Krebserkrankungen nehmen zu. Hauptursache dafür ist die eigentlich erfreuliche Tatsache, dass wir Menschen immer älter werden. "Denn mit dem Alter wächst auch das Risiko für eine Tumorerkrankung“, sagt Prof. Dr. Martin Trepel, der Direktor des interdisziplinären Krebszentrums an der Universitätsklinik Augsburg. Die Behandlung von Krebs soll nun aber in Bayern massiv vorangetrieben werden: Dafür will der neue Verbund von Krebszentren der Unikliniken Würzburg, Erlangen, Regensburg und Augsburg, kurz WERA, sorgen. Denn dieser ist als eines von sechs Zentren bundesweit als Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) ausgezeichnet worden.
Was bedeutet dies aber nun konkret für Patientinnen und Patienten? "An der Augsburger Universitätsklinik wird damit der Forschungsschwerpunkt Onkologie noch einmal deutlich aufgewertet“, sagt Prof. Dr. Klaus Markstaller, der Ärztliche Direktor der Augsburger Uniklinik. Partner dieses Spitzenverbundes zu sein, ermögliche nicht nur den Forschenden neue, wichtige Studien zu initiieren, man partizipiere natürlich auch von den aktuellsten Erkenntnissen der anderen Häuser viel besser als bisher. Davon wiederum profitierten vor allem Patientinnen und Patienten. Gerade auch die Versorgung in ländlichen Regionen habe man besonders im Blick, betont Onkologe Trepel. Angedacht sei hier nicht nur ein intensiverer Austausch mit niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, sondern auch der Aufbau einer virtuellen Ambulanz, in der sich Patientinnen und Patienten vorstellen und so die neuesten Forschungserfolge in der Diagnostik und Therapie für Tumorerkrankungen nutzen können.
Und Fortschritte in der Krebsbehandlung gibt es viele, hebt Trepel hervor. Eine der Stärken an der Augsburger Uniklinik liege beispielsweise in der sogenannten Flüssigbiopsie. Das heißt, im Blut werden schon winzigste Tumorbestandteile erkannt und im zeitlichen Verlauf verfolgt. So soll künftig sogar die individuelle Krebstherapie gesteuert werden. Aber auch in der Nuklearmedizin zeichne sich das Haus etwa durch sehr spezielle Verfahren aus, bei denen mithilfe kleinster radioaktiver Strahlungspartikel schon winzigste Tumorzellen aufgespürt und so behandelt werden, dass gesunde Zellen und Gewebe davon keinen Schaden nehmen. Ein weiterer Schwerpunkt der Augsburger sei das ganz frühe Erkennen und Heilen von Magen- und Speiseröhrenkrebs.
Neue Verfahren zur Immuntherapie sind ein Schwerpunkt
Einen gemeinsamen Schwerpunkt im NCT-WERA-Verbund bilden, wie Trepel ausführt, ganz neue Verfahren zur Immuntherapie, ein insgesamt sehr vielversprechender Behandlungsansatz bei Krebserkrankungen. Hier werden Immunzellen entweder, bildlich gesprochen, "abgerichtet“, um die individuellen Krebszellen besser bekämpfen und zerstören zu können, oder es werden Wege erforscht, wie Immunzellen verstärkt an die jeweiligen Krebszellen angelockt werden, um sie beseitigen zu können.
Gefördert wird das NCT-WERA, das nun seine Arbeit aufgenommen hat, künftig mit bis zu 14,5 Millionen Euro im Jahr durch das Bundesforschungsministerium und das bayerische Wirtschaftsministerium. Die Uniklinik Augsburg kann nach Angaben von Trepel mit einer fixen Forschungsunterstützung für neue klinische Studien von ungefähr 750.000 bis eine Million Euro im Jahr rechnen.
Und auch Brustkrebspatientinnen werden von dem neuen Verbund sehr profitieren, ist Prof. Dr. Nina Ditsch, die Direktorin des Brustzentrums an der Uniklinik Augsburg, überzeugt: "Es ist eine Auszeichnung für Augsburg, gemeinsam mit Würzburg, Erlangen und Regensburg als einer der vier neuen NCT-Standorte für Deutschland ausgewählt worden zu sein", hebt die erfahrene Gynäkologin hervor, die auch im NCT-Gremium ist, und ergänzt: "Dass dieser Verbund geschlossen wurde, ermöglicht es uns, nun gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der weiteren bayerischen Unikliniken wie auch den Kooperationspartnern anderer Kliniken und aus dem Bereich der Niederlassung stärker und schneller die Forschung und die Überführung in die klinische Versorgung für Brustkrebspatientinnen voranzutreiben."
Durch den Verbund steige nicht nur die Manpower an exzellenten Forschenden, "es kommen innovative Ideen zusammen mit neuen Projekten, und die Umsetzung in die Praxis, die Patienten in der Stadt wie auf dem Land zugute kommt, wird deutlich verbessert". Und zwar auf lange Sicht, nicht nur auf bayerischer und nationaler Ebene, sondern auch auf internationaler. "Zum einen werden Diagnostik- und Therapiefortschritte bei Brustkrebs ganz erheblich beschleunigt; besonders hervozuheben ist aber vor allem die Integration von Patientenvertretern als Forschungspartner, zum Beispiel in der Erstellung von Studienkonzepten, um ganz nah an den Wünschen und Nöten von Patienten zu bleiben."
Patienten werden stärker in Krebsforschung eingebunden
Auch Onkologe Trepel betont, dass die Augsburger Uniklinik bei der Einbindung von Patientinnen und Patienten in die Krebsforschung bundesweiter Vorreiter sei. Und dieses wichtige Thema soll nun bei WERA ausgebaut werden. So sei in Augsburg schon vor gut eineinhalb Jahren ein sechsköpfiges Patientengremium eingerichtet worden, das die geplanten und ausgeführten Krebsforschungsprojekte regelmäßig bewerte.