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Gesundheit: Umweltmeteorologe erklärt: So sieht das ideale Wetter aus

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Umweltmeteorologe erklärt: So sieht das ideale Wetter aus

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    Nach der kühlen Periode soll in Bayern wieder der Frühling mit wärmeren Temperaturen einkehren. Dann heißt es raus in die Natur und beispielsweise am See das herrliche Wetter genießen.
    Nach der kühlen Periode soll in Bayern wieder der Frühling mit wärmeren Temperaturen einkehren. Dann heißt es raus in die Natur und beispielsweise am See das herrliche Wetter genießen. Foto: Armin Weigel

    Herr Prof. Matzarakis, Sie sind Bio- und Umweltmeteorologe. Das Wetter in Bayern war zuletzt sehr wechselhaft: Erst war es für einen April ungewöhnlich warm, dann wurde es sehr kalt, jetzt sollen die Temperaturen wieder steigen – viele Menschen haben bei solchen starken Umstürzen gesundheitliche Probleme. Bilden sie sich das nur ein oder gibt es das Phänomen der Wetterfühligkeit wirklich?

    Professor Dr. Andreas Matzarakis: Jeder Mensch reagiert auf das Wetter. Wetterfühligkeit ist aber keine Krankheit. Dennoch bilden sich die Menschen ihre gesundheitlichen Probleme, die sie beispielsweise beim Einzug einer Kalt- oder Warmfront haben, nicht nur ein. Denn das Wetter und auch Wetterumschwünge an sich machen zwar nicht krank, das Wetter kann aber bereits vorhandene Erkrankungen verstärken oder lindern und diese Wirkung ist umso intensiver, je stärker die Wetterveränderung ist.

    Professor Dr. Andreas Matzarakis ist Bio- und Umweltmeteorologe. Er sagt, gerade Menschen, die gesundheitlich geschwächt sind, haben oft Probleme bei Wetterumschwüngen.
    Professor Dr. Andreas Matzarakis ist Bio- und Umweltmeteorologe. Er sagt, gerade Menschen, die gesundheitlich geschwächt sind, haben oft Probleme bei Wetterumschwüngen.

    Wenn also beispielsweise jemand bei einem Wetterumschwung stärkere Gelenkschmerzen hat, dann ist das tatsächlich auf das Wetter zurückzuführen?

    Matzarakis: Das Wetter trägt nicht die Schuld, es ist nicht die Ursache für die Schmerzen. Denn zu den Schmerzen führen sehr viele verschiedene Faktoren wie der allgemeine Gesundheitszustand, aber beispielsweise auch hormonelle Einflüsse, die Ernährung, Stress. Entscheidend ist es gerade bei schnellen, starken Wetterveränderungen wie rasch und gut sich der einzelne Organismus auf die neue Wetterlage einstellen kann. Und hier haben Menschen, die gesundheitlich geschwächt sind, beispielsweise aufgrund einer chronischen Erkrankung, oft Probleme.

    In dem Fachblatt „Seminars in Arthritis and Rheumatism“ wurde kürzlich erklärt, dass Veränderungen der Wetterfaktoren das Risiko von Knie-, Hüft- oder Kreuzschmerzen nicht erhöhen. Hohe Temperaturen in Kombination mit niedriger Luftfeuchtigkeit könnten demnach lediglich das Risiko eines Gichtanfalls steigern. Was ist von solchen Studien zu halten?

    Matzarakis: Solche Studien muss man sich immer ganz genau ansehen. In Deutschland werden seit vielen Jahren regelmäßig Befragungen durchgeführt. Demnach sind sich etwa 50 Prozent der Befragten sicher, dass das Wetter einen Einfluss auf ihre Gesundheit hat. Die häufigsten Symptome bei diesen wetterfühligen Menschen sind Kopfschmerzen und Migräne, gefolgt von Müdigkeit, einem Gefühl der Abgeschlagenheit, Gelenkschmerzen und Schlafstörungen. Zwischen 15 und 20 Prozent der Befragten gelten als wetterempfindlich und etwa 29 Prozent der wetterfühligen Menschen waren mindestens einmal im Jahr nicht mehr in der Lage, ihrer normalen Tätigkeit nachzugehen.

    Welcher Zusammenhang von gesundheitlichen Problemen und Wetter ist hierzulande gut belegt?

    Matzarakis: Wir wissen beispielsweise, dass Menschen mit Herz-Kreislauferkrankungen bei starken Wetterumschwüngen verstärkt in die Krankenhäuser kommen oder Ärzte aufsuchen. Epidemiologische Studien haben darüber hinaus gezeigt, dass die Beschwerden von Menschen mit hohem Blutdruck in der Regel beim Durchzug einer Kaltfront zunehmen. Hier gibt es aber starke individuelle Unterschiede, daher empfehlen wir wetterempfindlichen Menschen, ein Wettertagebuch zu führen, um die individuelle Wetterreaktion herauszufinden.

    Dann habe ich es zwar schwarz auf weiß, leide aber dennoch...

    Matzarakis: Daher ist ja die Prophylaxe gerade für wetterempfindliche Menschen so wichtig. Sind die Beschwerden bereits akut, ist es natürlich schwierig. Doch ich kann durchaus etwas tun, damit der Organismus besser mit Wetterumschwüngen zurechtkommt: Beispielsweise stärken Kneippbäder, Kalt-Warm-Duschen, viel Bewegung an der frischen Luft und eine ausgewogene Ernährung das Immunsystem des Körpers und damit die Anpassungsfähigkeit des Organismus an Wetterbedingungen. Außerdem raten wir wetterempfindlichen Menschen dazu, die Vorhersagen für Wetterfühlige, die der Deutsche Wetterdienst täglich herausgibt, zu beachten und sich dementsprechend einzustellen.

    Gibt es ein Wetter, das der Gesundheit guttut?

    Matzarakis: Ja, den meisten Menschen geht es gesundheitlich gut, wenn das Wetter trocken ist und die Temperaturen zwischen 15 und 25 Grad liegen. Wir sollten weder schwitzen noch frieren, aber beispielsweise einen ganz leichten wohltuenden Wind auf unserer Haut spüren. Dagegen stellt große Hitze eine ernst zu nehmende gesundheitliche Gefahr dar.

    Aber auch bei dem Wetter, das Sie nun als ideal skizzieren, werden sicher etliche meckern...

    Matzarakis: In der Tat sprechen wir von einem sogenannten „Rauschen“: Es gibt nämlich auch bei idealen Wetterbedingungen immer einen bestimmten Anteil von Menschen, der dann über stärkere Beschwerden klagt.

    Zur Person: Andreas Matzarakis, 64, ist Bio- und Umweltmeteorologe an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und beschäftigt sich dort mit dem Einfluss des Wetters und des Klimawandels auf die Gesundheit.

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