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Lesetipp: Riskante Kunst? Das sagen Experten über das Hautkrebsrisiko von Tattoos

Lesetipp

Riskante Kunst? Das sagen Experten über das Hautkrebsrisiko von Tattoos

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    Kunst auf der Haut: Viele Menschen möchten mit Tattoos ihre Persönlichkeit unterstreichen.
    Kunst auf der Haut: Viele Menschen möchten mit Tattoos ihre Persönlichkeit unterstreichen. Foto: Sarah Knorr, dpa (Symbolbild)

    Linus bewegt die Nadel präzise über den halb tätowierten Buckelwal auf dem Oberschenkel eines Kunden, immer wieder streicht er überschüssige Farbe von der Haut. In dem Münchner Dachgeschoss herrscht Wohnzimmeratmosphäre, aus Lautsprechern ertönen Rap-Beats und vermischen sich mit dem hellen Sirren der Tattoo-Nadeln. Das Tattoostudio Pardon Paris im Herzen Münchens ist eins der angesagtesten in der Szene, zu den Gästen gehören Fußballer wie Leroy Sane und Lena Oberdorf oder Bayernvorstand Max Eberl. Die Tätowierer kreieren für ihre Gäste individuelle Symbole oder Bilder, der künstlerische Prozess steht dabei an erster Stelle.

    Egal ob ein minimalistisches Symbol, ein imposantes Motiv oder das Geburtsdatum eines geliebten Menschen: Tattoos sind ein Massenphänomen, jeder dritte erwachsene Deutsche ist mittlerweile tätowiert. Die Kunst auf der Haut kann allerdings auch gesundheitliche Risiken mit sich bringen. Die Farbe in den tieferen Hautschichten kann beispielsweise eine Immunreaktion auslösen, zudem weckt eine aktuelle Studie aus Dänemark Bedenken zum Hautkrebsrisiko. Nachrichten, die man in der Tattoo-Szene nicht gerne hört.

    Dänische Studie zu Zwillingen deutet auf erhöhtest Hautkrebsrisiko hin

    Die Ergebnisse der dänischen Studie, in der mehr als 2300 Zwillinge untersucht wurden, deuten auf ein erhöhtes Risiko für Hautkrebs oder Lymphdrüsenkrebs bei tätowierten Personen hin. Ähnliche Schlüsse zogen Forscher aus Schweden in einer Untersuchung von rund 12.000 Teilnehmern im vergangenen Jahr. Demnach sei das Krebsrisiko bei tätowierten Personen bis zu 21 Prozent erhöht. Beide Forschungsteams machen allerdings auch deutlich, dass weitere Untersuchungen notwendig sind.

    „Ich persönlich würde von einem Tattoo abraten“, sagt Marlene Seegräber, Dermatologin an der München-Klinik. Grund dafür seien neben dem möglichen Krebsrisiko auch weitere Komplikationen wie allergische Reaktionen. Bei dermatologischen Operationen an Lymphknoten seien diese bei tätowierten Personen häufig schwarz verfärbt. Der Körper sei unentwegt damit beschäftigt, die Farbe in der Haut abzubauen. Seegräber betont jedoch auch, dass weitere Studien für eine eindeutige Faktenlage notwendig seien. Ein weiteres Problem von Tattoos ist allerdings für die Münchnerin, dass diese die Untersuchung für Hautkrebs erschweren. Gerade großflächige Tätowierungen erschwerten die Sicht auf die Haut.

    Dermatologin rät von Tattoos ab

    Seegräber befasst sich auch mit Laserentfernungen von Tätowierungen. „Das wird häufig nachgefragt. Viele Patientinnen und Patienten sind unzufrieden, weil sich möglicherweise der Geschmack oder der Trend geändert haben“, sagt die Dermatologin. Zudem komme es immer wieder vor, dass persönliche Tattoos zu nahestehenden Personen durch eine veränderte private Situation nicht mehr aktuell seien. Allerdings stehen auch die Laserentfernungen in der Kritik, weil sie mit hoher Energie die Farbpigmente aus den Hautzellen schießen. Seit einigen Jahren ist es deshalb gesetzlich vorgeschrieben, dass ein fachkundiger Arzt die Laserentfernung durchführt. Seegräber erklärt, dass eine Laserentfernung von einem fachkundigen Arzt lediglich ein geringes Risiko darstelle.

    Wie viel Schaden die Farbpigmente im Körper verursachen können, wird weiterhin untersucht. Eine Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung erlangte zuletzt die Erkenntnis, dass nur ein geringer Anteil der Tattoofarbe im Körper bleibt - nämlich ein Fünftel. Die Frage nach der richtigen Farbe ist ohnehin eine Wissenschaft für sich. In der EU sind mittlerweile über 4000 Substanzen verboten, beispielsweise sind seit 2023 bestimmte Pigmente der Farben Blau und Grün unzulässig.

    Inhaber von Pardon Paris betont künstlerischen Aspekt von Tätowierungen

    „Unsere Kunden vertrauen uns. Deshalb liegt es in unserer Verantwortung, die besten Produkte anzubieten“, sagt Inhaber des Pardon Paris, Viktor Bopp. Das Studio verfolge die Entwicklungen der Studienlage und Gesetze genau. Zudem biete das Studio vor dem Eingriff in der Haut ein Beratungsgespräch. Dass Studien auf ein erhöhtes Hautkrebsrisiko durch Tattoos hindeuten, hört Bopp nicht gerne. Es gäbe immer wieder Studien, die mal in die eine Richtung gingen, mal in die andere. Doch auch der Tattoo-Inhaber räumt ein, dass eine Tätowierung grundsätzlich immer auch mit Risiken verbunden sei. Ein seriöses Tattoostudio sei entscheidend. „Letztendlich muss jeder selbst wissen, womit er sich wohlfühlt“, sagt er.

    Gleichzeitig will er aber auch deutlich machen, dass ein Tattoo weit mehr als nur ein Bild auf der Haut sei. „Unsere Tätowierer erschaffen für jeden Kunden individuelle Kunst“, erklärt Bopp. Die meisten Gäste machten das in erster Linie für sich selbst, um etwas auszudrücken. Dazu gehören einschneidende Erfahrungen, persönliche Erinnerungen oder Motive, die die Persönlichkeit hervorheben.

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