Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Verfassungsschutz: Grenzen zwischen Extremisten verschwimmen immer mehr

Verfassungsschutz

Grenzen zwischen Extremisten verschwimmen immer mehr

    • |
    Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in Nürnberg.
    Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in Nürnberg. Foto: Daniel Löb, dpa

    Die Grenzen zwischen Extremisten aller Art verschwimmen nach Erkenntnissen des bayerischen Verfassungsschutzes immer mehr. Vor allem die Schnittmenge zwischen Rechtsextremisten, sogenannten Reichsbürgern und Verschwörungstheoretikern nehme immer weiter zu. Sie alle eine der Hass auf den Staat, aber auch auf queere Menschen. Das berichtete Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Mittwoch bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz des

    "Mit teils verblüffend ähnlicher Propaganda, Symbolen und Argumenten versuchen Extremisten unterschiedlicher Ausrichtung, politische und gesellschaftliche Entwicklungen verstärkt in ihrem Sinne zu beeinflussen", sagte der Innenminister. "Gemeinsames Feindbild ist unser pluralistischer Staat, der auf vielfältige Weise in Misskredit gebracht werden soll." Dabei gerieten aktuell nicht nur Migranten, sondern auch Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung in das Zentrum von Hass und Hetze.

    Ein Beispiel sei die extremistische Agitation und die Herabwürdigung queerer Menschen. Das spiele im Rechtsextremismus, aber auch im Islamismus und im türkischen

    Weitere relevante Entwicklungen im Überblick:

    Rechtsextremismus: Im ersten Halbjahr wurden bislang 236 rechtsextremistische Straftaten gezählt, darunter 18 Gewaltdelikte. Im gesamten Jahr 2022 waren es 787

    Reichsbürger: Neben der wachsenden Zahl der sogenannten Reichsbürger warnte Herrmann vor der Waffenaffinität der Szene. "Unsere Sicherheitsbehörden gehen daher konsequent vor und prüfen systematisch waffenrechtliche Erlaubnisse und entziehen diese, wo immer möglich", erklärte er. Bis Ende 2022 sei gegen 443 Personen ein Widerrufsverfahren eingeleitet worden. "Dabei wurden 525 waffenrechtliche Erlaubnisse widerrufen oder freiwillig abgegeben, mehr als 1000 Waffen wurden eingezogen oder abgegeben."

    Linksextremismus: Im ersten Halbjahr wurden 162 linksextremistische Straftaten gezählt, darunter 20 Gewaltdelikte. Im gesamten Jahr 2022 waren es 364 Straftaten, davon 42 Gewaltdelikte. Herrmann berichtete aber, dass es der Szene immer seltener gelinge, für Aktionen viele Teilnehmer zu mobilisieren. Andererseits fürchtet er weitere Straftaten, etwa bei Protesten gegen die Verkehrsmesse IAA. Teile der Szene versuchen nach Angaben des Ministers außerdem, von den Protesten der "Letzten Generation" zumindest mittelbar zu profitieren - oder die Klimaaktivisten von der Notwendigkeit eines "Systemsturzes" zu überzeugen und zu radikalisieren.

    Spionage und Cybersicherheit: Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine haben russische Spionageaktivitäten laut Herrmann spürbar zugenommen. Es gebe beispielsweise bayernbezogene Hinweise auf Spionageaktionen im Zusammenhang mit der Ausbildung ukrainischer Soldaten. Zudem versuche Russland, die politische und öffentliche Meinung durch Propaganda und Desinformationen zu beeinflussen - die von rechtspopulistischen Akteuren weiterverbreitet werde. Zudem stehe Deutschland schon seit Jahren im Fokus chinesischer Spionageaktivitäten.

    Islamismus: "Die Bedrohungslage ist nach wie vor da", warnte Herrmann. Radikalisierte Einzeltäter oder zielgerichtet eingeschleuste Gruppen seien Willens und in der Lage, Terroranschläge in Deutschland zu begehen, sagte er und verwies unter anderem auf die Festnahme zweier syrischer Brüder im Mai, davon eine im Allgäu. Die beiden sollen einen Sprengstoffanschlag auf Kirchenbesucher in Schweden geplant haben.

    Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze klagte: "In Bayern entsteht leider eine hochgefährliche Mischung aus Demokratiefeinden." Es liege jetzt an allen, gemeinsam Werte und Demokratie zu verteidigen. Florian von Brunn (SPD) warf Herrmann vor, Zahlen zu Gewalttaten durch Reichsbürger zu verschweigen - was das Ministerium zurückwies: Im Jahresbericht 2022 seien alle Zahlen enthalten. Und anders als von von Brunn befürchtet, sei die Zahl zuletzt zurückgegangen: Nach 197 Gewalttaten durch Reichsbürger im Jahr 2022 seien im ersten Halbjahr bislang 36 Gewalttaten gezählt worden, sagte eine Sprecherin.

    (dpa)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden