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Fahrradfreundlichkeit: Schlechte Ergebnisse für die Region und Bayern beim Fahrradklima-Test

Fahrradfreundlichkeit

Schlechte Ergebnisse für die Region und Bayern beim Fahrradklima-Test

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    Mit dem Fahrradklima-Test wird die Fahrradfreundlichkeit der deutschen Städte untersucht.
    Mit dem Fahrradklima-Test wird die Fahrradfreundlichkeit der deutschen Städte untersucht. Foto: Lena Lachnit, dpa (Symbolbild)

    Die Radinfrastruktur in Bayern bleibt eine Baustelle. Das macht der Fahrradklima-Test 2022 deutlich, den der Allgemeine Deutsche ADFC) am Montag veröffentlicht hat. Die Umfrage, an der 245.000 Radfahrende bundesweit teilgenommen haben, ist nicht repräsentativ, gilt aber als aussagekräftiger Lagebericht. Darin haben die Radlerinnen und Radler dem Freistaat mit der Schulnote 4 ein schlechtes Zeugnis ausgestellt und ihn damit als fahrradunfreundlich erklärt. Besonders viele Menschen bemängeln ein fehlendes Sicherheitsgefühl und zu schmale Radwege. Bei der Radmitnahme im öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) ist Bayern sogar Schlusslicht in Deutschland. Auch in der Region sind die Radlerinnen und Radler unzufrieden.

    Der ADFC hat das schlechte Abschneiden kommen sehen. "Wir sind wenig überrascht, weil sich in den vergangenen Jahren wenig getan hat", sagt die ADFC-Landesvorsitzende Bernadette Felsch unserer Redaktion. Das gilt insbesondere für den ländlichen Raum. Weiterhin fehlten beispielsweise Radwege an weit über der Hälfte der Landstraßen, so Felsch. Im Ausbau von Radschnellwegen hinke Bayern hinterher und sei kaum über Machbarkeitsstudien hinausgekommen. Auch, dass Autos auf Radwegen parken, werde schon seit vielen Jahren kritisiert. Vom selbst gesteckten Ziel, den Anteil des Radverkehrs am gesamten Verkehr bis 2025 auf 20 Prozent zu steigern, sei die Staatsregierung "meilenweit entfernt". Der Verband fordert deshalb insbesondere, dass die Lücken im Radwegenetz so schnell wie möglich geschlossen und die Radmitnahme im ÖPNV deutlich verbessert werden müssen.

    Augsburg schneidet beim Fahrradklima-Test schlecht ab

    Die Staatsregierung hält dagegen, dass sie beim Radwegebau bereits kräftig anpacke. Ein Sprecher des bayerischen Verkehrsministeriums teilt auf Anfrage mit, dass der Freistaat von 2020 bis 2022 bereits 290 Kilometer Radwege an Bundes- und Staatsstraßen fertiggestellt habe. Es seien 150 Millionen Euro investiert und den Landkreisen und Gemeinden 95 Millionen Euro Fördermittel für kommunale Radwege bewilligt worden. Bis 2030 sollen rund 1500 Kilometer neue Radwege in Bayern errichtet werden. 

    Ob die Investitionen bereits Früchte tragen, darf anhand der Ergebnisse der Region bezweifelt werden. So schneidet die Stadt Augsburg mit der Note 4 genauso ernüchternd ab wie vor zwei Jahren. Zwar haben die Radfahrenden Verbesserungen bei Fahrraddiebstählen, dem Verleih von öffentlichen Fahrrädern und dem Winterdienst auf Radwegen festgestellt. Defizite sehen sie aber etwa bei den Ampelschaltungen für den Radverkehr und darin, dass zu wenige Einbahnstraßen in Gegenrichtung für das Fahrrad geöffnet sind.

    Neuburg und Memmingen verschlechtern sich erheblich

    Manche Städte in der Region müssen sogar deutliche Verschlechterungen hinnehmen. Zu ihnen zählen Neuburg, das mit der Note 4,3 besonders negativ bewertet wurde (2020: 3,9), und Memmingen, das von 3,4 auf 3,8 abgerutscht ist. In beiden Städten bemängeln die Abstimmenden eine Problematik mit Fahrraddiebstählen.

    Neu-Ulm hat mit einer Bewertung von 3,8 zwar ebenfalls viel Luft nach oben, die Stadt hat sich aber leicht verbessert gegenüber 2020 (4,0) und ist die bestplatzierte bayerische Stadt in der Größenordnung von 50.000 bis 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern.

    So schneiden die bayerischen Großstädte im Fahrradklima-Test ab

    Dass es noch besser geht, zeigen Stadtbergen (3,4) und Königsbrunn (3,5), die zu den fahrradfreundlichsten Flecken der Region gehören. In beiden Städten werden etwa der Winterdienst und die Reinigung der Radwege von den Menschen positiv hervorgehoben. In Sonthofen (3,4) im Oberallgäu schätzen die Radfahrenden nicht nur das Angebot an Leihfahrrädern, sondern etwa auch, dass Werbung für das Radfahren gemacht wird und in letzter Zeit viel für die Fahrradförderung getan wurde. 

    Die bayerischen Großstädte hingegen haben mit durchwachsenen Ergebnissen zu kämpfen, wie die Noten für München (3,9) und Nürnberg (4,2) zeigen. Einzige bayerische Stadt an der Spitze einer Kategorie ist Erlangen. Die Radlerinnen und Radler haben die Stadt mit 3,2 bewertet, womit sie auf Platz eins (von 40) der Städte zwischen 100.000 und 200.000 Einwohnerinnen und Einwohnern steht. 

    Münster mit 3,0 fahrradfreundlichste Großstadt in Deutschland

    Die Probleme bestehen jedoch weit über Bayern hinaus. Deutschland bleibt auch insgesamt fahrradunfreundlich. Der bundesweite Schnitt ist mit 4,0 nur "ausreichend" (2020: 3,9). Die deutschlandweiten Bestnoten unter den Großstädten erreichten Münster (Note 3,0) in Nordrhein-Westfalen sowie die beiden baden-württembergischen Städte Karlsruhe (3,1) und Freiburg (3,1), die auch bei den vergangenen Umfragen die Spitzenplätze unter sich ausmachten. In der noch größeren Kategorie (über 500.000 Einwohnerinnen und Einwohner) steht weiter Bremen mit der Note 3,6 auf Platz eins. 

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