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Energiekrise: Wie gut ist Bayern auf mögliche Blackouts vorbereitet?

Energiekrise

Wie gut ist Bayern auf mögliche Blackouts vorbereitet?

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    Während die Sorge vor Blackouts in Bayern wächst, haben die Landkreise in der Region schon einige Vorkehrungen für den Ernstfall getroffen.
    Während die Sorge vor Blackouts in Bayern wächst, haben die Landkreise in der Region schon einige Vorkehrungen für den Ernstfall getroffen. Foto: Julian Stratenschulte, dpa

    Die Energiekrise bereitet vielen Menschen in Bayern Kopfzerbrechen. Nicht nur, weil die hohen Heizkosten für viele Bürgerinnen und Bürger eine große finanzielle Belastung darstellen. In der Bevölkerung wächst auch die Sorge vor einem Blackout im kommenden Winter. Ohne Strom funktionieren weder Heizungen noch Licht und auch die Wasserversorgung wäre mancherorts nicht gesichert. Doch wie groß ist die Gefahr eines Blackouts in Bayern wirklich? Und wie sind die Landkreise darauf vorbereitet?

    Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) sagte nach der Kabinettssitzung am Montag, er gehe nicht davon aus, dass "an Weihnachten oder am ersten Januar das Gas aus sein wird". Die Gasspeicher seien zu 86 Prozent gefüllt. Im Frühjahr seien die deutschen Gasspeicher dann aber wohl sehr leer. Insgesamt sieht das Wirtschafts- und Energieministerium eine angespannte Situation bei der Gasversorgung. "Rückwirkungen auf das Stromsystem sind nicht mit Sicherheit auszuschließen", teilt das Ministerium mit. Betont wird aber, dass die systemrelevanten Gaskraftwerke, die teils auch der Wärmeversorgung von Haushalten dienen, genau wie Haushalte und soziale Einrichtungen zu den geschützten Kunden zählten. Sie würden priorisiert mit Gas versorgt und sicherten so die Stromversorgung ab.

    Experte: "Werden mit Strommangellage im Winter rechnen müssen"

    Auch Detlef Fischer, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW), rechnet nicht mit größeren Blackouts. Gleichwohl gibt er zu bedenken: "Wir werden im nächsten Winter mit einer gewissen Strommangellage in einigen Stunden rechnen müssen." So hält Fischer es für möglich, dass sich die Menschen zeitweise beim Stromverbrauch einschränken werden müssen. Behörden könnten die Bevölkerung dann dazu aufrufen, für einige Stunden am Tag den Verbrauch zu reduzieren, etwa Waschmaschinen und Trockner nicht zu nutzen, keine E-Bikes oder Elektroautos aufzuladen.

    Sollten regionale und zeitlich begrenzte Stromausfälle in Bayern auftreten, seien diese gut in den Griff zu bekommen, sagt Fischer. Die Kommunen und Landkreise könnten sich untereinander aushelfen. Größere Probleme entstünden, wenn ein Stromausfall flächendeckend und lang anhaltend auftreten würde. Je nach örtlichen Gegebenheiten könnte mancherorts sogar die Wasserversorgung ausfallen, da es nicht überall Hochbehälter gebe oder Wasserpumpen an die Notstromversorgung angeschlossen seien.

    Die kritische Infrastruktur in Bayern verfügt über Notstromaggregate

    Bei einem Blackout übernimmt das bayerische Innenministerium die Koordination. Laut dem Ministerium gehe es dann zuerst darum, der Bevölkerung wohnortnah Anlaufstellen zur Verfügung zu stellen, etwa um einen Notruf absetzen zu können, aber auch für eine Notversorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten. Als solche Anlaufstellen würden in erster Linie die Feuerwehrhäuser und Rathäuser der Gemeinden dienen.

    Priorität hätte im Katastrophenfall auch die Aufrechterhaltung der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, die medizinische Versorgung sowie die öffentliche Sicherheit und Ordnung. Diese kritischen Infrastrukturen verfügten über eigene Notstromaggregate. In der Regel sei der Betrieb der Aggregate für einen Zeitraum von mindestens 24 Stunden über entsprechende Treibstoffvorräte gesichert, so das Ministerium.

    Landkreise in der Region führen Großübungen zu Blackouts durch

    Vor Ort setzen insbesondere die Landkreise und Kommunen den Katastrophenschutz um. Deshalb beschäftigen sich viele von ihnen längst mit der Möglichkeit größerer Stromausfälle. So etwa im Landratsamt Donau-Ries, wo man sich das Ziel gesetzt hat, landkreiseigene Notstromaggregate zu beschaffen. Zudem sind die drei Krankenhäuser im Landkreis bereits autark durch den Anschluss an Biogasanlagen oder Photovoltaik auf den Dachflächen. In zwei Seniorenheimen des Landkreises sind moderne Blockheizkraftanlagen installiert worden.

    Auch im Landkreis Neu-Ulm wurde vorgesorgt. Das Landratsamt selbst verfüge über zwei fest eingebaute Stromaggregate, heißt es aus der Behörde. Zudem ist eine Satellitentelefonanlage installiert worden, etwa um die Verbindung zur Leitstelle Donau-Iller aufrechtzuerhalten, die Rettungsdienst, Feuerwehr und Katastrophenschutz in ganz Westschwaben alarmiert. Nahezu alle

    Bereits 2012 gab es im Kreis Neu-Ulm zudem eine Großübung, die auf das Szenario eines Blackouts vorbereiten sollte. Dabei wurde unter anderem die Evakuierung eines Zuges nach Kollision mit einem Lastwagen aufgrund des Signalausfalls erprobt, aber auch das Umpumpen von Kraftstoff an einer Tankstelle mittels Notstrom. 2019 gab es eine ähnliche Großübung.

    Innenministerium und Landratsämter verweisen auf Verantwortung der Bürger

    Auch im Landkreis Augsburg gibt es diese Übungen. Die Führungsgruppe Katastrophenschutz hält sie zweimal jährlich mit externen Fachberatern und zusammen mit Hilfsorganisationen ab. Großflächige Stromausfälle zählten auch hier bereits zu den Szenarien.

    Das Landratsamt Augsburg, das im Haus bereits ein Notstromaggregat hat, hat sich zudem speziell auf einen Blackout vorbereitet. Der Landkreis hat – neben einigen kleineren – eine 250 kVA starke Netzersatzanlage angeschafft, mit der man eine Notunterkunft oder ein anderes großes Gebäude mit Strom versorgen könnte, heißt es auf Anfrage. Vier weitere Aggregate wurden vergangenes Jahr gekauft. Auch die Treibstoffversorgung für diese Geräte wurde gesichert. Außerdem verfügt das Landratsamt über zwei Trinkwasseraufbereitungsanlagen.

    Sowohl die Landkreise als auch das Innenministerium verweisen zudem auf die Verantwortung der Bürgerinnen und Bürger. Für den Fall eines längeren Stromausfalls sollten die Menschen Vorkehrungen treffen. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) gibt dazu auf seiner Webseite Hinweise. So sollten Haushalte Essen und Trinken für zehn Tage bevorraten – für das Trinken müssten zwei Liter pro Person und Tag gerechnet werden. Wer Haustiere hat, sollte auch an deren Vorräte denken. (mit dpa)

    Weitere Hinweise für den Ernstfall, etwa zu möglichen Wärme- und Lichtquellen, finden sich unter bbk.bund.de.

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