten noch weitgehend gedeckt seien, droht nach Einschätzung der Krankenhausgesellschaft durch die Sachkostenexplosionen eine akute Versorgungsgefahr. Die immer teurer werdenden Medizinprodukte machen knapp die Hälfte der Sachkosten aus. Der Anstieg der Energiekosten trifft die Kliniken in einem ähnlichen Maße wie Privathaushalte.

Bayerische Krankenhausgesellschaft fordert sofortige finanzielle Unterstützung

„Die aktuellen Kostenexplosionen werden im bestehenden Krankenhaus-Finanzierungssystem nicht berücksichtigt“, kritisiert der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft. „Für die Kliniken gilt im Gegenteil eine staatliche Zwangs-deckelung der Erlöse“, verweist Engehausen auf Regeln zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen. Demnach ist bei der Krankenhausfinanzierung 2022 maximal ein Preisanstieg von 2,3 Prozent berücksichtigt worden. Dies liegt weit hinter der Inflationsrate von zuletzt 7,9 Prozent im Mai. Die Bayerische Krankenhausgesellschaft fordert deshalb von der Bundesregierung ein Soforthilfepaket für die deutschen Kliniken.

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Foto: Bayerische Krankenhausgesellschaft (Archivbild)
Foto: Bayerische Krankenhausgesellschaft (Archivbild)

Roland Engehausen ist seit Ende 2020 Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft.

„Ohne einen Sofortzuschlag für 2022 und eine gesetzliche Öffnungsklausel für die Preisverhandlungen mit den Krankenkassen im kommenden Jahr droht während der nächsten befürchteten Corona-Welle ab Herbst eine große Finanz- und damit Versorgungskrise in den bayerischen Kliniken“, warnte Engehausen. Zudem drohe sich die Lage weiter zu verschärfen. Im Vergleich zu 2019 als letztem normalen Jahr vor der Corona-Pandemie könnten im kommenden Jahr nach Berechnungen der Krankenhausgesellschaft inflationsbedingt im nächsten Jahr sogar eine Milliarde Euro fehlen, weil ein Anstieg der Einnahmen durch die Kliniken durch die Fallpauschalen ebenfalls begrenzt sei.

Die unerwartet hohe Kostenexplosion durch die Inflation trifft die Krankenhäuser nach zwei Jahren Corona-Pandemie in einer besonders schwierigen Situation. Durch die jeweiligen Infektionswellen im Herbst und Winter in den letzten beiden Jahren mussten sehr viele Behandlungen abgesagt werden. Der Corona-Rettungsschirm sah vor, dass die Kliniken zwei Prozent der Verluste selber tragen mussten in der Erwartung, dass Krankenhäuser verschobene Fälle später aufholen und somit die Einbußen kompensieren könnten. Doch dies war weder 2021 möglich, noch halten es die Klinken angesichts einer drohenden Herbstwelle dieses Jahr für machbar.

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