Gersthofen (dpa/lby) - Nach dem CSU-Debakel bei der Landtagswahl fordert die Junge Union (JU) einen Neustart der Partei und einen Generationswechsel an der Spitze.
Die CSU müsse das historisch schlechteste Wahlergebnis der vergangenen Jahrzehnte als "Aufruf zur inhaltlichen und personellen Erneuerung begreifen", verlangte die JU am Wochenende bei ihrer Landesversammlung in Gersthofen bei Augsburg.
In der zum Abschluss verabschiedeten "Gersthofener Erklärung" kritisierte die JU die Mutterpartei scharf und bescheinigte ihr Schlingerkurs in wichtigen Fragen. Der scheidende CSU-Vorsitzende Erwin Huber räumte in seiner Rede Fehler der Partei ein.
JU-Chef Stefan Müller verlangte vom designierten Ministerpräsidenten Horst Seehofer insbesondere eine "mutige Regierungsbildung" mit jüngeren Politikern und ein Ende des CSU- Regionalproporzes in seiner bisherigen Form.
Die CSU-Wahlniederlage war das beherrschende Thema der Versammlung: Zwischen fränkischen und altbayerischen JU-Mitgliedern kam es zu einem Schlagabtausch mit wechselseitigen Schuldzuweisungen für die Niederlage bei der Landtagswahl. Nürnberger JU-ler warfen den Oberbayern vor, zu schnell den Rücktritt von Ministerpräsident Günther Beckstein gefordert zu haben. Die Franken wehrten sich dagegen, den scheidenden Ministerpräsidenten
JU-Chef Müller sagte nach dem Ende der Versammlung bei einem Telefonat, die CSU müsse Schluss machen mit dem bisherigen Regionalproporzdenken. Regionale Ausgewogenheit sei wichtig, aber im Zweifelsfall müssten Kompetenz und andere wichtigere Faktoren den Ausschlag geben.
"Ich erwarte, dass Horst Seehofer als Ministerpräsident den Generationswechsel in der Landespolitik einleitet", sagte Müller.
In ihrer Gersthofener Erklärung kritisierten die JU-Delegierten weiter ein "Themenvakuum" der CSU bei Bildung, Rente, Gesundheit und anderen wichtigen Feldern. "Die CSU muss ihren Schlingerkurs in zahlreichen einzelnen Sachfragen beenden. Wir brauchen klare Kante statt fauler Kompromisse: bei Erbschaftssteuer und Gentechnik ebenso wie bei der Gesundheitspolitik und in der
CSU-Chef Huber warnte davor, durch einen Streit der Regionen über das schlechte Abschneiden bei der Wahl einen "Keil in die Partei zu treiben". Heftige Kritik übte Huber an der CDU. Die CSU habe im Landtagswahlkampf "Gegenwind von der Schwesterpartei" bekommen. Als "unfreundlichen Akt" bezeichnete er Äußerungen des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (
Unionsfraktionschef Volker Kauder sagte in seiner Gastrede, die CSU solle trotz ihres schlechten Abschneidens bei der Landtagswahl ihren starken, eigenständigen Einfluss in der Berliner Fraktionsgemeinschaft behalten. "Die CSU ist nicht der 16. Landesverband der CDU", sagte Kauder.