Die Casa Don Girelli liegt am Rande eines kleinen Ortes, 30 Kilometer östlich von Verona. Die Insassen der psychiatrischen Anstalt blicken von ihren Zimmerfenstern auf Felder, in der Ferne sind sogar die Ausläufer der Alpen zu erkennen. Angelika H. ist hier untergebracht. Die 34-jährige Mediendesignerin aus Deggendorf in Niederbayern war im Juli 2023 mit ihrem Auto durch den Ferienort Santo Stefano di Cadore in der Region Venetien gerast und hatte dabei eine Familie erfasst. Drei Menschen starben, darunter einen Säugling. H. steht deshalb seit September vor Gericht.
Nun haben sich Berichten italienischer Medien zufolge Anklage und Verteidigung auf die Strafe für die deutsche Staatsbürgerin geeinigt, die bei ihrer Fahrt den fast zweijährigen Mattia, seinen 47 Jahre alten Vater Marco A. sowie die Großmutter Maria Grazia Z. (64) tötete. H. soll eine vier Jahre und acht Monate lange Haft in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt verbüßen. Ob dies in der Casa Don Girelli bei Verona oder in Deutschland geschehen wird, ist noch nicht entschieden.
Die Autofahrerin war mit 90 Kilometern pro Stunden durch den Ort gerast
Bei H. war nach der Tat ein psychischer Ausnahmezustand festgestellt worden, der nun strafmindernd wirkt. Auf das Delikt der „Tötung im Straßenverkehr“ steht in Italien eine Haftstrafe von bis zu 18 Jahren, wenn mehrere Personen getötet werden. H. war am 6. Juli 2023 mit 90 km/h durch Santo Stefano di Cadore gerast und hatte die auf dem Bürgersteig spazierende Familie erfasst. Überwachungskameras hatten die Fahrt aufgezeichnet.
Strafverteidiger Giuseppe Triolo hatte auf die Strafunmündigkeit seiner Mandantin plädiert. Die Richterin gab diesem Antrag aber nicht statt. Im jüngsten medizinischen Gutachten heißt es, die Täterin habe „ein gewisses Bewusstsein für das Geschehene“ entwickelt. Das berichtete der Corriere del Veneto. Aufgrund ihres psychischen Leidens hatte die Staatsanwaltschaft das Strafmaß von vier Jahren und acht Monaten vorgeschlagen. Die Verteidigung stimmte zu. H. müsse auch in der geschlossenen Anstalt streng überwacht werden und die Einnahme von Psychopharmaka fortsetzen, fordert die Anklage.
Die Hinterbliebenen wurden mit einer Millionensumme entschädigt
Strafmindernd soll auch wirken, dass die Versicherung der Autofahrerin die Verbliebenen bereits entschädigt hat. Nach Angaben italienischer Medien soll es sich um eine „Millionensumme“ handeln. H. hatte vor dem Unfall weder Alkohol noch Drogen konsumiert. Gutachter hatten bei H. einen „hohen Grad an sozialer Gefährlichkeit“ festgestellt. Wenige Wochen vor dem Unfall war sie in einem Einkaufszentrum in Bozen mit einem Verkäufer und mit der Polizei in Streit geraten. Nach der Tat soll H. im Frauengefängnis von Venedig eine Zellennachbarin tätlich angegriffen haben. Im März war sie dann in die psychiatrische Anstalt bei Verona überstellt worden.
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