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Freizeit: Einfach wanderbar! Was Sie zum Start in die Outdoor-Saison wissen müssen

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Einfach wanderbar! Was Sie zum Start in die Outdoor-Saison wissen müssen

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    Wanderschuhe geschnürt und ab in die Natur: Jetzt im Frühling beginnt die Wandersaison. Dafür braucht es nicht immer eine High-Tech-Ausrüstung – bei den Schuhen sollte man aber nicht sparen, sagen Experten.
    Wanderschuhe geschnürt und ab in die Natur: Jetzt im Frühling beginnt die Wandersaison. Dafür braucht es nicht immer eine High-Tech-Ausrüstung – bei den Schuhen sollte man aber nicht sparen, sagen Experten. Foto: Henning Kaiser, dpa

    Raus in die Natur, rauf auf den Berg, rein ins Abenteuer: Wandern gehört zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen der Deutschen. Etwa 6,5 Millionen Menschen schnüren dem Daten-Portal Statista zufolge einmal im Monat ihre Stiefel. Fast 18 Millionen Menschen geben außerdem an, gerne Wanderurlaub zu machen, unter den beliebtesten Reisearten ist das Platz vier. Und jetzt, im Frühling, startet sie wieder, die Draußensein-Saison. Was muss in den Rucksack? Braucht man Stöcke? Und reichen eigentlich Turnschuhe für eine Wandertour? Die wichtigsten Fragen und Antworten rund ums Loslaufen. 

    Welche Touren sind zum Einstieg in die Wandersaison ideal und worauf muss man im Frühling in den Bergen noch achten?

    In Anbetracht der Wetterlage im Frühling eignen sich Touren in eher tieferen Regionen. "Oben, über 1000 Meter, kann schon noch Schnee liegen und die Verhältnisse sind so, dass man eine wirklich gute Ausrüstung braucht", sagt Nina Schlesener, staatlich geprüfte Bergführerin aus Berchtesgaden. Schnee und Eis, aber auch das schnelle Umschlagen des Wetters können für Wanderer gefährlich werden. "Besonders in schattigen Bereichen kann es sehr glatt sein." Schlesener nimmt im Frühling deshalb noch Grödel mit, leichte Schneeketten, die man sich über die Schuhe ziehen kann und mit denen man nicht ausrutscht. "Die wiegen nur ein paar hundert Gramm und geben eine enorme Sicherheit." Kostenpunkt: etwa 50 Euro. Dass man derzeit noch eine gute Winterausrüstung braucht, sagt auch Franz Güntner vom Deutschen Alpenverein (DAV). "In den Bergen sind die Konditionen zum Wandern aktuell noch nicht optimal. Man könnte eher noch Ski fahren." Der DAV-Experte rät auch, eher in niedrigen Lagen zu wandern. "Wir sind ja noch am Anfang der Saison. Man muss nicht gleich mit der krassesten Tour starten." 

    Wie viele Kilometer und Höhenmeter schaffen auch Anfänger?

    Bergführerin Schlesener zufolge kommt das vor allem auf die persönlichen Voraussetzungen an. "Wer im Flachland wohnt und es nicht gewohnt ist, viele Höhenmeter hinter sich zu bringen, der steigert sich besser bei der Länge der Strecke." Im Schnitt könne man davon ausgehen, dass man pro Stunde vier Kilometer schaffe. "Zum Beginn eignet sich eine Zehn-Kilometer-Tour. Und man sollte sich im Vorfeld Optionen wie Bus- oder Zugverbindungen suchen, falls die Kondition nachlässt." Dass Anfänger eher in niedrigen Regionen starten und kürzere und einfachere Touren wählen sollten, rät auch DAV-Mann Güntner. "Ich empfehle, sich langsam ranzutasten." Aber wer grundsätzlich eine gewisse Sportlichkeit habe, auch gerne mal joggen gehe, der könne sich auch an etwas längere Touren wagen. Denn dann sei häufig auch die Trittsicherheit größer, die Muskeln, Sprunggelenke und Bänder wären etwas besser vorbereitet. 

    Wie bereitet man die Wander-Touren optimal vor?

    "Die Vorbereitung ist mit das Wichtigste", sagt Güntner. Es sei ratsam, den Wetterbericht und auch Webcams im Vorfeld zu checken und sich anzuschauen, wie es am Berg aussieht. "Sinnvoll ist es, sich Touren zu suchen, die an Südhängen verlaufen, weil da der Schnee schneller schmilzt. Und dann muss man natürlich noch ein Auge auf die Lawinensituation haben", sagt der Berg-Experte.

    Was gehört zur Grundausrüstung beim Wandern?

    Bergführerin Schlesener empfiehlt, immer ein Erste-Hilfe-Set im Rucksack zu haben. Auch Blasenpflaster sollte man mitnehmen. "Selbst bei kleinen Touren, wenn ich meine Wanderschuhe schon lange nicht mehr getragen habe." Sie rät außerdem, Magnesium einzupacken – falls die Beine müde werden. Güntner empfiehlt neben dem Erste-Hilfe-Set auch einen Biwak-Sack. "Da hat es schon schwere Unfälle gegeben, weil man doch recht schnell auskühlt, auch bei gutem Wetter." Handschuhe, Mütze und Regenjacke sollte man auch einpacken, fährt er fort. Man müsse aktuell auch bedenken, dass die meisten Hütten noch nicht geöffnet hätten. "Zusätzlich zum Wasser oder Tee sollte man deshalb auch eine Brotzeit dabei haben, weil man eben nicht einkehren kann." Güntner zufolge öffnen die Hütten in den bayerischen Voralpen meist Mitte oder Ende Mai, am Alpenhauptkamm erst im Juni. 

    Was macht den perfekten Wanderschuh aus? Reichen auch Turnschuhe?

    Wenn noch Schnee liegt, haben sich hohe, feste Wanderschuhe bewährt. "Sneaker, die man auch in der Stadt trägt, reichen nicht aus", sagt Güntner vom DAV. Im Sommer könne man allerdings halbhohe Turnschuhe mit gutem Profil tragen, vor allem, wenn es nicht in steiles Gelände geht. Es gibt auch sogenannte Zustiegschuhe, die sich für leichte Wanderungen eignen. "Wichtig ist, dass man den Schuh wählt, der zur Tour und zu den eigenen Fähigkeiten passt", fährt Güntner fort. "Was nie passt: Hallenschuhe, wo man kaum ein Profil hat. Die sind für den Asphalt und nicht für Wanderungen in der Natur." Gerade Menschen, die in der Vergangenheit schon öfter umgeknickt sind, sollten zu höheren Schuhen greifen. Dass die Wahl der Schuhe zu einem großen Teil von der Empfindlichkeit der Knöchel abhänge, sagt auch Bergführerin Nina Schlesener. "Wenn man stabile Bänder hat, dann reichen natürlich oft leichte Wanderschuhe, die nicht über den Knöchel gehen." Grundsätzlich wichtig sei, dass die Schuhe gut gepolstert und weich seien. 

    Braucht man Wanderstöcke?

    "Ich habe immer Stöcke dabei", sagt Wander-Expertin Schlesener. Sie gibt aber zu bedenken: "Wenn man noch nie mit Stöcken gegangen ist, würde ich es nicht unbedingt bei der ersten großen Tour empfehlen, weil sie dann eher hinderlich sein könnten." Das sieht auch Güntner vom DAV so: "Der richtige Einsatz von Stöcken will gelernt sein. Man sollte sich an die Stöcke gewöhnen, bevor man eine lange Tour startet." Aber generell seien Stöcke eine gute Idee, gerade beim Abstieg. "Sie bieten den Vorteil, dass man mehr Halt und Balance hat, gerade auf rutschigen Matsch-Passagen. Und wenn man einen schweren Rucksack auf dem Rücken hat, tragen sie zur Entlastung der Gelenke bei."

    Wie schwer sollte ein Rucksack für eine Tagestour maximal sein und was sollte alles drin sein?

    Mehr als acht Kilo sollte ein Rucksack für eine Wandertour nicht wiegen, sagt Schlesener. Neben Getränken und Essen sollte man, je nach Wetterlage, ein Stirnband und eine zusätzliche Jacke dabeihaben, falls der Wind auffrischt oder es unerwartet kalt wird. Güntner vom DAV sagt: "Manche Leute schleppen sehr viele Sachen mit auf den Berg. Der Rucksack sollte so leicht wie möglich sein, ohne auf das Notwendige zu verzichten, etwa auf das Erste-Hilfe-Set." Viele hätten oft falsche Dinge dabei. "Es gibt Menschen, die nehmen auf Hütten-Touren dicke Bücher mit. Die wiegen natürlich viel. Aber je leichter der Rucksack ist, desto angenehmer ist das Laufen." Er rät dazu, methodisch vorzugehen und sich nach einer Tour zu überlegen: Was habe ich wirklich gebraucht? Hätte ich das Fernglas tatsächlich mitnehmen müssen? Wäre es nicht besser gewesen, statt der schweren Plastikdose das Essen in Butterbrotpapier einzuwickeln?

    Wandern mit Aussicht: Die mehr als 100 Meter lange Hängebrücke im Stubaital führt an einem Berghang 46 Meter über den Boden und eröffnet einen Fernblick auf den Ort Neustift.
    Wandern mit Aussicht: Die mehr als 100 Meter lange Hängebrücke im Stubaital führt an einem Berghang 46 Meter über den Boden und eröffnet einen Fernblick auf den Ort Neustift. Foto: Nicolas Hafele/TVB Stubai Tirol/Nicolas Hafele/TVB Stubai Tirol, dpa

    Was ist das ideale Wander-Outfit?

    Wichtig ist, dass die Materialien atmungsaktiv sind. "Besonders gut eignen sich Kleidungsstücke aus Merinowolle. Sie halten warm, sind atmungsaktiv und geruchsneutral. Synthetische Materialien nehmen gerne Geruch auf, wenn man schneller schwitzt, dann kann das unangenehm werden", sagt Bergführerin Schlesener. "Kleidung aus Merino trocknet auch schnell, man spart sich also auch Wechselklamotten."

    Wie kann man beim Kauf neuer Ausrüstung sparen? Und sind die teuren Top-Marken immer besser?

    Zu empfehlen sind Schlesener zufolge Second-Hand-Wanderklamotten. Mehrere Firmen würden Kleidung, die zwar gebraucht, aber in einem sehr guten Zustand ist, anbieten. "Ansonsten sollte man abseits der Saison Kleidung kaufen, dann bekommt man gute Produkte oft zum halben Preis." Dass man sparen kann, sagt auch Franz Güntner vom DAV: "Man braucht sicher nicht das absolute High-End-Material." Wo man aber wenig sparen sollte: bei den Schuhen. "Da sollte man keine Kompromisse eingehen. Und man braucht auch gute Socken, die zum Fuß passen, da lohnt es sich auch, etwas mehr auszugeben. Auch ein vernünftiger Rucksack ist eine lohnenswerte Investition, in der Regel hat man ihn über viele Jahre." Den modischen Aspekt indes könne man vernachlässigen. "In den Bergen sind viele mit perfekt abgestimmten Klamotten unterwegs. Darauf kann man verzichten." Wer nicht so viel Geld ausgeben möchte, dem rät auch er, gebrauchte Kleidung zu kaufen, in München gebe es etwa regelmäßig einen großen Alpin-Flohmarkt.

    Welche neuen Trends gibt es bei der Wanderausrüstung?

    Frauen tragen mittlerweile oft Outdoor-Röcke zum Wandern, die wasserabweisend und leicht zu verstauen sind. "Die trägt man anstelle einer Überhose", sagt Bergführerin Schlesener. "Das ist super, denn meist wird es einem ja nur ums Gesäß und an den Oberschenkeln kalt. Und da wärmt so ein Rock hervorragend."

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