Vor gut zwei Wochen hat er ihm mal ein bisschen Feinfühligkeit in den Mund gelegt. Am Tag, als Hubert Aiwanger seinen 53. Geburtstag feierte, ließ Kabarettist und Stimmenimitator Wolfgang Krebs den bayerischen Wirtschaftsminister im BR-Radio im typischen Aiwanger-Sound sagen: "Ein bisschen sentimental bin ich schon." Da war wohl eher der Wunsch Vater des Gedankens, oder, Herr Krebs? Anruf in Kaufbeuren bei dem Mann, der seit vielen Jahren via Fernsehen, Radio und Bühne als Stoiber-Seehofer-Söder-Double die Menschen im Freistaat unterhält und sich humoristisch über den schon abgedroschenen "Opfelsoft" hinaus eben auch an Aiwanger abarbeitet. Gibt ja was zu bereden nach den vergangenen Wochen, in denen der Chef der Freien Wähler immer wieder von sich reden gemacht hat.
Wolfgang Krebs, 57, will erst gar nicht lustig sein. Er sagt gleich zu Beginn des Gesprächs: "Ich empfinde es als ziemlich tragisch, wie sich Hubert Aiwanger entwickelt hat." Damit spielt er einerseits auf umstrittene Äußerungen an, die jüngst in der Argumentation gipfelten, dass die Schließung von Dorfwirtshäusern gewollt sei, damit am Stammtisch nicht mehr politisiert wird – was Krebs für "völlig abstrus" hält. Er geht sogar noch einen Schritt weiter: "Seit der Heizungsdemo in Erding nehme ich wahr, dass Aiwanger im Stile eines Verschwörungstheoretikers argumentiert." Deshalb: "Es wäre an der Zeit, dass Aiwanger mal ausspannt, vielleicht auch länger." Das könnte man jetzt lustig auffassen. Krebs meint aber auch das ernst.
Die BR-"Lebenslinien" porträtieren Wolfgang Krebs in einer Reportage
Er spricht noch einen zweiten Punkt an, der ihm gerade ziemlich gegen den Strich geht: Aiwangers Dauerpräsenz bei Demonstrationen und dabei der, wie Krebs das sieht, so starke Fokus auf die Bauern. "Ich höre nur Vergleiche mit Ster Holz oder Mähdreschern. Ich wünsche mir aber von ihm, dass er seinen Aufgaben als Wirtschafts- und Energieminister nachkommt und nicht als Vertreter der Bauern." Dafür sei die Landwirtschaftsministerin zuständig. Aiwanger solle vielmehr sein Amt nutzen und mit dem Handel sprechen, damit die Bauern bessere Preise durchsetzen können. Und noch etwas: "Ein Wirtschaftsminister muss das Format haben, auch ein bayerisches Unternehmen führen zu können. Ich kann mir Aiwanger beim bestem Willen nicht als Chef von BMW oder Audi vorstellen."
Das nicht immer leichte Leben des gelernten Postboten und heutigen Kabarettisten Wolfgang Krebs, der mit Ehefrau und Hund in Kaufbeuren lebt und zwei erwachsene Söhne hat, wird an diesem Montag in einer Reportage im Bayerischen Fernsehen gezeigt. Der Film im Rahmen der Reihe "Lebenslinien" beginnt um 22 Uhr.