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Flugblatt-Affäre: Vorwürfe von Ex-Mitschüler: Aiwanger soll Hitlergruß gezeigt haben

Flugblatt-Affäre

Vorwürfe von Ex-Mitschüler: Aiwanger soll Hitlergruß gezeigt haben

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    Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hält eine Rede.
    Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hält eine Rede. Foto: Tobias C. Köhler, dpa

    Es dürfe jetzt "nichts dazukommen", hatte CSU-Ministerpräsident Markus Söder am Dienstagmittag in einem Pressestatement in Richtung seines nicht anwesenden Vize-Ministerpräsidenten und Wirtschaftsministers Hubert Aiwanger (Freie Wähler) gesagt. Der sieht sich wegen eines – angeblich von ihm als Elftklässler verfassten – antisemitischen Flugblattes aus dem Schuljahr 1987/88 und seines Umgangs damit mit Rücktrittsforderungen konfrontiert. Doch schon wenige Stunden später kam etwas dazu.

    Früherer Mitschüler: Aiwanger habe "sehr oft Hitler-Ansprachen nachgemacht"

    Erstmals äußerte sich im ARD-Magazin "Report München" am Abend ein ehemaliger Mitschüler Aiwangers, nicht unter dem Schutz der Anonymität, vor einer Fernsehkamera. Da war bereits eine Recherche der Zeitung Die Welt öffentlich: Sie hatte das Pamphlet, zu dem sich Aiwangers Bruder als Verfasser bekannte, in der KZ-Gedenkstätte Dachau ausfindig gemacht, archiviert als Teil einer Schülerarbeit. Verfasst im Schuljahr 1988/89, gewann deren Autor den zweiten Preis beim Schülerwettbewerb "Deutsche Geschichte" des Bundespräsidenten. Aufgeführt wurde das Pamphlet als "Negativbeispiel, wie sich andere Jugendliche derselben Altersstufe mit dem 3. Reich beschäftigen". Es habe in Schulklos zirkuliert und sei "von der Schulleitung rechtzeitig kassiert" worden.

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    In "Report München" sagte dann der frühere Mitschüler, 7. bis 9. Klasse, über Hubert Aiwanger: Dieser habe, wenn er ins vollbesetzte Klassenzimmer gekommen sei, "ab und zu" den Hitlergruß gezeigt. Er habe auch "sehr oft diese Hitler-Ansprachen nachgemacht". Zudem seien von Aiwanger "judenfeindliche Witze über Auschwitz und so weiter", so der einstige Mitschüler, "definitiv gefallen, hundert Prozent". Viele hätten Aiwanger damals "abgetan als Spinner". Am Mittwoch berichtete der BR über einen weiteren früheren Mitschüler, dieses Mal anonym, der im gleichen Jahrgang mit ihm gewesen sei. Aiwanger habe während einer Schulfahrt in der 10. Klasse, bei der 1987 auch eine KZ-Gedenkstätte besucht worden sei, einen abstoßenden Judenwitz erzählt. Der Mann habe seine Schilderung durch eine eidesstattliche Versicherung bekräftigt.

    Hubert Aiwanger über angeblichen Hitlergruß: Das sei ihm "nicht erinnerlich"

    Die Aussagen der beiden früheren Mitschüler kommentierte der Parlamentarische Geschäftsführer der Freien Wähler, Fabian Mehring, mit den Worten: Es sei absurd, Aiwanger als Antisemiten darzustellen. "Die Schmutzkampagne gegen Aiwanger kann auch nach hinten losgehen", sagte er unserer Redaktion. Wenn "manche jetzt die Wahl am 8. Oktober zu einer Abstimmung darüber machen wollen, ob man in Bayern nach 35 Jahren für die Verfehlungen seines Bruders entlassen werden sollte, sehen wir Freie Wähler dem Wahltag gelassen entgegen". Hubert Aiwanger selbst sagte am Mittwochnachmittag in Donauwörth, dass er den Hitlergruß gezeigt haben soll, sei "ihm nicht erinnerlich".

    Bayerns Antisemitismusbeauftragter Ludwig Spaenle (CSU) sagte unserer Redaktion mit Blick auf die seit Dienstagabend bekannt gewordenen Aussagen: "Die Vorwürfe, die im Zusammenhang mit dem Flugblatt erhoben werden, sind massiv und äußerst gravierend." Spaenle weiter: "Voreilige Solidaritätskundgebungen wie auch reflexartige Rücktrittsforderungen sind hier die falsche Reaktion – konsequente Aufklärung und auf dieser Basis Schlüsse ziehen, ist der Weg." Er ergänzte: Allein durch das "gänzlich unangemessene Vorgehen, wie hier mit der Situation umgegangen und bisher eindeutige und schlüssige Klärungen nicht gegeben worden" seien, sei das öffentliche Amt des stellvertretenden Ministerpräsidenten und damit auch der Freistaat Bayern beschädigt worden.

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