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Tabak
04.05.2023

Das Comeback der Kippe: Immer mehr Jugendliche rauchen

Egal ob Tabak oder E-Zigarette: Die Zahl junger Raucher steigt an.
Foto: RealPeopleStudio, stock.adobe.com

Der Griff zur Zigarette galt lange als uncool. Das hat sich geändert. Egal ob Tabak oder E-Zigarette: Die Zahl junger Raucher steigt drastisch an. Liegt das an schlechten Vorbildern?

Nuri hat ein schmales Gesicht, kurze Haare, eine freundliche Ausstrahlung. Spricht der 14-Jährige über das Rauchen, wirkt sein Blick jedoch ernst, sein Tonfall nachdenklich: „Ich wollte eigentlich nur wissen, wie das schmeckt“, sagt der Siebtklässler. Neugierig haben ihn die sogenannten Vapes gemacht, Einweg-E-Zigaretten, in bunten Verpackungen und mit Geschmacksrichtungen wie Himbeer-Kirsche, Gummibärchen oder Karamell, wahlweise mit oder ohne Nikotin. „Am liebsten mag ich Doppelapfel“, sagt Nuri, der etwas anderes an den stylischen Sticks inzwischen aber gar nicht schätzt: „Ich habe das immer wieder gemacht. Und dann gemerkt, wie schnell ich davon abhängig werde.“

Nuri, der hier unter anderem Namen erscheint, besucht die Gemeinschaftsschule Ravensburg und nimmt mit seiner Klasse in der Oberschwabenklinik (OSK) an der „Präventionsveranstaltung gegen das Rauchen und Dampfen“ teil. Etwas abseits berichtet eine Handvoll Schüler über das Qualmen, und ihre Erfahrungen sind erstaunlich groß, obwohl der Kauf erst ab 18 erlaubt ist. „Über Kontakte kommt man aber leicht dran“, sagt ein Teenager, ab zehn Euro aufwärts für rund 500 Züge, auf Dauer viel Geld, Hemmschwellen gibt es trotzdem kaum. „Man weiß nicht, ob der Rauch gut oder schädlich ist, man will den Geschmack ausprobieren“, erklärt ein Junge. Das Verlangen nach Tabakzigaretten scheint dagegen geringer zu sein. „Die schmecken mir nicht richtig“, sagt ein Schüler und sein Nachbar nickt zustimmend. Wobei sich hinzufügen ließe: noch nicht.

Anzahl der jugendlichen Tabakraucher hat sich fast verdoppelt

Denn ob Tabak oder E-Zigarette, die Zahl jugendlicher Raucher in Deutschland steigt drastisch an, was aus einer Langzeitstudie der Universität Düsseldorf hervorgeht. Demnach hat sich unter den 14- bis 17-Jährigen der Anteil der Tabakraucher 2022 im Vergleich zum Vorjahr auf knapp 16 Prozent fast verdoppelt. Eine so hohe Quote unter Jugendlichen hat es seit Beginn der Untersuchungen zum Rauchverhalten noch nie gegeben. Auch bei E-Zigaretten stieg der Nikotinkonsum von 5,3 auf 6,6 Prozent. „Es ist erschreckend“, sagt Daniel Kotz, Leiter der Studie, der vor den Folgen warnt: „In diesem Alter ist das Gehirn noch in der Entwicklung. Wenn es dann mit Nikotin angefixt wird, ist die Suchtgefahr fürs Leben extrem groß.“

Die Ergebnisse erstaunen, galt Rauchen unter jungen Leuten doch zunehmend als uncool, als Zeichen eines eher schwachen Charakters in Zeiten gesunder Ernährung. Experten hofften schon auf ein Ende des Rauchens – oder wenigstens der Kippenkultur. Falsch gedacht.

„Wir merken den Trend, es wird vermehrt geraucht, auch in jungen Jahren", sagt Kathleen Starke, Schulsozialarbeiterin in Ravensburg. Über die Gründe lässt sich spekulieren, sie liegen aber nahe. „Während Corona herrschte Langeweile“, sagt Starke. Diese Langeweile wollte so mancher wohl in Qualm auflösen, verbunden mit dem süßen Reiz des Verbotenen, gemäß: „Ich lasse mir doch nicht alles verbieten.“ Neben Glimmstängeln boomen Tabakerhitzer und vor allem E-Zigaretten und E-Shishas, bei denen die aromatisierte Flüssigkeit elektrisch verdampft, wodurch kein Rauch, sondern ein Aerosol eingeatmet wird. „E-Zigaretten und E-Shishas sind leicht zugänglich, nicht abstoßend im Geschmack, einfach zu verstecken und man stinkt nicht“, sagt Starke. „Deshalb bemerken Eltern oft nicht, dass ihre Kinder rauchen.“

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Youtube-Stars treten mit Kippe auf

Entscheidend für die neue Lust am Quarzen ist aber noch etwas anderes, wie ein Siebtklässler aus Ravensburg erklärt: „MontanaBlack raucht bei seinen Streams ja auch.“ Dazu muss man wissen, dass MontanaBlack ein Youtube- und TikTok-Star ist, der seine jugendlichen Fans zu unterhalten weiß, in Sachen Rauchen aber eher nicht als Vorbild taugt. Was nach jahrelanger Zurückhaltung wieder öfter für die Unterhaltungsbranche gilt, wie Günther Wiedemann, Chefarzt an der OSK, feststellt: „Die Filmstars treten inzwischen in der Öffentlichkeit wieder mit Zigarette im Mund auf.“ 

Youtuber MontanaBlack greift in seinen Streams auch mal zur Kippe. Hunderttausende Jugendliche schauen ihm dabei zu.
Foto: Philipp Schulze/dpa

Wiedemann kennt noch die Zeiten, als der blaue Dunst allgegenwärtig war, als noch in Büros, Fernsehstudios und Kneipen geraucht wurde, bis der Arzt kommt. Und der kam nicht selten, was auch für eine Raucherikone wie Altkanzler Helmut Schmidt (SPD) galt. Tatsächlich wurde Schmidt (Spitzname: Smoky) 96 Jahre alt, was er aber möglicherweise einer privilegierten Rundumversorgung zu verdanken hatte, denn mit Herzinfarkt, Thrombosen, Bypässen und anderen Leiden gleicht seine Krankenakte einer besonderen Form der Biografie. Damals wusste man längst, dass Rauchen praktisch alle Organe angreift und nicht nur zu Lungenkrebs führen kann. Diese Erkenntnisse gab es anfangs nicht, im Gegenteil.

In Bayern sterben pro Jahr 16.000 Menschen an den Folgen des Rauchens

Das Rauchen geht auf die Ureinwohner Amerikas zurück, sie setzten auf Tabakblätter als Heilmittel bei Hautkrankheiten und Geschwüren, meinten, der Rauch heile die Seele und stelle einen Kontakt zu den Göttern her. Daran dachte Jean Nicot de Villemain, Frankreichs Botschafter in Portugal, vermutlich nicht, als er im Jahr 1560 Tabaksamen an den König schickte, um die Medizin zu fördern. 1828 gelang es Forschern der Universität Heidelberg, den Stoff zu isolieren, den sie schließlich nach Nicot benannten. Inzwischen weiß man, dass Nikotin ein Nervengift ist, das die Tabakpflanze produziert, um Fressfeinde fernzuhalten. Eine Substanz, die in wenigen Sekunden das Gehirn erreicht und so schnell wirkt wie Heroin. Die an Rezeptoren andockt, die die Hormone Dopamin und Noradrenalin ausschütten. Die den Raucher dadurch gleichzeitig beleben und entspannen kann. „Nikotin hat Einfluss auf unsere Stimmung“, sagt Chefarzt Wiedemann. „Nikotin macht glücklich. Aber immer kürzer und immer weniger.“ Entscheidend für die Suchtwirkung ist daher das Belohnungsprinzip, forciert durch hunderte Zusatzstoffe, die Tabakprodukte enthalten.

Rauchen gilt heute als das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko in Deutschland. Jährlich sterben hierzulande mehr als 127.000 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums. Allein in Bayern sind es pro Jahr 16.000. „Nur durch konsequenten Rauchverzicht lassen sich diese Todesfälle und viele weitere Erkrankungen vermeiden“, erklärt Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU). Es sei wichtig, vor allem Kinder und Jugendliche vor den Gefahren des Rauchens zu schützen – das schließe auch Wasserpfeifen und E-Zigaretten ein. Denn insbesondere der Konsum solcher E-Zigaretten werde immer beliebter. „Diese enthalten neben Nikotin zahlreiche andere schädliche Chemikalien und Substanzen, über deren langfristige gesundheitliche Effekte derzeit wenig bekannt ist“, sagt der Minister. Es gebe Hinweise darauf, dass beim Konsum krebserzeugende Stoffe entstünden, die eingeatmet werden, sowie Mikropartikel, die in der Lunge Entzündungsreaktionen auslösen könnten. 

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sagt, es sei wichtig, vor allem Kinder und Jugendliche vor den Gefahren des Rauchens zu schützen .
Foto: Barbara Wild

„Die gesundheitlichen Folgen bei E-Zigaretten und E-Shihas sind noch viel zu wenig erforscht“, kritisiert auch Mediziner Wiedemann. Fest steht aber schon jetzt, dass die Verdampfer die Neigung fördern, zur herkömmlichen Fluppe zu greifen. Und womöglich nicht nur das, wie Schulsozialarbeiterin Starke warnt. „Von den Schülern, die Cannabis konsumieren, wissen wir, dass sie auch E-Shisha rauchen.“

Wenn die Eltern selbst rauchen, welche Argumente haben sie dann noch?

Bei dieser Gemengelage ist die Politik alarmiert. Der Ministerrat im Freistaat etwa hatte im Januar eine bayerische Bundesratsinitiative zum Verbot von Einweg-E-Zigaretten beschlossen. Anfang März forderte der Bundesrat die Bundesregierung dann auf, sich auf nationaler und EU-Ebene für ein wirkungsvolles Verbot des Inverkehrbringens von Einweg-E-Zigaretten einzusetzen. Zudem ficht der Freistaat seit längerem einen Kampf gegen die geplante Legalisierung von Cannabis aus. "Wir brauchen nicht mehr Drogenkonsum, sondern mehr Prävention", sagt Bayerns Gesundheitsminister Holetschek. 

Das gilt auch für den Zigarettenkonsum. Michael Hoffmann, Lehrer und Präventionsbeauftragter an der Realschule in Markdorf im Bodenseekreis, hält es für wichtig, dass Jugendliche erst gar nicht mit dem Qualmen anfangen. „Nur einer von 1000 Rauchern hat damit in einem Alter von über 20 Jahren begonnen“, sagt Hoffmann. Ein elementarer Baustein bei der Vorbeugung sind für ihn auch die Erziehungsberechtigten. „Wenn die Eltern selbst rauchen, welche Argumente haben sie dann noch, um ihre Kinder davon abzuhalten?“

Womit es einmal mehr um die Vorbildfunktion geht. Die in negativen Fällen auch abschreckend wirken kann, wie an diesem Tag in der OSK. Dort hinterlässt der Patient Ralf K. Eindruck bei den Schülern. „Ich habe vor über 40 Jahren mit dem Rauchen angefangen“, sagt der 57-Jährige mit rauer Stimme. „Damals hieß es noch: ,Ich gehe meilenweit für eine Camel Filter’." Derzeit geht K. gar nicht, er sitzt im Rollstuhl. Weil sein Oberschenkel nicht mehr durchblutet wurde, erhielt er einen Gefäßbypass am Bein. Sein großer Zeh war nicht zu retten, er musste amputiert werden. Kurz nach der Operation hat sich K. wieder eine Kippe angesteckt. Sein Arzt Dominik Jost erklärt: „Dieses Verhalten hat nichts mit Blödheit zu tun. Der Suchtmechanismus im Gehirn ist krankhaft.“

Ein Extremfall, trotzdem reagieren die Schüler betroffen, stellen Fragen, die der Patient offen beantwortet, der an alle appelliert: „Fangt bloß nicht damit an, dann bleibt euch viel erspart.“ Für Nuri, der ernst und nachdenklich wirkt, steht fest: „Ich will versuchen, weniger zu rauchen." 

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