Der bayerische Zubau-Anteil lag damit bei lediglich gut zwei Prozent. Bayern und Baden-Württemberg hätten bezogen auf ihre Landesfläche besonders wenig neue Leistung installiert, sagte der Präsident des Bundesverbands Windenergie, Hermann Albers, am Mittwoch in Berlin.
Albers beklagte erneut ein starkes Nord-Süd-Gefälle beim Ausbau: Im vergangenen Jahr stellten Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen zusammen 77 Prozent des Zubaus. Nordrhein-Westfalen steigerte seinen Zubau nach den am Mittwoch vorgestellten Zahlen im vergangenen Jahr um gut ein Viertel.
Wird Bayern Deutschlands Sorgenkind bei der Windenergie?
Bayern entwickle sich immer mehr zu Deutschlands Sorgenkind Nummer eins bei der Windenergie, kritisierte der Energieexperte der Grünen-Landtagsfraktion, Martin Stümpfig. Bezogen auf seine große Fläche müsste das Land eigentlich ein Vielfaches leisten, betonte er.
Der jahrelange Blockadekurs der Staatsregierung bei der Windkraft zeige massive Auswirkungen, kritisierte Stümpfig. Seit dem Amtsantritt von Markus Söder als Ministerpräsident seien im Schnitt lediglich acht Windkraftanlagen pro Jahr in Betrieb gegangen. "Und die nächsten Jahre sieht es nicht gut aus", sagte Stümpfig. Nur 25 Anlagen seien derzeit in der Pipeline – also beantragt und noch nicht genehmigt. Der Zubau werde also weiterhin sehr niedrig bleiben.
Windräder: Seit November gelockerte Abstandsregel in Bayern
Die Staatsregierung sieht nach der Lockerung der 10H-Abstandsregel dagegen einen Schub für neue Windkraftanlagen im Freistaat. In ganz Bayern seien nun zwischen 300 und 340 Anlagen in Planung, angefragt oder teils kurz vor der Genehmigung, hatte Söder im Dezember vorgerechnet - es wehe "tatsächlich ein frischer Wind für den Wind".
Seit Mitte November gilt in Bayern eine gelockerte Version der 10H-Abstandsregel. Neue Anlagen können von nun an in bestimmten Ausnahmebereichen mit einem Mindestabstand von 1000 Metern zu Wohngebieten gebaut werden - bisher war die zehnfache Entfernung der Höhe vorgeschrieben, von der aber auch abgewichen werden konnte. Nunmehr gilt etwa in einem Korridor entlang von Autobahnen, mehrstreifigen Bundesstraßen und Haupteisenbahnstrecken, auf militärischem Übungsgelände, im Wald und in einem Umkreis um Gewerbe- und Industriegebiete nur noch der Mindestabstand 1000 Meter.
Tatsächlich liegt Bayern beim Gesamtbestand an Windkraftanlagen bezogen auf die Fläche auf dem letzten Platz aller deutschen Flächenländer, mit einer kumulierten Leistung von lediglich 37 Kilowatt pro Quadratkilometer - der Bundesschnitt liegt bei 162. (dpa)