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CSU: Söder braucht einen neuen Wahlkampfmanager

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Söder braucht einen neuen Wahlkampfmanager

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    Erst vor gut zwei Monaten hat CSU-Chef Markus Söder (rechts) den Bundestagsabgeordneten Stephan Mayer zum Generalsekretär gemacht. Jetzt ist Mayer überraschend zurückgetreten.
    Erst vor gut zwei Monaten hat CSU-Chef Markus Söder (rechts) den Bundestagsabgeordneten Stephan Mayer zum Generalsekretär gemacht. Jetzt ist Mayer überraschend zurückgetreten. Foto: Sven Hoppe, dpa (Archivbild)

    Was allen Journalisten in München zuerst an ihm auffiel, war seine ausgesuchte Höflichkeit. Selbst für kritische Fragen bedankte sich der neue CSU-Generalsekretär erst einmal, ehe er dann antwortete. Doch der Bundestagsabgeordnete Stephan Mayer, 48, zuletzt vier Jahre lang Staatssekretär bei Horst Seehofer im Bundesinnenministerium, hat offenbar auch eine unangenehme Seite. „Außer sich vor Wut“, so heißt es aus der Chefredaktion der Zeitschrift Bunte, sei Mayer gewesen, nachdem das Magazin berichtet hatte, er habe einen acht Jahre alten unehelichen Sohn, stehe aber nicht zu dem Kind.

    Markus Söder hat Stephan Mayer erst vor zwei Monaten zum CSU-Generalsekretär gemacht

    Am Dienstagabend eskalierte der Streit. Erst berichtete Bild-Online, dass Mayer dem Bunte-Journalisten Manfred Otzelberger mit „Vernichtung“ gedroht habe. Kurz darauf erklärte Mayer seinen Rücktritt als CSU-Generalsekretär – „aus gesundheitlichen Gründen“. Für CSU-Chef Markus Söder kommt der Rücktritt in einem denkbar ungünstigen Moment. Er hatte Mayer erst im Februar dieses Jahres zum Generalsekretär der CSU gemacht.

    Geschichten aus dem Privatleben Prominenter sind ein Markenzeichen der Bunten. Und in diesem Fall passte scheinbar alles: Ein gläubiger, stramm konservativer Katholik, der im Bundestag den Wahlkreis Altötting vertritt und – zumindest ausweislich seines Wikipedia-Eintrags, seiner Homepage und seiner Biografie auf der offiziellen Seite des Bundestags – sein uneheliches Kind verschweigt.

    Dazu eine makellose politische Karriere, die ihn ins zweitwichtigste Parteiamt führte, das die CSU zu vergeben hat. Und dann noch seine aktuelle, höchst prominente Aufgabe: Mayer sollte die CSU fit machen für den Landtagswahlkampf im kommenden Jahr.

    Mayer soll Journalisten der Bunten heftig bedroht haben

    Die Berichterstattung erzürnte den Politiker offenbar über jedes Maß hinaus. Er soll den Journalisten in einem Telefonat am 27. April mit heftigen Worten bedroht haben. In einem Schreiben des Anwalts des Burda-Verlags, das unserer Redaktion vorliegt, wird Mayer mit den Worten zitiert: „Ich werde Sie vernichten. Ich werde Sie ausfindig machen, ich verfolge Sie bis ans Ende ihres Lebens. Ich verlange 200.000 Euro Schmerzensgeld, die müssen Sie mir noch heute überweisen.“

    Die Drohung „Ich werde Sie vernichten“ sei im gleichen Telefonat mehrfach ausgestoßen worden. Zudem habe Mayer auch noch gefordert, der Journalist solle die Auslieferung der aktuellen Ausgabe des Magazins verhindern. Äußerungen wie jene Mayers können juristisch leicht als versuchte Nötigung oder Erpressung bewertet werden.

    Über sein Bundestagsmandat sagt Stephan Mayer beim Rücktritt nichts

    Als die Vorwürfe gegen Mayer am Dienstagabend – ausgerechnet am Tag der Pressefreiheit – publik wurden, ging dann alles ganz schnell. Mayer trat zurück. Seine Erklärung im Wortlaut: „Aus gesundheitlichen Gründen habe ich heute den Parteivorsitzenden der CSU gebeten, mich von meiner Aufgabe als Generalsekretär zu entbinden. Das ist meine persönliche Entscheidung. Ich habe das Amt des Generalsekretärs gerne und mit großer Freude ausgeführt. Ich bedanke mich bei der gesamten Partei und vor allem bei unserem Parteivorsitzenden Markus Söder für die sehr gute und freundschaftliche Zusammenarbeit. In einem aufgrund einer eklatant rechtswidrigen Berichterstattung geführten Gespräch mit einem Journalisten der Bunten habe ich möglicherweise eine Wortwahl verwendet, die ich rückblickend nicht für angemessen betrachten würde. Dies bedaure ich sehr.“ Über sein Bundestagsmandat, das er seit zwanzig Jahren innehat, verliert Mayer in seiner Erklärung kein Wort.

    Im Burda-Verlag empfindet man Mayers mutmaßliche Schimpftirade mehr als unangemessen. Bunte-Chefredakteur Robert Pölzer sagte: „Dass ein Top-Politiker derart aggressiv und drohend reagiert, ist in den 35 Jahren meines Berufslebens als Journalist noch nicht ansatzweise vorgekommen.“ Burda-Vorstand Philipp Welte sagte unserer Redaktion: „Vernichtungsdrohungen gegen Journalisten durch einen Repräsentanten unseres Parlamentes, also eines Verfassungsorgans, sind ein unerhörter Verstoß gegen die demokratischen Spielregeln und die politische Kultur in unserem Land. Das können und dürfen wir als freie Presse nicht tolerieren.“ CSU-Chef Söder hat für Mittwochvormittag ein Presse-Statement angekündigt.

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