Die Landtagswahl in Bayern steht vor der Tür. Nun hat sich ein Ortsverband der Freien Wähler im Landkreis Aschaffenburg vom Parteichef und stellvertretenden Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger distanziert. Der Ortsverband Schöllkrippen könne dessen "teils unangemessenen, teils populistischen Äußerungen" nicht nachvollziehen und sich "schon gar nicht mit ihnen identifizieren", schrieb der Ortsverband Schöllkrippen laut einem Bericht des Main-Echos im Amtsblatt. "Wir verstehen uns als demokratisch, pluralistisch und weltoffen und wir grenzen uns dabei strikt von jedem Extremismus, aber auch von jedem populistischem Auftreten ab."
Freie-Wähler-Ortsverband: Kritik an Aiwanger
Die Kritik zielt insbesondere auf Aiwangers umstrittene Äußerungen bei einer Anti-Heizungsgesetz-Demo im Juni ab. In Erding hatte der Freie-Wähler-Chef zum verbalen Rundumschlag ausgeholt und gesagt: "Jetzt ist der Punkt erreicht, wo endlich die schweigende große Mehrheit dieses Landes sich die Demokratie wieder zurückholen muss und denen in Berlin sagen: Ihr habt's wohl den Arsch offen da oben."
Eine noch heftigere Debatte hatte wenige Wochen später die Flugblatt-Affäre ausgelöst. Ende August hatte die Süddeutsche Zeitung einen Artikel veröffentlicht, in dem Aiwanger verdächtigt wird, "als Schüler ein antisemitisches Flugblatt verfasst und im Burkhart-Gymnasium in Mallersdorf-Pfaffenberg ausgelegt zu haben". Als Beleg führt sie an, sie habe mit "mehreren Personen" gesprochen, die gesagt hätten, er sei damals "als Urheber dieses Pamphlets zur Verantwortung gezogen worden".
Ortsverband Schöllkrippen denkt über Loslösung von Freien Wählern nach
Nach diesen Vorfällen ringe der Ortsverband Schöllkrippen schwer damit, "wie wir, die wir ebenfalls den Namen Freie Wähler tragen und mit dem Verhalten des stellvertretenden bayerischen Ministerpräsidenten umgehen soll". In den kommenden Wochen solle über das weitere Vorgehen beraten werden. Laut der Erklärung stehen eine Loslösung von den Freien Wählern und eine Umbenennung im Raum. Vor der Landtagswahl am Sonntag wollte der Ortsvorsitzende Andreas Hausotter laut dem Main-Echo keine weiteren Erklärungen abgeben.