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Gesundheit: Von HPV geht eine unterschätzte Virengefahr aus

Gesundheit

Von HPV geht eine unterschätzte Virengefahr aus

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    Stefan Kübler erhielt mit 36 Jahren die Diagnose Peniskrebs. In der Ausstellung "HPV hat viele Gesichter" erzählt er aus seiner Krankengeschichte.
    Stefan Kübler erhielt mit 36 Jahren die Diagnose Peniskrebs. In der Ausstellung "HPV hat viele Gesichter" erzählt er aus seiner Krankengeschichte. Foto: Tamara Pribaten, Dkfz/Hpv Hat Viele Gesichter

    Stefan Kübler will seine Geschichte erzählen. Er hat eine eigene Website und er informiert auch in einer Ausstellung über das, was ihm widerfahren ist: Er bekam mit 36 Jahren die Diagnose Peniskrebs. Eine gerade in seinem Alter seltene Erkrankung. Die Krankheitserreger für seinen Tumor sind dagegen sehr verbreitet, es sind Humane Papillomviren, kurz HPV. Längst ist bekannt, dass sie verschiedene Krebsarten auslösen können, dennoch ist die Impfquote in Deutschland niedrig. Eine Aufklärungskampagne des Deutschen Krebsforschungszentrums, der Deutschen Krebshilfe, der Deutschen Krebsgesellschaft sowie der preventa Stiftung will nun vor allem auch Eltern informieren. Die Schau "HPV hat viele Gesichter" wandert gerade durch Bayern.

    HPV: Zwischen dem 9. und 14. Lebensjahr sollte geimpft werden

    "Vor allem für Mädchen und Buben ist eine Impfung so wichtig", betont Dr. Christina Seifert, Oberärztin an der Universitätsfrauenklinik der LMU München. Die Ständige Impfkommission empfiehlt eine HPV-Impfung zwischen neun und 14 Jahren, denn sie sollte idealerweise vor der Aufnahme erster sexueller Kontakte erfolgen. Wie wichtig eine frühe Impfung ist, spiegele sich beispielsweise auch in einer großen britischen Studie wider, schreibt das Bayerische Zentrum für Krebsforschung: Die Reduktion von Gebärmutterhalskrebs betrug demnach bei vollständiger HPV-Impfung im Alter von zwölf bis 13 Jahren 87 Prozent, während sie bei der Impfung im Alter von 16 bis 18 Jahren nur noch bei 34 Prozent liege. Unbehandelte HPV-Infektionen können aber nicht nur zu Gebärmutterhalskrebs führen, sondern auch zu Scheiden- und Vulvakrebs. Auch Tumorerkrankungen im Mund-Rachen-Raum seien oft HPV-bedingt. 

    Und Männer können an Peniskrebs erkranken. Was Stefan Kübler bis zu seiner Diagnose nicht wusste. Der Online-Redakteur, der in Celle lebt, bemerkte an seinem Penis Bläschen und Hautunregelmäßigkeiten. Sie waren mal intensiver, mal weniger stark ausgeprägt. Er ging zum Hautarzt. Und auch zu einem Urologen. Doch der Verdacht auf Krebs stand zunächst nie im Raum, erzählt er. Er bekam Salben verschrieben. Die Sache hat ihn aber nicht in Ruhe gelassen, "es wurde ja nicht besser". Er ging zu einem anderen Urologen und bekam irgendwann die Überweisung an die Medizinische Hochschule Hannover. "Dort wollte man Krebs vor allem ausschließen und machte eine Biopsie", erzählt er. Was dann folgte, sei für ihn ein absoluter Schock gewesen, "denn an Krebs habe ich nie gedacht". Doch genau daran war er erkrankt, etwa drei Jahre, nachdem er die Hautauffälligkeiten entdeckt hatte, bekam er die Diagnose. Eine Zäsur in seinem Leben. "Denn plötzlich machst Du Dir über Dinge Gedanken, über die Du früher gar nicht nachgedacht hast", sagt er. "Übers Kinderkriegen, ob du je wieder Sex haben kannst, über den eigenen Tod..." .

    Seine schwere Erkrankung soll einen Sinn haben

    Seine Frau war ihm eine große Stütze im Kampf gegen die Krankheit, erzählt er. Drei Operationen musste er über sich ergehen lassen. Er hatte Glück, der Krebs hatte noch nicht gestreut. Heute ist Stefan Kübler 43 Jahre alt und stolzer Vater einer dreieinhalbjährigen Tochter. "Ich weiß jetzt so vieles im Leben viel mehr zu schätzen als vor meiner Krebserkrankung", erzählt er, vor allem aber soll seine schwere Erkrankung auch einen Sinn gehabt haben: "Ich will für das Thema HPV sensibilisieren." Denn er weiß natürlich, dass es kaum ein Thema gibt, über das weniger geredet wird als über gesundheitliche Probleme im Intimbereich. Doch gerade, weil das so ist und viele sich nicht einmal einem Arzt oder einer Ärztin anvertrauen, könnten sich HPV so gut gerade über sexuelle Kontakte verbreiten.

    Aber auch beispielsweise durch Schmierinfektionen können HPV übertragen werden, ergänzt die Gynäkologin Christina Seifert. "Viele Frauen haben HPV, ohne dass sie es wissen. Die Durchseuchungsrate bei jungen Erwachsenen liegt bei bis zu 95 Prozent." Auch weil HPV so weit verbreitet sind, rät sie Eltern dazu, beim Kinderarzt explizit nach der HPV-Impfung zu fragen. "Bis zum 17. Lebensjahr ist die HPV-Schutzimpfung eine Kassenleistung, danach wird sie nur im Einzelfall übernommen." Der Grund: Junge Menschen bauen eine bessere Immunantwort auf als ältere. Wer sich als Erwachsener impfen lassen möchte, muss dies in der Regel selbst bezahlen - eine Impfdosis kostet rund 160 Euro. Für die komplette Impfung, die anders als bei Kindern nicht nur zwei, sondern bis zu drei Einzeldosen bedeutet, muss also für den Impfstoff mit bis zu 480 Euro gerechnet werden. 

    Frauen, die über 35 Jahre alt sind, und regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung zum Frauenarzt gehen, können in der Regel davon ausgehen, sagt Seifert, dass alle drei Jahre im Zuge des Vorsorgeabstrichs auch eine Untersuchung auf HPV erfolge. Dennoch rät sie dazu, das Thema beim Frauenarzt beziehungsweise bei der Frauenärztin anzusprechen, um individuelle Risiken abzuklären. 

    Info: Bis zum 1. Dezember ist die Ausstellung im Hörsaalzentrum der Universität Augsburg zu sehen, weitere Informationen online unter www.bzkf.de/#aktuelles

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