Wer die Liste an Zusatzstoffen in Fertigprodukten liest, dem könnte der Appetit vergehen – und ein Chemiestudium nicht schaden. Stabilisatoren, Aromen, Geschmacksverstärker, Emulgatoren und vieles mehr findet sich dort. Und: viel Zucker, viel Salz, viel Fett. Zu viel.
Dass das ein Problem ist, ist seit Längerem klar. Das Bundesernährungsministerium hat bereits darauf reagiert, mit der „Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie“ – bisher ist der Nutzen allerdings gering. Eigentlich hatte sich die Lebensmittelwirtschaft dazu verpflichtet, bis 2025 die Anteile an Zucker, Fetten und Salz in Fertigprodukten zu reduzieren, doch die Erfolge sind kläglich. In einem Zwischenbericht des Ministeriums wird deutlich, dass es in einigen Lebensmitteln zwar in der Tat Verbesserungen gab, in vielen aber sind die Werte nach wie vor zu hoch. Und teilweise gibt es sogar Erhöhungen.
Auf die Hersteller muss Druck gemacht werden
Die Lebensmittelindustrie macht es den Verbrauchern wahrlich nicht leicht, sich gesund zu ernähren. Die Produkte werden geschickt in Szene gesetzt, hübsch verpackt, das Wort „natürlich“ taucht auffallend oft auf – auch, wenn sich das Produkt bei genauem Hinsehen als Chemiebaukasten entpuppt und wegen des Zuckers immens viele Kalorien hat. Der Kunde, so scheint es, ist nicht König. Er ist Opfer.
Freilich, sich gesund zu ernähren, ist einfach, wenn man immer zu frischen Produkten greift und nicht zu verarbeiteten. Die Realität vieler Menschen sieht aber anders aus. Deswegen ist es wichtig, dass auf die Hersteller weiter Druck gemacht wird und die Produkte ordentlich entschlackt werden.
Das Problem ist, dass es vielen Leuten total egal ist, was sie in sich reinstopfen. Wer liest denn schon das Kleingedruckte? Hauptsache es schmeckt kräftig, denn der Geschmackssinn der meisten Menschen ist mittlerweile ruiniert – das fängt schon bei den Kleinen an, denen man lieber einen Fruchtzwerg in die Hand drückt statt frisches Obst oder Gemüse. Dass der Preis für zuviel Salz, Zucker und Fett die Gesundheit ist, interessiert erst, wenn es wehtut – und ist der Weg zurück weit. Dabei ist es relativ einfach, auf viele Fertigprodukte zu verzichten und sich z.B. einen Kräuterquark selbst anzurühren. Aber der Verbraucher mag es billig, die Industrie liefert billig – mit Geschmackverstärkern, Aroma-, Farb- und Füllstoffen. Nicht ganz billig sind die Folgekosten, die die Krankenkassen und damit die Gesellschaft bezahlen müssen. Wenn die Politik etwas gegen die Betrügereien der Industrie unternimmt, nörgelt der Verbraucher man über Verbote. Eigeninitiative ist gefragt!
Okay die Kritik an zu viel Zucker, Salz, Fett ist nicht unberechtigt. Andererseits kann man aber auch sagen, dass die Reduktion von vor allem Salz manche Lebensmittel geschmacklich unattraktiv machen. Und zwar jene, die man sich gemeinhin nicht selbst erzeugt. Ich möchte als Beispiel Kidneybohnen anführen. Wer kauft die frisch? Früher waren diese schon aus Konservierungsgründen mit viel Salz eingelegt und hatten dann einen guten Geschmack. Heute schmecken sie schlicht nach nichts, wenn sie aus dem Glas oder der Dose kommen. und nein, es ist nicht dasselbe, wenn man das Salz nachher drantut. Ebenso verhält es sich mit Hüttenkäse. Da ist mancher ungenießbar - es sei denn man steht darauf, dass etwas nach nichts schmeckt. Auch bei Brot ist es so, dass nachsalzen nicht hilft. Und es ist auch so, dass Salz nicht generell für alle schädlich ist. Leider hat es sich auch in Lokalen durchgesetzt, dass Essen fast salzlos gekocht serviert wird. Es ist offenbar schwer, das richtige Maß zu finden.
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