Ein möglicherweise strafbares Plakat beim Faschingsumzug in Kempten beschäftigt weiter die Behörden. Die dazugehörige Akte sei mittlerweile der Staatsanwaltschaft übergeben worden, hieß es am Dienstag aus dem Polizeipräsidium Schwaben Süd/West. "Die Staatsanwaltschaft prüft nun, ob ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wird", erklärte Pressesprecher Holger Stabik. Erst wenn das der Fall sei, könne die Polizei die Personen befragen, die für den Wagen der "Hopfentorpedos Martinszell" verantwortlich sind.
Den Wagen im Safaristil hatte ein Traktor gezogen, an dessen Frontlader das umstrittene Schild befestigt war: "Deutschland macht überall auf die Tor, drum singt die ganze Dschungelschar im Chor", war darauf für mehrere Tausend Besucherinnen und Besucher zu lesen, umrankt von Dschungelpflanzen. Menschen am Straßenrand kommentierten den Spruch zum Teil mit Buhrufen.
Besitzer des Traktors und Martinszeller Gruppe: "Wollten nicht rassistisch sein"
Während die Staatsanwaltschaft den Fall eingehend prüft, hat der Halter des betroffenen Traktors jede Ausländerfeindlichkeit von sich gewiesen. "Ich distanziere mich in aller Form von dem, was das Plakat bei manchen Leuten ausgelöst hat", betonte der Allgäuer gegenüber unserer Redaktion. Es sei auch nicht gerechtfertigt, "dass die Jugend aus unserem Dorf mit Rechten in Verbindung gebracht wird". In Martinszell (Oberallgäu) gebe es zwei Flüchtlingsunterkünfte – und keine Probleme zwischen Einheimischen und Geflüchteten.
Auch das Faschingsteam der "Hopfentorpedos" hat sich nach dem Vorfall entschuldigt. Man habe keinesfalls rassistisch sein wollen, sagte eine der Organisatorinnen unserer Redaktion. Die Gruppe gebe es erst seit dem vergangenen Jahr, daher würden noch Erfahrung und politisches Feingefühl fehlen. Die Mitorganisatorin wies auch darauf hin, dass die Polizei bei der Kontrolle der Wagen das Plakat nicht beanstandet hatte. Das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West bestätigt das. "Eine offensichtliche Straftat war offenbar nicht zu erkennen", erklärte dessen Sprecher. Wann die Bewertung der Staatsanwaltschaft vorliegt, ist bislang nicht bekannt.