Die ewige Frage, wo Dialekt aufhört und Sprache beginnt, hat der jüdische Sprachwissenschaftler Max Weinreich mit Humor beantwortet: „Eine Sprache ist ein Dialekt mit einer Armee und einer Flotte“, sagte er einst. Weinreich, selbst Experte für Jiddisch, war also überzeugt davon, dass weniger linguistisch, sondern eher politisch entschieden wird, was eine Sprache ist und was nur eine mehr oder weniger verständliche Abwandlung davon. Anders ausgedrückt: Sprache braucht eine Lobby.
Nun wünschen sich im Freistaat viele insgeheim, Bayern wäre ein selbstständiges Land, am besten mit einer Weltraumflotte, aber mindestens mit eigener Marine auf dem Chiemsee. Doch die Realität sieht eben anders aus. Genauso wenig, wie Bayern unter eigener Flagge fährt, genauso wenig ist Bairisch eine Sprache. Bis jetzt zumindest.
Der Förderverein Bairische Sprache und Dialekte hat am Montag im Landtag mehr als 10.000 Unterschriften stolzer Süddeutscher vorgelegt. Deren Ziel: Bairisch in die ehrwürdige Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen hineinzubringen. Endlich gleichzuziehen mit den Nordlichtern und ihrem Plattdeutsch. Die klönen und schnacken nämlich längst hochoffiziell, während bairische Sprachschmankerl ihr Dialektdasein fristen. Und weil auch mancher Franke denkt, bloß Dialekt sei a weng weng und weil in Bayerisch-Schwaben Schätzungen zufolge nur noch ein Drittel der Bevölkerung Schwäbisch spricht, wollen die Retter des Bairischen Schwaben und Franken auch gleich mit ins Boot und in die Flotte holen. Ois Guade, Hals- und Beebruch, Dauma send druckt!
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