Eine kriminelle Bande soll mit gefälschten Reisebüroseiten im Internet Hunderte Schnäppchen jagende Urlauber um mehr als 400.000 Euro betrogen haben. Ein 19-Jähriger und eine 25 Jahre alte Frau säßen deshalb inzwischen in Untersuchungshaft, teilte die Polizei am Dienstag mit. Ein weiterer Verdächtiger sei nach der Vorführung beim Haftrichter wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Zwei der Verdächtigen wurden demnach am Nürnberger Hauptbahnhof verhaftet, einer am Münchner Flughafen.
Etwa 200 mutmaßliche Betrugsopfer bekannt
Den Angaben zufolge sind den Ermittlern bisher etwa 200 Menschen bekannt, die den Betrügern Geld für Urlaube zahlten, die sie nie antreten konnten. Teils hätten die Betroffenen erst am Flughafen festgestellt, dass sie einer Betrugsmasche aufgesessen waren, teilte die Polizei mit. Insgesamt hätten die Opfer etwa 420.000 Euro an die Betrüger gezahlt. Wegen der vielen Anzeigen in diesem Zusammenhang hatte die Kripo Fürth eine eigene Arbeitsgruppe zum Fall unter dem Namen "Ferien" eingerichtet.
Nach Angaben der Ermittler betrieb die Bande diverse Internetseiten und Auftritte auf Social-Media-Plattformen wie Facebook und Instagram, mit denen sie echte Online-Reisebüros vortäuschten. Unter seriös anmutenden Firmennamen seien Reisen angeboten worden, die teils nur halb so viel kosteten wie bei anderen Anbietern.
Druck durch zeitlich begrenzte Angebote
Die Firmen seien zwar mit wenigen, aber durchweg positiven Online-Bewertungen versehen gewesen, weshalb viele Kunden Kontakt per Mail oder Whatsapp aufgenommen hätten. Auch beim weiteren Kontakt hätten die Betrüger einen "professionellen und seriösen Eindruck" erweckt, teilten die Ermittler mit. Mit zeitlich sehr begrenzten Schnäppchenangeboten hätten sie Druck auf die Kunden ausgeübt, schnell zu buchen.
Nach den Festnahmen konzentrieren sich die Ermittler demnach auf die Suche nach weiteren Mitgliedern der Bande und auf die Frage, wie die Opfer zumindest einen Teil ihres Gelds noch zurückbekommen könnten. Dazu werde derzeit geprüft, ob gegen das Trio sogenannte Vermögensarreste beantragt werden können. In dem Fall könnten zum Beispiel Firmenkonten der Verdächtigen mit möglichen Gewinnen eingefroren werden.
Internetseiten teils immer noch online
Zudem arbeiteten die Ermittler "mit Hochdruck" daran, die betreffenden Webseiten und Social-Media-Konten abzuschalten. "Die sind teils immer noch online, das Internet ist groß", sagte eine Polizeisprecherin. Durch die Auswertung von Firmenkonten der mutmaßlichen Betrüger wollen die Ermittler zudem herausbekommen, wie viele weitere Urlauber schon Anzahlungen für Trips geleistet haben, die sie wohl nie genießen werden können. Die Betroffenen sollen kontaktiert werden, bevor sie den Rest des Angebotspreises überweisen.
Die Polizei riet in dem Zusammenhang, bei Urlaubsschnäppchen weit unter sonst üblichen Preisen vorsichtig zu sein. Verdächtig seien auch Anzahlungen von mehr als der Hälfte des Gesamtpreises und eine Kundenbetreuung via E-Mail oder Whatsapp, wenn der erste Kontakt über eine Buchungsplattform zustande kam.
(dpa)