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Evangelische Landeskirche schafft neue Strukturen und den neuen Kirchenkreis Schwaben-Altbayern

Kirche

Weniger Mitglieder, Rekorddefizit: Die Lage bei der Evangelischen Landeskirche ist ernst

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    Die Landessynode stimmte in Amberg in der Oberpfalz auch über den Kurs der evangelischen Kirche in die Zukunft ab.
    Die Landessynode stimmte in Amberg in der Oberpfalz auch über den Kurs der evangelischen Kirche in die Zukunft ab. Foto: Armin Weigel, dpa

    Mit einer Strukturreform reagiert die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern auf ihre angespannte Lage und will so „zukunftsfähig“ werden. Bei ihrer Herbsttagung in Amberg stimmte die Landessynode, also das Kirchenparlament, am Mittwoch für eine Reform der Kirchenkreise. Von März an wird es nur noch vier statt sechs geben: Nürnberg, Ansbach-Würzburg, Bayreuth und den neuen Großkirchenkreis Schwaben-Altbayern, der aus den bisherigen Kirchenkreisen Augsburg, München und Regensburg hervorgeht. Landesbischof Christian Kopp sprach direkt nach der Abstimmung (81 Ja-Stimmen, neun Nein-Stimmen, drei Enthaltungen) von einem „intensiven Ringen“, das der Entscheidung vorausgegangen sei. In Kirchenkreisen herrschte in den vergangenen Monaten teils Verunsicherung und Verärgerung.

    Klaus Stiegler: „Wir starten ein neues Kapitel der evangelischen Geschichte in Südbayern“

    Die Strukturreform ist eine Antwort auf die Krise, in der sich die evangelische Kirche befindet. Immer deutlicher spürt sie die Folgen von Pfarrermangel, Austritten und vor allem einbrechenden Kirchensteuereinnahmen. 2023 fehlten, hieß es, rund 83 Millionen Euro, dies sei ein „Rekorddefizit“. Längst wird daher darüber diskutiert, was man sich noch leisten kann und will. Kopp machte das in eindringlichen Worten deutlich: „2025 ist in unserer Kirche ein Jahr der Entscheidungen“, sagte er. Denn in den kommenden 15 Jahren werde sich die Mitgliederzahl, Ende 2023 knapp 2,1 Millionen Menschen, halbieren. Zu den vielfach beschworenen notwendigen „mutigen Entscheidungen“ gehört laut Kopp eine Halbierung des Bestandes der gut 7000 Gebäude, und das bereits bis 2035. Eigenen Angaben zufolge befinden sich im Eigentum der bayerischen Kirchengemeinden und Dekanatsbezirke unter anderem 1980 Kirchen und Kapellen, 1800 Pfarrhäuser und 800 Kindergärten.

    Klaus Stiegler war bislang Regensburger Regionalbischof.
    Klaus Stiegler war bislang Regensburger Regionalbischof. Foto: Florian Treiber

    Wesentlich früher zeigt sich der Einspar- und Transformationsprozess an den Kirchenkreisen und den von diesen geleiteten Regionalbischöfen, die als Gesichter ihrer Kirche diese repräsentieren. Nachdem der Augsburger Regionalbischof Axel Piper im September in den Ruhestand verabschiedet worden war, werden künftig der jetzige Regensburger (Klaus Stiegler) und der jetzige Münchner Regionalbischof (Thomas Prieto Peral) den neuen Kirchenkreis Schwaben-Altbayern als „Tandem“ führen.

    Thomas Prieto Peral: „Kürzen allein ist gewiss keine Strategie, das wäre deprimierend“

    Klaus Stiegler, geboren in Fürth und in den 90er Jahren Pfarrer in Gersthofen bei Augsburg, sagte am Mittwoch im Gespräch mit unserer Redaktion: „Wir starten ein neues Kapitel der evangelischen Geschichte in Südbayern.“ Er betonte: Die bisherigen Kirchenkreise würden nicht einfach aufgeteilt, es beginne tatsächlich etwas ganz Neues. Stiegler und Prieto Peral werden nun überlegen, wer welche Zuständigkeiten haben soll. Klar sei, so Stiegler, dass sie in „zwei Regionen denken“ werden, für die jeweils einer von ihnen „erster Ansprechpartner“ sein werde. Was den bisherigen Kirchenkreis Augsburg und Schwaben angeht, wird Stiegler voraussichtlich Ansprechpartner für die Dekanate Augsburg, Neu-Ulm und Donau-Ries sein; Prieto Peral für die Dekanate Kempten und Memmingen. Stieglers Wohnsitz bleibe Regensburg, sagte er, der Regionalbischofs-Dienstsitz Augsburg werde erhalten bleiben. „Wir wollen gut und verlässlich Kirche sein.“

    Thomas Prieto Peral war bislang Regionalbischof des Kirchenkreises München und Oberbayern.
    Thomas Prieto Peral war bislang Regionalbischof des Kirchenkreises München und Oberbayern. Foto: ELKB/cTopp

    Stiegler versteht sich auch als „Vertreter der Region in der Gesamtkirche“. Im neuen Kirchenkreis selbst werde es stark darum gehen, zu Reformen zu ermutigen und diese unterstützend zu begleiten. „Wir müssen Ideen dazu entwickeln, wie wir relevant bleiben und Menschen berühren können, mit dem, was uns als Kirche ausmacht. Dafür braucht es Kraft und Fantasie“, sagte er.

    Thomas Prieto Peral sagte im Gespräch mit unserer Redaktion: „Wir müssen uns von vielem verabschieden – damit wir das, was wir dann machen, auch gut machen können.“ Doch er betonte: „Es geht hier nicht um Kürzen als Selbstzweck. Kürzen allein ist gewiss keine Strategie, das wäre deprimierend.“ Zudem kündigte er an, dass sie als Regionalbischöfe in Augsburg „spürbar und sichtbar“ sein werden. Augsburg sei schließlich ein „besonderer Ort“ der Kirchengeschichte. 2030 wird „500 Jahre Confessio Augustana“ begangen.

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