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Flugblatt-Affäre: Experte: Aiwanger redet sich um Kopf und Kragen

Flugblatt-Affäre

Experte: Aiwanger redet sich um Kopf und Kragen

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    Hubert Aiwanger (Freie Wähler) spricht auf einer Pressekonferenz.
    Hubert Aiwanger (Freie Wähler) spricht auf einer Pressekonferenz. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Aiwangers Aussagen vom Mittwoch, etwa dass in seiner Jugendzeit "das ein oder andere so oder so interpretiert werden" könne, seien verwunderlich, sagte Olaf Hoffjann, Professor für Strategische Kommunikation, dem "Fränkischen Tag" (Freitag).

    Ministerpräsident Markus Söder (CSU) habe Aiwanger mit den 25 Fragen, die er beantworten sollte, eine Brücke gebaut. "Wenn Aiwanger jetzt einfach mal den Mund gehalten hätte, statt so missverständliche Sätze wie am Mittwoch zu sagen, hätte vielleicht die Chance bestanden, dass sich die Sache beruhigt." Der Fachmann hält Aiwangers Verhalten für "unklug", "denn die Affäre köchelt nun immer weiter".

    Aiwanger hatte schriftlich zurückgewiesen, zu Schulzeiten ein antisemitisches Flugblatt geschrieben zu haben, über das die "Süddeutsche Zeitung" berichtet hatte. Gleichzeitig räumte er aber ein, es seien "ein oder wenige Exemplare" in seiner Schultasche gefunden worden. Kurz darauf gestand Aiwangers älterer Bruder ein, das Pamphlet geschrieben zu haben.

    Aiwanger sehe sich als Opfer, gehe zum Gegenangriff über. "Er leugnet, relativiert, zeigt keinerlei wirkliche Demut, keine Distanzierung." Die Entschuldigung am Donnerstag habe die Situation nicht besser gemacht, sondern zeige lediglich, wie sehr sich Aiwanger unter Druck gesetzt sieht. Der späte Zeitpunkt mache die Entschuldigung unglaubwürdig.

    Mit Blick auf die Landtagswahlen am 8. Oktober sagte Hoffjann, sollte Aiwanger Spitzenmann der Freien Wähler bleiben, könnte die Partei gar gestärkt aus der Sache hervorgehen. Aiwanger agiere populistisch und habe "etwas vom Charakter eines Donald Trump". Das könnten eingefleischte Aiwanger-Anhänger womöglich sogar gut finden.

    Das Verhalten von Söder in der Flugblatt-Affäre bezeichnet der Professor als "extrem geschickt". Der habe seinem Vize 25 Fragen aufgebrummt und damit klar gemacht, "wer hier der Koch und wer der Kellner ist, und sich zugleich Luft verschafft". Damit habe sich Söder alle Optionen offen gehalten.

    Der Kommunikationsexperte hält es nicht für ausgeschlossen, dass Aiwanger über die Affäre stolpern könnte. "Ganz selten ist das eigentliche Vergehen die Ursache für Entlassung oder Rücktritt. Fast immer ist der Umgang mit der Krise der Grund dafür."

    (dpa)

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