„Die Situation bei der Gasversorgung ist kritisch, ich befürchte, dass dies in einer Rezession münden kann“, sagt Gabriel Felbermayr. Er ist Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung. „Deshalb sind die dringenden Sparappelle für Gas gerechtfertigt“, betonte er gegenüber unserer Redaktion. „Meine Sorge ist, dass die Solidarität in der EU bei Gas-Knappheit schnell leidet und die Kosten damit noch weiter steigen“, warnte Felbermayr.
Die EU-Staaten seien auf eine gemeinsame Gas-Infrastruktur angewiesen, betonte der Ökonom. „Wenn das nicht ankommt in Europa, wird es im Herbst wirklich kalt“, warnte er. Wenn in einem Land Industrien von der Gasversorgung abgeschaltet würden, könnten in Nachbarländern Vorprodukte fehlen und dort die Produktion stilllegen.
Der Wiener Ökonom, nannte es deshalb sinnvoll, dass Österreich, den für Bayern wichtigen Gasspeicher Haidach bei Salzburg auch an das eigene Netz anschließe. „Eine gute Gas-Infrastruktur hilft uns allen“, betonte Felbermayr. „Ein Anschluss des Speichers in Haidach an das österreichische Netz verbessert die Versorgungssicherheit in beide Richtungen“, erklärt er.
Könnte Gas aus Algerien Bayern weiterhelfen?
„Über Österreich könnte beispielsweise zukünftig auch algerisches Gas nach Bayern kommen“, sagte Felbermayr. „Dass Bayerns größter Gasspeicher in Österreich liegt, aber nicht einmal an das österreichische Netz angeschlossen ist, zeigt, dass auf dem europäischen Energiemarkt noch viel zu tun ist“, fügte er hinzu.
Felbermayr warnte vor zu großen staatlichen Eingriffen beim zu erwartenden Preissteigerungen des Gaspreises. „Es ist wichtig, dass die hohen Kosten sichtbar werden und die Preissignale bei den Bürgern ankommen“, sagte er. „Das ist nicht schön und politisch nicht leicht, ohne das kommt es aber zu keinen Einsparungen.“ Um Härten abzufedern könne jedoch als Basisversorgung ein Grundkontingent an Gas festlegt werden, das bezuschusst oder kostenlos bereitgestellt werde. „Für alles, was darüber hinausgeht, sind die Preise dann zwar himmelhoch, müssen aber bezahlt werden.“
Für Unternehmen sei es besser, bei Bedarf direkte Hilfen oder Liquiditätshilfen zu leisten. Laut dem Ökonom gibt es positive Entwicklungen für die Weltwirtschaft: „Bei den Seefrachtkosten und dem Preis für Erdöl dürfte das Schlimmste hinter uns liegen“, sagte Felbermayr. „Das hilft auch gegen die Inflation.“