In dem wegen der Nutzung hochangereicherten Urans umstrittenen Forschungsreaktor FRM II in Garching wird der erste Transport von abgebrannten Brennelementen vorbereitet. Der Transport ins Zwischenlager Ahaus müsse nach einer Genehmigung "so bald als möglich" rollen, sagte eine Sprecherin des FRM II am Mittwoch auf Anfrage. "Derzeit können nur noch drei Reaktorzyklen gefahren werden." Ein Zyklus umfasse rund 60 Tage. Die Schritte zum Transport seien bereits mit Dummy-Brennelementen geprobt worden. Allerdings liegt noch immer keine Genehmigung für den Transport vor - bereits 2017 waren die entsprechenden Anträge gestellt worden.
47 Brennelemente haben sich seit der Inbetriebnahme 2004 im Abklingbecken in Garching angesammelt. Platz ist für 50 Elemente. Der Reaktor, der eine der leistungsstärksten Neutronenquellen weltweit ist, soll dieses Jahr wieder anfahren. Er stand wegen der Corona-Pandemie und zur Behebung von Schäden seit 2020 still. Unter anderem hatte es eine Emission von radioaktivem C-14 über dem zulässigen Jahresgrenzwert gegeben, ein neuer Prozess soll das künftig verhindern. Von 2010 bis zu seiner Abschaltung war die Maximalzahl von vier Zyklen pro Jahr nur einmal erreicht worden.
Die Grünen im Landtag kritisierten, der Entsorgungsnotstand sei "eigentlich" schon vor Jahren ausgebrochen. "Angesichts der Tatsache, dass das Reaktorbecken bei einem reibungslosen Betrieb bereits vor Jahren voll gewesen wäre, ist es umso erstaunlicher, dass wesentliche Genehmigungen für den vorgesehenen Abtransport nach Ahaus immer noch nicht vorliegen", sagte die Abgeordnete Claudia Köhler. Laut Staatsregierung liege weder eine Beförderungsgenehmigung noch eine Aufbewahrungsgenehmigung für Ahaus vor. Die Grünen kritisieren dieses Zwischenlager auch wegen seiner Sicherheitsstandards. Zudem verliere es in 14 Jahren seine Genehmigung.
"Die TU München, mit Rückendeckung der CSU-Staatsregierung muss sich um eine Lösung des Entsorgungschaos kümmern. Anders kann der FRM2 nicht weiterbetrieben werden", sagte der Grünen-Abgeordnete Markus Büchler. "Die Staatsregierung muss endlich ein den Genehmigungsauflagen entsprechendes Umrüstungskonzept vorlegen und rasch realisieren, damit wieder Hightech-Neutronenforschung in Garching betrieben werden kann."
Kritiker kämpfen seit langem gegen die Nutzung von mit zu 93 Prozent angereichertem Uran. Sie sprechen von waffenfähigem Material. Der Bund Naturschutz in Bayern (BN) klagt vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof gegen den Betrieb, der seit 2010, spätestens aber seit Ende 2018 illegal sei. Auch die abgebrannten Brennelemente enthielten noch hochangereichertes Uran, das als waffenfähig eingestuft werde, hieß es am Mittwoch bei den Grünen.
Die FRM-II-Sprecherin sagte dazu, der Brennstoff des FRM II sei zur Herstellung von Waffen nicht verwendbar. "Das ist schlicht Panikmache." Das Uran liege in einer Verbindung mit Silizium vor und sei in Aluminium eingewalzt. "Es gibt weltweit kein Verfahren, um den Brennstoff wiederaufzuarbeiten, was jedoch für eine missbräuchliche Verwendung nötig wäre."
Laut FRM II wird unter Hochdruck an einem neuen Brennstoff gearbeitet. Drei Alternativen würden auf ihre Tauglichkeit untersucht. Zum Jahresende sollten die Ergebnisse vorliegen, dann entscheide die Politik. Dem Vernehmen nach könnte der Prozess bis zu einer tatsächlichen Umstellung allerdings Jahre dauern.
- Mitteilung zur Emission von radioaktivem C-14
- FRM II
- Vorschlag zu 50 Prozent angereichertem Material
- Abstact zu Papier zu 20 Prozent Anreicherung
- Mitteilung TUM
- Mitteilung FRM II von 2019 zu Umrüstung
- Mitteilung zu Transport von Brennelementen und Dummy-Probelauf
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