Von Ines Lehmann Augsburg - Sie heißen Tommy, Oscar, Cäsar oder Buck. Ihre Füße sind blau, die Ohren piepsen und die Sensoren in den grellroten Rückenlehnen melden sofort jede falsche Bewegung. Der ganze Raum wirkt wie ein Spielparadies für Kinder, tatsächlich aber handelt es sich um den ersten Kinder-Fitness-Klub in Bayern, der am Sonntag öffnet.
Den Begriff Mucki-Bude für Kinder hört Inhaber Norbert Schmittner gar nicht gern, obwohl die lustig aussehenden Fitness-Geräte nichts anderes bewirken sollen, als eine Beinpresse oder das Laufband für Erwachsene: Muskeln stabilisieren, die Kondition verbessern. Aber eben bei Kindern.
Schmittners Zielgruppe für den Kinder-Fitness-Klub in der Augsburger Innenstadt sind die Fünf- bis Zwölfjährigen, die zu wenig Kraft, zu viel Fett oder etwa eine ausgeprägte Konzentrationsschwäche haben. Einer seiner ersten Kunden könnte Mario sein.
Seine Mutter, die ihn allein erzieht, seit er drei Jahre alt ist, macht sich Gedanken um seine Zukunft: "Mario hat den Tod seines Vaters nur schwer verkraftet, er hat alles in sich hineingefressen, im wahrsten Sinne des Wortes, und wurde dicker und dicker." Je mehr er äußerlich zulegte, desto öfter habe er sich zurückgezogen. Ein Teufelskreislauf.
Um Kinder wie Mario gehe es ihm, sagt Sportlehrer Schmittner. Auf die Idee mit dem Kinder-Fitness-Klub sei er gekommen, weil ihn viele seiner erwachsenen Kunden daraufhin angesprochen hätten. "Man muss sich doch nur mal umschauen", sagt der 53-Jährige. "Als ich Kind war, bin ich draußen rumgerannt und auf Bäume geklettert." Auch im Rahmen der deutschen Adipositas-Tagung wurde bekannt, dass 15 Prozent der Drei- bis 17-Jährigen übergewichtig sind, sechs Prozent sogar fettsüchtig (adipös). Falsche Ernährung und mangelnde Bewegung seien die häufigsten Ursachen.
Von Montag bis Sonntag bietet Schmittner jeweils zwei Kurse an, in denen die Kinder - maximal 24 pro Kurs - paarweise und unter der Aufsicht von zwei Betreuern trainieren können. Während ein Kind Kraftübungen auf Brustmaschine Oscar absolviert, springt der Partner derweil auf dem Trampolin herum. Ein anderes Beispiel: Ein Kind macht Übungen an der Beinpresse Cäsar, der Partner springt auf einem weiteren Trampolin herum. Die andere Gruppe teilt sich Laufbänder, Boxsäcke und Kletternetze. So ist gewährleistet, dass jedes Kind ein paar Minuten an jedem Gerät trainiert. Langeweile werde jedenfalls nicht aufkommen, ist der Studiobetreiber überzeugt.
Umsonst ist die Teilnahme am Kinder-Fitness-Klub nicht. Wer für sein Kind einen Ein-Jahres-Vertrag unterschreibt, zahlt 39 Euro im Monat. Es gibt aber auch Tages-, Zehner-, Drei-Monats- und Sechs-Monatskarten. Außerdem hätten Krankenkassen angekündigt, einen Teil der Kosten zu übernehmen.
Eröffnung: Am Sonntag, 26. Oktober, lädt der erste Kinder-Fitness-Klub, Fichtelbachstraße 3 in Augsburg, von 10 bis 20 Uhr zum Tag der offenen Tür.