Viele können es kaum erwarten. Die Hände verlangen buchstäblich danach. Die Augen wollen wieder sehen, was sich tut, in der Erde, an den Sträuchern und Bäumen. Vogelgesang in den Ohren und den Duft der Natur in der Nase, so kann sie beginnen die neue Gartensaison. Denn wer schon bald selbst angebauten Salat, Paprika, Erbsen oder Karotten genießen und sich an prächtig blühenden Stauden erfreuen will, sollte jetzt aktiv werden, rät Marianne Scheu-Helgert, leidenschaftliche Gärtnerin und scheidende Leiterin der Bayerischen Gartenakademie. Sie hat etliche Tipps für Hobbygärtnerinnen und -gärtner:
Aussaat: Aus winzig kleinen Körnern wird schmackhaftes Gemüse. Doch Vorsicht: Wer Saattütchen aus den vergangenen Jahren noch hat, kann nicht generell davon ausgehen, dass alles noch keimt, auch wenn die Saatkörner ganz normal aussehen und trocken und kühl gelagert wurden, warnt die Fachfrau. Viele Saaten seien zu Recht mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum versehen. Dill und Schnittlauch beispielsweise halten ein bis zwei Jahre; Kohlarten, Rettich, Radieschen, Spinat und Rote Rüben vier bis fünf Jahre; für Schwarzwurzeln, Pastinaken und Wurzelpetersilie müsste aber das Saatgut jedes Jahr neu eingekauft werden (eine Übersicht findet sich bei der Bayerischen Gartenakademie auf der Homepage unter: https://www.lwg.bayern.de/gartenakademie/gartendokumente/infoschriften/071661/index.php
Wichtig ist es auch, nicht zu früh mit dem Vorziehen zu beginnen. So empfiehlt Scheu-Helgert, Tomaten erst ab Mitte März anzusäen. Wer sie früher vorkeimen lässt, laufe Gefahr, sehr dürftige und damit hoch empfindliche Pflänzchen zu bekommen, die sich schlechter entwickeln. Paprika dagegen könne bereits jetzt an einer hellen Fensterbank vorgezogen werden und dürfe nach den Eisheiligen ins Freie.
Bereits ab März direkt ins Gemüsebeet darf das Saatgut für Karotten, Rettiche und dicke Bohnen, aber auch für Pastinaken und Wurzelpetersilie, erklärt Scheu-Helgert. Entscheidend sei es, dass die Saatkörnchen mit einem Rundholz sanft und zart in die Erde gedrückt werden, damit sie einen guten sogenannten Bodenschluss haben. Danach locker Erde über die Saatkörner streuen und nicht gießen, denn der Boden verfüge zurzeit noch über genügend Feuchtigkeit. Unentbehrlich sei dagegen ein wärmendes und schützendes Vlies.
Gerade mit Blick auf die heißer werdenden Sommer rät Scheu-Helgert dazu, im Gemüsebeet nach dem Keimen die Jungpflanzen auszudünnen und die Pflanzen nicht zu eng nebeneinander wachsen zu lassen. "Je größer die Lücken, desto besser entwickeln sich die einzelnen Gemüsepflanzen", sagt Scheu-Helgert und empfiehlt beispielsweise zwischen Radieschen etwa vier Zentimeter Abstand einzuhalten. Doch Sämlinge, die aus Platzgründen raus aus dem Beet müssen, müssen nicht in die Biotonne wandern: Sämlinge von Radieschen können zu einer leckeren Suppe werden, weiß die Expertin.
Boden: Nein, umgraben ist jetzt im Frühjahr keine gute Idee, betont Scheu-Helgert. Sie lockert höchstens mit einem einer Harke ähnlichen Krail den Boden im Gemüsebeet ein wenig und zieht ihn vor allem glatt. Gut sei es, drei Liter Kompost auf einen Quadratmeter Boden und 50 bis 100 Gramm Horngries pro Quadratmeter im Gemüsebeet einzubringen. Und vor dem Ansäen zieht die Expertin Saatrillen.
Salat pflanzen: Statt sie anzusäen, bevorzugt Scheu-Helgert Salatpflanzen zu setzen. Wichtig: Etwa die Hälfte der Salatwürfel sollten aus dem Boden spitzen, damit sitzen die Pflanzen auf kleinen "Füßchen", die sie vor Fäulnis bewahren. Und natürlich muss man ein Vlies noch über die Pflanzen geben, damit sie bei Frostnächten geschützt sind. "Weil unter dem Vlies auch Unkräuter und Schnecken gut gedeihen, muss man aber ab und an unter das Vlies schauen", sagt Scheu-Helgert.
Unkraut raus: Auch wenn es nicht zu den beliebtesten Gartentätigkeiten gehört, Marianne Scheu-Helgert ruft immer wieder dazu auf, Unkraut so früh wie möglich und sehr regelmäßig zu beseitigen und vor allem keinesfalls aussamen zu lassen. Denn da sich Unkräuter wie beispielsweise das behaarte Schaumkraut, aber auch Vogelmiere und Ehrenpreis extrem rasch und stark ausbreiten, werde man ihrer später einfach nicht mehr Herr. Zwar könne beispielsweise das behaarte Schaumkraut wunderbar in die Kräuterbutter verarbeitet werden, doch zu viel davon im Garten werde eben schnell zur echten Plage.
Pflege: Jetzt ist auch ein guter Zeitpunkt, um im Staudenbeet abgestorbene oder verblühte Pflanzen abzuschneiden, sagt Scheu-Helgert. Doch nicht direkt über dem Boden gilt es die Schere anzusetzen, "ein kurzer Stummel sollte stehen bleiben, denn in den Pflanzen könnten sich noch Insekten aufhalten, die dort überwintert haben". Auch Gräser gilt es nun zu stutzen. "Und auch Obstbäume können jetzt noch gut zurückgeschnitten werden." Allerdings müssen sich Hobbygärtnerinnen und -gärtner für alle Schneidaktionen an Hecken, Bäumen und Sträuchern beeilen: Ab dem 1. März drohen Strafen. Denn in Bäumen und Hecken können bereits Vögel nisten.
Stauden pflanzen: Auch wenn man es den mageren Stängeln jetzt oft nicht ansieht, wer sich in diesen Wochen bei einer Staudengärtnerei beraten lässt, kann schon herrliche Stauden pflanzen - vorausgesetzt der Boden ist nicht mehr gefroren. Die Frühlingsmonate sind auch ideal, um gerade die im Herbst blühenden Stauden wie beispielsweise Astern oder Chrysanthemen zu teilen: Die Blühfreude der Staude, die geteilt wird, werde dadurch gestärkt und eine neue Pflanze für einen anderen Standort erhält man so auch. Dafür einfach mit einem Spaten den Wurzelballen der Staude großzügig ausgraben und etwa Dreiviertel des Wurzelballens abstechen. "Etwa ein Viertel bleibt unversehrt am alten Standort. Die anderen drei Viertel, die allerdings Triebknospen haben müssen, kann ich weiter teilen und an einen anderen Ort setzen oder verschenken." Wichtig: "Nach der Teilaktion müssen die Stauden wieder gut angegossen werden." Und Vorsicht: Nicht alle Stauden mögen solche Teilaktionen. Rittersporn beispielsweise, aber auch Pfingstrosen, Tränendes Herz und Christrosen wollen vor allem ihre Ruhe.
Gepflanzt werden könne jetzt bis etwa Mitte März auch sehr gut sogenannte wurzelnackte Ware, also etwa Obstbäume oder Rosen, die ohne Erde geliefert werden. "Wichtig ist es, alle wurzelnackten Gewächse nach dem Pflanzen sehr gut anzugießen."
Frühlingsblüher: Und was macht man eigentlich mit den gekauften Primeln oder Hyazinthen, wenn sie nicht mehr schön sind? "Primeln, aber auch Hyazinthen wollen es generell kühl", sagt Scheu-Helgert. "Wer sie ins Wohnzimmer stellt, tut sich und den Pflanzen keinen Gefallen." Viel besser sei es, Primeln und Hyazinthen jetzt in dekorative Schalen zu kombinieren und auf den Balkon oder vors Haus zu stellen. Wird es noch mal richtig kalt, müssen frisch gekaufte Topfpflanzen allerdings geschützt werden, da sie aus dem Gewächshaus kommen. Und wenn sie beginnen abzublühen, würde Scheu-Helgert ihnen ein halbschattiges Plätzchen im Garten suchen und sie dort einpflanzen. Übrigens: Gelbe Primeln, möglichst kleinblumigere Sorten, ebenso wie hellviolette halten sich nach Einschätzung von Scheu-Helgert am besten im Garten. "Sie sind wohl der Wildform, die ich am Straßenrand in den Apeninnen selbst massenhaft gesehen habe, am nächsten." Auch die anderen halten sich, wenn man nicht vorher die Töpfe hat austrocknen lassen, das heißt, die Wurzeln sollten beim Auspflanzen noch möglichst gesund sein.
Hilfe: Fragen beantworten Experten der Bayerischen Gartenakademie am Gartentelefon (0931/9801 3333) immer montags und donnerstags von 10 bis 12 und 13 bis 16 Uhr oder per Mail: bay.gartenakademie@lwg.bayern.de. Weitere Infos: www.lwg.bayern.de