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Foto: Daniel Karmann, dpa
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Markus Söder wird in der Maske im Staatstheater Nürnberg als "Stammesältester" von Maskenbildner Armin Häfner verkleidet und geschminkt.

Fastnacht in Franken
10.02.2023

Wie sich Markus Söder für "Fastnacht in Franken" verwandeln ließ

Von Benjamin Stahl

Selbsterklärend war das Kostüm von Ministerpräsident Söder bei "Fastnacht in Franken" nicht gerade. Entstanden ist es in der Maske des Staatstheaters Nürnberg.

Ein griechischer Philosoph? Ein Druide? Oder Moses, der mit seinem Stab das Rote Meer teilt? Nichts davon. Markus Söders Kostüm, in dem er am Freitag zu "Fastnacht in Franken" kommt und das von seinem Umfeld bis zuletzt wie ein Staatsgeheimnis gehütet worden ist, lässt Raum für Interpretationen und liefert viel Gesprächsstoff - vielleicht nicht ganz ungewollt.

Entsprechend häufig muss der Ministerpräsident jedenfalls in der Maske des Nürnberger Staatstheaters erklären, als was er denn da nach Veitshöchheim gehen will. "Als Stammesältester, der Bayern durch die Stürme der Zeit führt", lautet dann die Formulierung, auf die er sich letztlich festlegt.

Rund zwei Stunden vorher fährt die Söder-Limousine am Bühneneingang vor. Schnurstracks stiefelt der CSU-Chef in den ersten Stock, wo Maskenbildner Armin Häfner bereits darauf wartet, Söder binnen eines Nachmittags um Jahre altern zu lassen. "Wie das Frauen nur aushalten?", fragt der sich, als Häfner einen Pinsel an die Lider setzt. Mit den ersten schwarzen Akzenten unterhalb der Augen, findet der 56-jährige CSU-Chef, "würde ich noch als Football-Spieler durchgehen". Doch als Football-Spieler ging er ja schon 2006 zum Fasching.

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Foto: Karl-josef Hildenbrand, dpa
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So sah Ministerpräsident Markus Söder (CSU, rechts) im fertigen Kostüm aus - hier gemeinsam mit Innenminister Joachim Herrmann (CSU).

Wie Günther Beckstein den jungen Söder inspirierte

Söder und seine ausgefeilten Kostüme gehörten lange Zeit zur BR-Kultsendung "Fastnacht in Franken". Schon 1998 kam er mit seiner Frau Karin Baumüller-Söder als "Waltraud und Mariechen". Zu aufwendigeren Kostümen inspiriert hat ihn, so sagt er, einst sein Vorgänger in der Staatskanzlei, Günther Beckstein. Der zog 2004 beispielsweise als Albrecht Dürer alle Augen in Veitshöchheim auf sich.

Doch kaum 2018 ins Amt des Ministerpräsidenten gewählt, ließ Söder seine Verkleidungen im Schrank, kam im Smoking. Nun erschien er erstmals als Landesvater "verkleidet" bei "Fastnacht in Franken". Geradezu "nackt" habe er sich dort so unkostümiert gefühlt, bekennt Söder jetzt. Das Verkleiden - "ich habe es vermisst".

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Im Nürnberger Staatstheater klebt Häfner derweil dem Ministerpräsidenten den Bart an. "Kratzt, stinkt, alles super", kommentiert Söder. Den erfahrenen Maskenbildner bringt das nicht aus der Ruhe. "Mittlerweile kenne ich den Kopf, das Gesicht und die Reaktionen", sagt er. Schon 2010 hat er Söder in den Zauber Gandalf aus "Herr der Ringe" verwandelt - und klebte ihm einen deutlich längeren Bart an.

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"Fastnacht in Franken": Das sind die Kostüme des Abends
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Ministerpräsident Markus Söder, verkleidet als Stammesältester, und seine Frau Karin Baumüller-Söder.

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Hubert Aiwanger (Freie Wähler), Bayerischer Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident, und seine Partnerin Tanja Schweiger, verkleidet als Handwerker auf der Walz.

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Die beiden Grünen-Politiker Ludwig Hartmann und Katharina Schulze.

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Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) und seine Frau Birgit kamen als Hippies zu "Fastnacht in Franken".

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Eva Majuntke, juristische Direktorin des Bayerischen Rundfunks (links), Katja Wildermuth, BR-Intendantin, und Björn Wilhelm, Programmchef des BR.

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Markus Blume (CSU), Bayerischer Minister für Wissenschaft und Kunst, erschien als Astronaut.

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Albert Füracker (CSU), bayerischer Finanz- und Heimatminister, gemeinsam mit seiner Frau Evelyne.

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Thorsten Glauber (Freie Wähler), bayerischer Minister für Umwelt und Verbraucherschutz als Zeichentrickfigur "Chase" aus "Paw Patrol".

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Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) und seine Frau Gerswid.

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Marcus König (CSU), Oberbürgermeister von Nürnberg, und seine Frau Anke hatten die Inspiration für ihre Kostüme aus den "Harry-Potter-Filmen".

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Ilse Aigner (CSU), Präsidentin des bayerischen Landtags, verkleidete sich als "Mama Bavaria".

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Manfred Weber (CSU), Fraktionsvorsitzender der Europäischen Volkspartei im Europäischen Parlament, und seine Frau Andrea.

Würde sich Markus Söder noch einmal als Gandhi verkleiden?

Söder und seine ausgefeilten Kostüme... Schon als Kind habe er sich gerne verkleidet. Als Cowboy, Sheriff oder "ja, auch als Indianer", erzählt er. Und an seiner Stimmlage lässt sich erahnen, was er von Debatten um politisch korrekte Faschingskostüme hält.

2015 kam Söder als Mahatma Gandhi mit braun geschminktem Gesicht zu "Fastnacht in Franken" - ein Kostüm, das heute bei Menschen, die das sogenannte Blackfacing als diskriminierend einstufen, wohl für Empörung sorgen würde. Darauf angesprochen sagt er am Freitag in Nürnberg, in der Maske: "Man darf nicht vergessen", jedes Kostüm "ist eine Hommage". Er würde nie als etwas gehen, was er nicht gut finde. "Gandhi fand ich immer sehr beeindruckend."

Immer wieder kommt das Gespräch an diesem Nachmittag auf andere Schminkaktionen Söders. Nach seinem Auftritt als grüner Shrek 2014 oder als gelber Homer Simpson 2017 habe er noch Tage später Farbreste auf der Haut gehabt. Wer schön sein will, muss eben leiden.

Großer Mann, großer Kopf - und die Angst vor hohen Frisuren

"Hält das auch?", ist die wohl meistgestellte Frage, die Söder Häfner während der zweistündigen Prozedur stellt. "Das häld scho", fränkelt der Maskenbildner jedes Mal mit prüfendem Blick auf den falschen Bart zurück. Schließlich setzt Häfner Söder die Perücke auf. Der Kostümierte sorgt sich um den Platz im Auto. "Ich bin ja von Natur aus schon sehr groß", sagt der 1,94-Meter-Politiker und hofft, dass er sich trotz Perücke normal in den Dienstwagen setzen kann.

Söder ist da ein gebranntes Kind. Als er 2012 als Punk nach Veitshöchheim fahren wollte, passte er mit seinem Irokesen auf dem Kopf tatsächlich nicht in den Dienstwagen. Letztlich sei er in einem kurzerhand gemieteten Transporter nach Unterfranken gefahren worden.

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Das waren die zehn denkwürdigsten Kostüme bei der "Fastnacht in Franken"
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Bei der Fastnacht in Franken verkleiden sich bayerische Politiker mit lustigen und skurrilen Kostümen. Mit seinem Indianer-Kostüm löste Hubert Aiwanger 2017 eine Debatte aus.

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Mit seinen außergewöhnlichen Kostümen stach CSU-Politiker Markus Söder bei den vergangenen Ausgaben der "Fastnacht in Franken" immer hervor. 2012 erschien er in einem Punk-Kostüm.

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In 2014 schlüpfte Söder in die Rolle von Disney-Charakter "Shrek".

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2017 zeigte sich Söder als Friedensnobelpreisträger Mahatma Gandhi.

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In Lack und Leder schlüpfte CSU-Politikerin Dorothee Bär 2017 für ihr Kostüm als böse Zeichentrickfee "Maleficent".

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Im selben Jahr verkleideten sich der ehemalige bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) und seine Frau Marga als Samurai.

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2014 hatte Beckstein sich für die Faschingssendung in Claudia Roth verwandelt.

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2020 verkleidete sich Thomas Kreuzer, der Fraktionsvorsitzende der CSU im bayerischen Landtag, als Jäger. Mechthilde Wittmann durfte ihn als Jagdtrophäe begleiten.

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Zur selben Prunksitzung erschien der Freie-Wähler-Politiker und Star-Wars-Fan Thorsten Glauber als Yoda verkleidet.

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Vergangenes Jahr erschien der Fraktionsvorsitzende der FDP im bayerischen Landtag, Martin Hagen, mit seiner Frau als Che Guevara bei der Fastnacht.

Wenn ein Spitzenpolitiker so viel auf sich nimmt für eine Veranstaltung wie "Fastnacht in Franken", stellt sich die Frage: Warum ist dieser Fernseh-Fasching für die Politik so wichtig? Es sei umgekehrt, korrigiert Söder. "Die Politik ist für den Fasching wichtig." Ohne prominente Gäste wäre das Format des Bayerischen Rundfunks nicht dasselbe, findet der Ministerpräsident und hebt zu einer Lobeshymne auf die Kult-Sendung an.

Das Komiker-Duo Heißmann und Rassau alias "Waltraud und Mariechen", die "Putzfraa" Ines Procter und Kabarettist Michl Müller finde er am besten. Generell hätten die Darbietungen in den Mainfrankensälen eine immens hohe Qualität.

Maskenbildner unterbricht extra seinen Ruhestand für Söder

Ein Personenschützer bringt einen langen Stock in die Garderobe, in der auch alljährlich das Nürnberger Christkind geschminkt wird. Feierabend für Maskenbildner Häfner. "Eigentlich bin ich schon seit drei Jahren in Rente", erzählt er. Doch als im Sommer Söders Sprecherin anrief, "habe ich direkt gesagt, ich freu' mich drauf". Den Ministerpräsidenten wieder zu schminken - "ich habe Spaß daran!"

Dann wird Häfner kurz aus dem Feierabend zurückgeholt. Söder möchte seinen Bart noch einmal fixiert haben. Frisur und Bart würden nach "Fastnacht in Franken" gleich auf der Rückfahrt im Auto wieder runterkommen, sagt Söder. Dann komme immer gleichzeitig ein enttäuschtes "Oooh", weil die Veranstaltung vorbei sei. Und ein erleichtertes "Aaah", weil die falschen Haare endlich weg können.

Während die inzwischen ebenfalls verkleidete Karin Baumüller-Söder zu ihrem Mann geht, kommt Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CSU) als Harry Potter aus der Nachbargarderobe. Ein letztes Mal bitten die anwesenden Journalistinnen und Journalisten Söder um eine Erklärung seines Kostüms. Dessen Botschaft sei "Schutz", erklärt Söder knapp. "Und nun gehet hin und berichtet in Frieden."

Na dann.

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